Die Verfilmung von Claire Keegans ursprünglich 2010 erschienener Erzählung war in diesem Jahr unter dem Titel „The Quiet Girl“ als erster irischsprachiger Film überhaupt für einen Oscar nominiert. Nun hat der Steidl Verlag das rund 100 Seiten starke Buch in einer neuen, überarbeiteten und ausgesprochen schön ausgestatteten Auflage veröffentlicht. Es eröffnet mit einer sonntäglichen Fahrt über das Land in Richtung irischer Ostküste. Im Auto sitzen Vater und Tochter. Von einer Idylle kann jedoch keine Rede sein.
Claire Keegan erzählt aus der Ich-Perspektive des Mädchens, das etwa sieben oder acht Jahre alt und eine genaue Beobachterin von Details ist, ohne dass die Details unmittelbar in einen historischen oder sozialen Kontext eingeordnet werden. Alles in „Das dritte Licht“ ist auf verblüffend einfache und zugleich kunstvolle Weise indirekt erzählt. Das Mädchen wird auf den Hof von entfernten Verwandten gebracht, weil seine Mutter erneut schwanger ist und das Geld nicht reicht, um alle durchzufüttern.
Bei den Pflegeeltern muss das Kind erst lernen, der Fürsorge und Zuneigung zu vertrauen. Ein heißes Bad wird zum Ereignis. Leider lastet auch über dem Haus der Pflegeeltern ein dunkles Geheimnis. Claire Keegan schafft eine Atmosphäre der Ambivalenz, eine Bedrohung bleibt immer präsent. Doch die Schriftstellerin setzt auf ein Grundgerüst an Integrität, das die Menschen zusammenhält.
Gespräch Claire Keegan – Das dritte Licht
Die Schriftstellerin Claire Keegan hat die Erzählung "Das dritte Licht" veröffentlicht, die in einer neuen, überarbeiteten Übersetzung vom Steidl Verlag veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das von Pflegeeltern auf einem irischen Bauernhof aufgenommen wird, und spielt im perspektivlosen Irland des Jahres 1981. Die Erzählung wurde verfilmt und als erster irischsprachiger Film für den Oscar nominiert. Christoph Schröder, der Kritiker, hat die Erzählung gelesen. | Alexander Wasner im Gespräch mit Christoph Schröder. | Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser | Steidl Verlag,104 Seiten, 20 Euro | ISBN 978-3-96999-199-2
Buchkritik Claire Keegan - Kleine Dinge wie diese
Irland in den 1980er Jahren: Claire Keegan erzählt in ihrem Roman "Kleine Dinge wie diese" vom Mut eines einfachen Mannes, der nicht mitschuldig werden will am Machtmissbrauch der katholischen Kirche. Eine eindringliche Geschichte über die Gefahr der Komplizenschaft, wenn Menschen das Grauen in ihrer Mitte ignorieren, um in ihrem Alltag fortfahren zu können - aber auch über die Möglichkeit, das Richtige zu tun.
Rezension von Claudia Fuchs.
Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
Steidl Verlag, 112 Seiten, 18 Euro
ISBN 978-3-96999-065-0
Literatur SWR Bestenliste Dezember
Die SWR Bestenliste empfiehlt seit über 40 Jahren verlässlich monatlich zehn lesenswerte Bücher, unabhängig von Bestsellerlisten. Nicht die Bücher, die am häufigsten verkauft werden, bestimmen die Liste, sondern eine Jury, bestehend aus 30 namhaften LiteraturkritikerInnen, wählt die Bücher aus, denen sie möglichst viele LeserInnen wünscht.