Doppel-Kurzkritik

Eberhard Rathgeb – Maler Friedrich | Boris von Brauchitsch – Caspar David Friedrich. Biografie

Stand
Autor/in
Katharina Borchardt

2024 ist Caspar-David-Friedrich-Jahr. Aus Anlass seines 250. Geburtstags werden nicht nur seine Bilder in umfangreichen Ausstellungen gezeigt, sondern es erscheinen auch einige neue Bücher über den berühmten Landschaftsmaler.
Florian Illies‘ Buch „Zauber der Stille“ ist bereits sehr bekannt. Es führt schon seit einigen Wochen die Spiegel-Bestseller-Liste im Bereich Sachbuch an. Deswegen schaut sich die SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt in diesem Beitrag die Bände „Maler Friedrich“ von Eberhard Rathgeb und „Caspar David Friedrich. Biografie“ von Boris von Brauchitsch an. Zwei Neuerscheinungen, die je einen ganz eigenen, anregenden Blick auf Friedrichs Leben und Werk werfen.

„Der Mönch am Meer“, eines der berühmtesten Bilder von Caspar David Friedrich. Kleiner Mönch vor riesigem dunklen Meer. Darüber ein bewegter, bewölkter Himmel. Kleiner Mensch in großer Landschaft – so malte Friedrich seine Figuren oft. Deshalb findet man den Mönch dieses Jahr auch auf einigen Covern neuer Bücher. Denn 2024 wird Friedrichs 250. Geburtstag gefeiert. Konkret ist der erst am 5. September, aber die Huldigungen sind schon jetzt in vollem Gange. Eine große Caspar-David-Friedrich-Ausstellung ist augenblicklich in Hamburg zu sehen. Danach in Berlin, später in Dresden und in auch einigen anderen Städten.

Und: Es gibt neue Bücher über den großen Landschaftsmaler. Am erfolgreichsten ist gerade sicherlich das fröhlich-anekdotische, sehr szenische und breit recherchierte Buch „Zauber der Stille“ von Florian Illies. Das haben wir auf SWR2 schon vorgestellt. Und auch ein Gespräch mit dem Autor geführt. Das ganze Gespräch gibt es hier:

Literaturhaus Stuttgart

SWR2 Vor Ort "Zauber der Stille" – Florian Illies schreibt über Caspar David Friedrich

Kunsthistoriker Florian Illies hat ein Buch über den Maler Caspar David Friedrich geschrieben. Darin folgt er Friedrichs Werken auf ihrem abenteuerlichen Weg durch die Jahrhunderte.

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Aber es gibt auch neue Friedrich-Bücher von Eberhard Rathgeb und von Boris von Brauchitsch. Und über diese beiden Bücher spricht Katherina Borchardt im Beitrag.

Zunächst ist da der Band „Maler Friedrich“ von Eberhard Rathgeb. Maximal weit entfernt von Illies‘ sehr szenischem, auch mal krachend komischem Erzählen. Rathgebs Buch bettet Friedrich stark ein in die geistesgeschichtlichen Strömungen seiner Zeit: Goethe und Kant, Fichte und Hegel! „Was ich gut finde, denn das fehlte mir bei Illies“, meint Katherina Borchardt. Rathgeb zeigt auch ein tiefes Verständnis für Friedrichs protestantische Herkunft.

„Maler Friedrich“, das ist eine essayistische Betrachtung seines Lebens, grob chronologisch geordnet. Nicht so sehr mittendrin im Geschehen, sondern eher eine Draufschau auf Bilder und Bücher und Briefe aus dem Heute. Dabei ist Rathgeb sehr solidarisch mit Friedrich, manchmal etwas grantig, wenn ihm einer was will.

Tendenz: viel Reflexion, die sich oft aber auch ein bisschen um sich selbst windet, was Katherina Borchardt zu viel wurde. Auch wenn sie den philosophischen Ansatz grundsätzlich gut findet. „Maler Friedrich“ heißt Eberhard Rathgebs Buch.

Also: Illies hier – Rathgeb da. Und genau in der Mitte zwischen diesen beiden: Boris von Brauchitsch mit seiner Caspar-David-Friedrich-Biografie. Findet Borchardt zumindest: mittig. Von Brauchitsch hat – wie die anderen auch – hervorragend recherchiert, klingt auf entspannte Weise souverän und hat auch einen guten Blick für das Anfertigen der Bilder, also ihre Materialität. Sein Buch ist sicherlich das am deutlichsten Chronologische von den dreien, ist aber ja auch als „Biografie“ gekennzeichnet. Einen weiten, auch politisch weiten Horizont hat Brauchitsch, und er schaut sich auf den letzten 20 Seiten dann auch noch an, wie die Malerei des 20. Jahrhunderts Friedrich rezipierte und auch zitierte. Ein bisschen anders also als Illies, der in „Zauber der Stille“ die Spur von Friedrichs eigenen Werken im 20. und 21. Jahrhundert weiterverfolgt.

Besonders interessant bei von Brauchitsch: wie Friedrichs Motive bis heute in Foto und Film zitiert werden. Sein Buch ist als einziges angereichert mit wirklich vielen Bildern, die auch im Kleinformat noch prächtig sind.

Also: Drei sehr unterschiedliche Bücher über ein und denselben Maler. Klug sind sie alle drei. „Zauber der Stille“ von Florian Illies ist dabei sicherlich das unterhaltsamste. Auf schöne Weise unverkrampft, fast kumpelhaft. Für Fortgeschrittene, aber eben schönerweise auch unbedingt für Anfänger. Erschienen im Fischer-Verlag.

„Maler Friedrich“ von Eberhard Rathgeb, Berenberg Verlag, ist das komplexeste. Ein Buch, für das Landschaft nicht nur etwas mit Gebirgen und Gewächsen zu tun hat, sondern auch mit deutscher Geistesgeschichte. Kant und Romantik – und Einzelgänger Friedrich mittendrin. Ein Buch sicherlich vor allem für Fortgeschrittene.

Und schließlich „Caspar David Friedrich. Biografie“, aus dem Insel Verlag, von Boris von Brauchitsch. Für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen. Fein erzählt, tiefgründig und zudem versehen mit zeitgeschichtlichen Exkursen und vielen Bildern.

Katharina Borchardts Fazit:

Ich mag alle drei Bücher. Aber das von Boris von Brauchitsch ist mit kleinem Vorsprung mein persönlicher Favorit. Januar 2024 – das Caspar-David-Friedrich-Jahr ist eröffnet!

Bildbeschreibung Caspar David Friedrich – Der Mönch am Meer

Autor und Kunsthistoriker Florian Illies hat mit „Zauber der Stille“ ein Buch über Caspar David Friedrich geschrieben. Er erzählt von „Mönch am Meer“. Hören Sie selbst!

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Katharina Borchardt