Platz 10 (30 Punkte)

Kai Wieland: Zeit der Wildschweine

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Zunächst einmal wird Leon, der Ich-Erzähler von Kai Wielands zweitem Roman, gründlich verdroschen. Im Boxring. Ein Typ namens Janko erledigt das.

Kurz darauf erhält Leon, von Beruf Reisejournalist, den Auftrag, in Frankreich zwei Geisterstädte, so genannte Lost Places zu besuchen und darüber eine Reportage zu schreiben. Dafür braucht er einen Fotografen als Begleiter.

Seine Wahl fällt auf Jano, dessen Vorbild der Kriegsfotograf Robert Capa ist, während Leon ausgerechnet Hemingway hinterhereifert.

Doch die Zeit der großen Helden ist vorbei. Das zeigt sich besonders im zweiten Erzählstrang, der Leons familiärer Situation gewidmet ist.

Die Mutter hat den Freitod gewählt, mit der bürgerlich verheirateten Schwester kommt Leon, kein ganz junger Mann mehr, nicht zurecht; der Vater wohnt allein in einem großen Haus am Waldrand und bietet Leon völlig überraschend an, sein Haus gegen dessen Wohnung zu tauschen.

Überraschenderweise lenkt Leon ein und findet sich dort, wohin er eigentlich nicht zurückwollte. Und er muss mit seinem urspießigen und zugleich unheimlichen schwäbischen Nachbarn zurechtkommen.

„Zeit der Wildschweine“ ist Identitätssuche, Heimatroman und zugleich ein raffiniertes Spiel mit Zitaten.

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Autor/in
SWR