Der 1960 in Maria Alm im Salzburger Land geborene Schriftsteller Wolf Haas ist vor allem mit seinen Romanen um den ehemaligen Inspektor und späteren Privatdetektiv Simon Brenner berühmt geworden. Neun Brenner-Krimis sind mittlerweile erschienen. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus lakonischem Witz, Wiener Schmäh und anarchischen Plots ist Haas nicht nur zum Kultautor geworden, sondern hat auch zahlreiche Literaturpreise erhalten.
„Eigentum“ dürfte nun das persönlichste Buch von Wolf Haas sein; eine Abschieds- und Erinnerungssuada an seine Mutter, begonnen noch zu deren Lebzeiten mit einem ehrgeizigen Ziel: Bis zum Tag der Beerdigung der Mutter muss der Roman fertig sein. „Eigentum“ ist trotz des klassischen Haas-Sounds ein tiefernst grundiertes Buch. Wechselweise kommen der Sohn und, in dialektal gefärbten Passagen, die Mutter zu Wort. Und so setzt sich aus fragmentarischen Erinnerungen und sprechenden Details ein zwar nicht vollständiges, aber in seinen Grundzügen doch erkennbares Leben zusammen.
Der Begriff des Eigentums ist gleich mehrfach besetzt: Zum einen hat die Mutter ihr Leben lang um Besitz gekämpft – und diesen dann wenigstens im eigenen Grab gefunden. Zum anderen aber stellt sich auch die Frage: Wem gehört ein Leben; wer verfügt darüber? Und wer hält die Kontrolle darüber in den Händen? Ein raffiniertes kleines Buch, in dem sich einer die Trauer vom Leib hält.
Buchkritik Wolf Haas – Eigentum
Der Brenner-Autor einmal ganz andres, Wolf Haas` bisher persönlichstes Buch – eine Mutterschelte, ein Mutterlob und zugleich ein Roman darüber, ob man über das Leben wirklich schreiben kann. Rezension von Frank Hertweck.
Hanser Verlag, 160 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-446-27833-2
Literatur SWR Bestenliste Dezember
Die SWR Bestenliste empfiehlt seit über 40 Jahren verlässlich monatlich zehn lesenswerte Bücher, unabhängig von Bestsellerlisten. Nicht die Bücher, die am häufigsten verkauft werden, bestimmen die Liste, sondern eine Jury, bestehend aus 30 namhaften LiteraturkritikerInnen, wählt die Bücher aus, denen sie möglichst viele LeserInnen wünscht.
Gespräch Wolf Haas – Müll
Menschliche Körperteile in den Wannen einer Wiener Wertstoff-Deponie bringen Simon Brenner und die Mülltrennung ganz schön durcheinander.
Auf den durchgeknallten Plot um die Organspende-Mafia kommt es aber gar nicht so an, denn die Romane von Wolf Haas haben vor allem eine Heldin: Die Sprache!
Hoffmann und Campe Verlag, 288 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-455-01430-3
Anja Höfer im Gespräch mit dem Buchautor Wolf Haas