Albrecht Selge hat bereits in seinen vorangegangenen Büchern sein musikalisches Wissen und Verständnis in Literatur hineingearbeitet. Und auch in diesem Buch geht es immer wieder um Musik – zum Beispiel solche, die sich als Stille ausgibt oder solche, die aus der Stille kommt.
Und Albrecht Selge: Der Klassenbeste und gebildete Schöpfer feuilletonaffiner Späße in der Literatur, bei dem man auch immer noch etwas lernt. Dass Lärm zum Beispiel krank machen kann. Selges Erzähler ist Ende 40 und verheiratet; dreifacher Vater noch dazu. Er ist kulturaffin und leidet unter den Geräuschen, die die Welt ihm zumutet. Für so etwas gibt es Ohropax oder Kopfhörer. Die helfen aber bei der Midlife-Krise wenig, aber das ist auch ein unfeines Wort.
„Silence“ hat weniger Handlung als Reflexionen, weniger einen Plot als assoziative Aneinanderreihungen von Erlebnissen, Stimmungen. An Worten fehlt es Selges Ich-Erzähler gewiss nicht, aber diesen Widerspruch hat Selge eingepreist: Es lässt sich eben auch über das Schweigen sehr viel sagen.
Mehr über Albrecht Selge
Musikalischer Steckbrief Albrecht Selge, Schriftsteller und Journalist
Albrecht Selge, geboren 1975 in Heidelberg, aufgewachsen in Westberlin, studierte Germanistik und Philosophie in Berlin und Wien. Sein erster, von der Presse begeistert aufgenommener Roman "Wach" (2011) wurde für den Alfred-Döblin-Preis nominiert und mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis des Harbour Front Literaturfestivals Hamburg ausgezeichnet. Zuletzt erschienen die vielgelobten Romane "Fliegen" und "Beethovn". Albrecht Selge lebt als freier Autor und Musikkritiker mit seiner Familie in Berlin.
Diskussion über vier Bücher SWR Bestenliste Juli - August mit Büchern von Abdulrazak Gurnah, Albrecht Selge, Ronya Othmann und Thomas Kunst
Kirsten Voigt, Eberhard Falcke und Hubert Winkels diskutierten vier auf der SWR Bestenliste im Juli/August verzeichneten Werke in der Kakadu Bar des Staatstheaters Mainz.