Clemens J. Setz hat sich mit seinen Büchern, die oft von randständigen Lebensläufen und Ideen handeln, ein erstaunlich breites Publikum erschrieben. Im vorangegangenen Band „Die Bienen und das Unsichtbare“ fasste der Büchnerpreisträger seine Obsession für die Obsessionen anderer Menschen in eher kurz gehaltene, essayistische Texte. Nun gibt es wieder einen Roman, der für Setz’sche Verhältnisse mit rund 500 Seiten ausgesprochen schmal ausgefallen ist.
In „Monde vor der Landung“ sind es schon die ersten Zeilen, die den Protagonisten in seinem gedanklichen Wahn einfangen: „Wer in Worms lebt, lebt auf dem Planeten Erde. Dieser befindet sich mitten im All und kreist dort, wie jedes Kind lernt, als riesige Kugel um eine noch größere Kugel aus Feuer. Im Jahr 1920 allerdings lebte unter den rund fünfzigtausend Wormser Bürgersleuten ein Mann, auf den nicht einmal das zutraf. Er wohnte zwar ebenfalls, wie sie alle, in Worms, aber darüber hinaus nicht auf, sondern in einer riesigen Erdkugel.“
Dieser Mann, der Protagonist des Romans, heißt Peter Bender und ist ein ehemaliger Fliegerleutnant des Deutschen Heeres. Er proklamiert die sogenannte Hohlwelt-Theorie, nach der die Menschheit innerhalb einer geschlossenen Kugel lebe, außerhalb derer sonst nichts existiere. Setz zeichnet den Lebensweg Benders nach.
Diesen Mann hat es tatsächlich gegeben, und sein Leben endet im Konzentrationslager. Hinter diesem Wissen verwandelt sich die vermeintliche Kuriosität dieser Geschichte in eine Erzählung vom Schrecken des 20. Jahrhunderts.
Buchkritik Clemens J. Setz – Monde vor der Landung
In seinem neuen Buch erzählt der österreichische Schriftsteller Clemens Setz von Peter Bender, einem rheinhessischen Utopisten, Religionsgründer und Nerd, der vor 100 Jahren glaubte, die Menschheit würde nicht auf dieser Kugel, sondern auf der Innenseite der Erdschale leben. Mit „Monde vor der Landung“ bekommt der exzentrische Bender ein verrücktes literarisches Denkmal.
Rezension von Alexander Wasner.
Suhrkamp Verlag, 528 Seiten, 26 Euro
ISBN 978-3-518-43109-2
SWR2 lesenswert Kritik Karoline Kuttner, Clemens J. Setz – Unique, das traurige Einhorn
Das Leben junger Großstädter kann ganz schön schlauchen: Hier der Druck, individuell und unverwechselbar zu sein, da der Wunsch nach Nähe und echten Beziehungen. Von diesem Spagat erzählen der Büchner-Preisträger Clemens J. Setz und die Zeichnerin Karoline Kuttner in ihrer absurd-komischen Graphic Novel "Unique, das traurige Einhorn".
Luftschacht Verlag, 64 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-903422-15-5
Buchkritik Clemens J. Setz – Die Bienen und das Unsichtbare
In „Die Bienen und das Unsichtbare“ erzählt Clemens J. Setz von der Anziehungskraft erfundener Sprachen wie Esperanto oder Blissymbolics – und von den Menschen und Geschichten, die hinter diesen Plansprachen stecken. Eine spannende Forschungsreise in grammatikalische Parallelwelten.
Rezension von Ulrich Rüdenauer.
Suhrkamp Verlag, 416 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-518-42965-5
Literatur SWR Bestenliste Dezember
Die SWR Bestenliste empfiehlt seit über 40 Jahren verlässlich monatlich zehn lesenswerte Bücher, unabhängig von Bestsellerlisten. Nicht die Bücher, die am häufigsten verkauft werden, bestimmen die Liste, sondern eine Jury, bestehend aus 30 namhaften LiteraturkritikerInnen, wählt die Bücher aus, denen sie möglichst viele LeserInnen wünscht.