Der zweite Teil einer Trilogie, der Julia Schoch den Titel „Biographie einer Frau“ gegeben hat. Im ersten Teil, dem Roman „Das Vorkommnis“, liest eine Autorin in einer norddeutschen Stadt aus ihrem neuen Roman vor. Im Anschluss an die Veranstaltung tritt eine Frau an den Signiertisch und sagt lapidar: „Wir haben übrigens denselben Vater.“ Eine Begegnung, die das Leben der Autorin auf den Kopf stellt.
Nun also „Das Liebespaar des Jahrhunderts“. Dass es so sein könnte, ist ein Gedanke, den die Ich-Erzählerin zu Beginn einmal hat, als alles euphorisch ist und schwebend. Das ist lange her. Denn der Roman beginnt so spektakulär wie niederschmetternd: „Im Grunde ist es ganz einfach: Ich verlasse dich.“ Es sind auch nur drei Wörter. Wie auch die Wörter, die man sagt, wenn man sich gegenseitig der Liebe versichert.
Was Julia Schoch nun minutiös und mit soziologischer wie psychologischer Genauigkeit rekonstruiert, ist eine Liebesgeschichte in all ihren Phasen und Erscheinungsformen: Das Kennenlernen an einer Universität in Ostdeutschland unmittelbar nach dem Fall der Mauer. Das Versprechen von Freiheit und Leichtigkeit: Feiern, sich lieben, unterwegs sein, eine Zeitlang im Ausland, Kinder bekommen.
31 Jahre lang geht das so, entwickelt eine Selbstverständlichkeit, die in Entfremdung umschlägt. Am Ende steht eine nüchterne Bilanz, zu der auch die Anschaffung von vier Küchen im Laufe der Jahre zählt. Vieles bleibt angedeutet. Die Sprache des Romans ist die Mechanik der Erinnerung.
Gespräch „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ – Julia Schoch erzählt vom Ende einer Ehe
Eine Frau will sich von ihrem Mann trennen. 30 Jahre lang waren sie verheiratet. 2 gemeinsame Kinder. Was geht der Frau durch den Kopf? Ein Gespräch mit der Autorin Julia Schoch.
SWR2 lesenswert Kritik Julia Schoch – Das Liebespaar des Jahrhunderts. Biographie einer Frau
Warum an der Liebe arbeiten, wenn man sich auch trennen kann? Messerscharf und exemplarisch analysiert Julia Schoch in "Das Liebespaar des Jahrhunderts" die Ermüdungserscheinungen einer langjährigen Beziehung. Und stellt die Frage, wie man eingeschlichenes Unglück wieder loswird.
dtv Verlag, 192 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-423-28333-5
Literatur SWR Bestenliste Dezember
Die SWR Bestenliste empfiehlt seit über 40 Jahren verlässlich monatlich zehn lesenswerte Bücher, unabhängig von Bestsellerlisten. Nicht die Bücher, die am häufigsten verkauft werden, bestimmen die Liste, sondern eine Jury, bestehend aus 30 namhaften LiteraturkritikerInnen, wählt die Bücher aus, denen sie möglichst viele LeserInnen wünscht.