„Wilderer“ ist die etwa fünf Jahre später einsetzende Fortschreibung von Reinhard Kaiser-Mühleckers 2016 erschienenen Roman „Fremde Seele, dunkler Wald“, der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand. Kaiser-Mühlecker, der in Eberstalzell in Oberösterreich aufgewachsen ist und dort den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Familie führt, setzt in seinen mittlerweile acht Romanen ein Mosaik von Geschichten aus dieser Gegend zusammen; aus einer Landschaft, die keineswegs als Idylle gezeichnet wird.
Das Dorf, in dem der junge Bauer Jakob, der Protagonist des Romans, mit seinen Eltern lebt, liegt inmitten einer Kulturlandschaft im Umbruch, in der viele bereits den Anschluss an die Gegenwart verloren haben. Jakob wird gezeigt als ein Mensch, der nie eine Alternative hatte. Er ist gefüllt mit Wut.
Eines Tages ist Katja im Dorf, eine Künstlerin aus der Salzburger Gegend, die ein dreimonatiges Stipendium erhalten hat. Katja nimmt Jakobs Leben in die Hand, als sei es das Selbstverständlichste, und stellt den Hof auf Biolandwirtschaft um. Die beiden heiraten und bekommen einen gemeinsamen Sohn.
Es könnte tatsächlich alles gut werden, doch man ahnt, dass es anders kommen wird. Reinhard Kaiser-Mühlecker betrachtet seine Romane aus einer devastierten Heimat als Realismus. Das ist so verblüffend wie erschreckend zugleich.
Buchkritik Reinhard Kaiser-Mühlecker - Wilderer
Ein junger Bauer sucht um Anschluss an die Gegenwart und scheitert doch an den Gegebenheiten der Landwirtschaft und der eigenen psychischen Verfassung. „Wilderer“ beeindruckt durch eine Ästhetik des Kargen und eine Komik der Hoffnungslosigkeit.
Rezension von Carsten Otte.
S. Fischer Verlag, 350 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-10-397104-0
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