Ausgerechnet! Die Nibelungen! Nun wissen wir, dass Felicitas Hoppe eine Meisterin der literarischen Überschreibungen ist. In „Hoppe“ hat sie sogar ihre eigene Biografie als Roman geschrieben. Aber dass sie sich mit ihrem spielerisch-ironischen Umgang mit einem der deutschesten aller deutschen Stoffe einem Wagnis aussetzt, weiß die Büchnerpreisträgerin selbst.
Was wurde aus der Nibelungensage nicht schon alles gemacht, was wurde mit ihr nicht herumzitiert, dramatisiert, durchgearbeitet. Aber: Dass Hoppe so etwas so federleicht schreiben kann, spricht eben auch für ihr Können. Denn der Stoff bietet auch alles, was eine Schriftstellerin sich wünschen kann: Liebe, Verrat, Gier, einen Schatz, Betrug. Und natürlich: Ehre und Treue. Deutsche Tugenden, die nun wirklich ein paarmal zu oft in Dienst einer Ideologie gestellt wurden. Hoppe entgeht der blutigen Schwere und allen damit verbundenen Verpflichtungen, indem sie gleich mehrere doppelte Böden einbaut. Ihr Protagonist ist der Schatz, das frei flottierende Kapital.
Hoppe hatte schon immer ein Faible für das Märchenhafte und zugleich Anspielungsreiche. Sie interessiert sich für das Abseitige des Stoffs und inszeniert diese Abseitigkeiten in zahlreichen Details. Zwischen Tarantino und Wormser Männerchor. So beginnt auch alles auf dem Wormser Domplatz mit einer Theaterinszenierung. Schwerter werden zu Buttermessern. Und ums Geld geht es auch immer. Sehr gegenwärtig.
Buchkritik Felicitas Hoppe – Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm
Das Nibelungenlied – eine Schatzgrube, in der seit rund 700 Jahre nach seinem Entstehen immer noch geschürft wird. Das Epos um Gold, Liebe, Verrat und Mord hat auch Büchnerpreisträgerin Felicitas Hoppe zu einer Neuerzählung inspiriert. Intelligent, verspielt und mit feiner Ironie.
Rezension von Angela Gutzeit.
Fischer Verlag,256 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-10-032458-0
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