Der hoch renommierte Übersetzer und Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt wurde 1928 in Reinbek bei Hamburg geboren. In seinem 1991 erschienenen, bis heute tief erschütternden Buch „Die Absonderung“ hat Georges-Arthur Goldschmidt von seiner Flucht aus Deutschland im Jahr 1939, seinem Ankommen in einem Internat in den französischen Savoyen und von den Demütigungen dort erzählt.
„Der versperrte Weg“ ist das Gegenbuch zu „Die Absonderung“; die Rekonstruktion des Lebens seines um vier Jahre älteren Bruders Erich.
Im Internat, das die Brüder gemeinsam besuchen, blickt Erich mit Verachtung auf den weinerlichen jüngeren Bruder, den in seinen Augen alle Peinigungen und Bestrafungen durch die Mitschüler zurecht treffen. Ihm, Erich, dessen Lebensinhalt, wie es einmal heißt, das Deutsche war, sind tatsächlich fast sämtliche Wege versperrt. Was bleibt, ist der Kampf.
Auf gerade einmal rund 100 Seiten skizziert Goldschmidt das Leben seines Bruders als ein Kontinuum von Widersprüchen. Während Georges-Arthur im französischen Internat bleibt, schlägt Erich sich durch die Wälder, findet Anschluss bei einer Widerstandsgruppe und hilft bei der Befreiung des Konzentrationslagers Strutthoff im Elsass.
2011 ist Erich Goldschmidt gestorben. Sein jüngerer Bruder hat ihm in „Der versperrte Weg“ kein Denkmal gesetzt. Stattdessen hat er ein Buch über einen Menschen geschrieben, der nie eine Chance hatte, über sein eigenes Leben zu bestimmen.
Literatur Deutscher Buchpreis an Antje Rávik Strubel für ihren Roman "Blaue Frau"
Antje Rávik Strubel erhält den Deutschen Buchpreis 2021 für ihren Roman „Blaue Frau“. „Mit existenzieller Wucht und poetischer Präzision schildert Antje Rávik Strubel die Flucht einer jungen Frau vor ihren Erinnerungen an eine Vergewaltigung. Schicht um Schicht legt der aufwühlende Roman das Geschehene frei“, heißt es in der Jury-Begründung.
Literatur SWR Bestenliste Dezember
Die SWR Bestenliste empfiehlt seit über 40 Jahren verlässlich monatlich zehn lesenswerte Bücher, unabhängig von Bestsellerlisten. Nicht die Bücher, die am häufigsten verkauft werden, bestimmen die Liste, sondern eine Jury, bestehend aus 30 namhaften LiteraturkritikerInnen, wählt die Bücher aus, denen sie möglichst viele LeserInnen wünscht.