Kaum jemandem ist der Name Ilon Wikland wirklich geläufig, doch höchstwahrscheinlich haben oder hatten die allermeisten mindestens eines ihrer Werk zu Hause, denn Ilon Wikland hat die Bücher von Astrid Lindgren bebildert. Sie ist nicht die einzige Kinderbuch-Illustratorin, die unbekannt und dabei doch weltberühmt ist.
Ihre Figuren kennen die meisten, ihren Namen nicht
Ein Mädchen mit pechschwarzen, lockigen Haaren. Barfuß und mit Pfeil und Bogen in den Händen stapft sie durchs Gras, im Hintergrund ragt eine imposante Burg in den Himmel. Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ steht mit diesem Cover seit Jahrzehnten in den Bücherregalen der Kinderzimmer. Und das auf der ganzen Welt.
Während der Roman längst zum Kanon der Kinder- und Jugendliteratur gehört und Autorin Astrid Lindgren auch dank dieser Figur unvergessen ist, ist die Illustratorin des Buches nahezu unbekannt.
Ilon Wikland hat das Werk von Astrid Lindgren bildlich geprägt
Genauso wie Lindgren stammt Ilon Wikland aus Schweden, geboren wurde sie 1930 in Estland. Sie hat nicht nur Räubertochter Ronja ein Gesicht gegeben, sondern auch den Kindern aus Bullerbü oder Karlsson vom Dach.
Ilon Wikland und Astrid Lindgren lernten sich zu Beginn der 1950er-Jahre kennen, damals war die Autorin noch kaum bekannt. Lindgren gefielen Wiklands Arbeiten so gut, dass sie ihr bei den Illustrationen komplette künstlerische Freiheit ließ. Jahrzehntelang arbeiteten die beiden Frauen miteinander.
Um fast vergessene Illustrator*innen zu ehren, hat Nina Dulleck – selbst erfolgreiche Illustratorin zum Beispiel der Reihe „Die Schule der magischen Tiere“ – den Goldenen Pinsel ins Leben gerufen. Ilon Wikland bekommt den Preis 2024.
Felicitas Kuhn: Einprägsamer Stil erweckt Märchen zum Leben
Wie Ilon Wikland haben auch andere Kinderbuch-Illustrator*innen literarische Werke mit ihrer ganz eigenen, künstlerischen Handschrift geprägt. Und mit zu deren Erfolg beigetragen. So zum Beispiel auch Felicitas Kuhn.
Ihren Namen hat kaum jemand gehört, doch ihre Bilder von Schneewittchen oder Rotkäppchen sind längst im kollektiven Gedächtnis verankert. Erst vor wenigen Jahren wurden die von ihr illustrierten Märchenbücher noch einmal neu aufgelegt und prägen damit auch das Bild der Figuren bei den Kindern von heute.
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Auch Felicitas Kuhn wurde bereits mit dem Goldenen Pinsel ausgezeichnet. Zwei Jahre vor ihrem Tod wurde die 94-jährige Illustratorin 2020 für ihr umfangreiches Werk geehrt.
Rund 300 Kinderbücher hatte die Österreicherin in ihrem farbigen, unverkennbaren Stil illustriert. „Ich habe als Kind Stunden damit verbracht, ihre Bilder zu betrachten“, erinnert sich Nina Dulleck. „Nebenher habe ich lesen gelernt.“
Leo Lionni: Der Illustrator, der zum Autor wurde
In Sachen Popularität haben es die Künstler*innen leichter, die auch die Texte ihrer Bücher verfassen. Damit landet ihr Name automatisch auf dem Cover. Im Bereich Illustration war das lange Zeit unüblich und ändert sich erst seit wenigen Jahren.
Bekanntes Beispiel eines für Kinder schreibenden Künstlers ist der amerikanische Grafiker Leo Lionni. Sein „Das kleine Blau und das kleine Gelb“ steht bis heute in vielen Kitas, Kindergärten und Kinderzimmern.
Auch die Sonnenstrahlen sammelnde Maus „Frederick“ stammt aus der Feder von Lionni. Sie ist fast 60 Jahre alt und verzaubert junge Leser*innen bis heute. Beigetragen hat dazu sicher auch Leo Lionnis unverwechselbarer Stil: Er arbeitete oft mit Collagen, für die er unter anderem Tapete oder Zeitungspapier benutzte. Außerdem verwendete der 1999 verstorbene Künstler Pastell, Bleistift und unterschiedliche Drucktechniken.
Helmut Spanner beeindruckte mit realistischem Stil
Während diese Collagetechnik von Leo Lionni zu Abstraktion führt, sehen die Bilder von Helmut Spanner überaus realistisch aus. Bekannt wurde er in den 1980er-Jahren mit seiner Tier-Reihe. „Ich bin die kleine Katze“ oder „Ich bin die kleine Ente“ gehörten fest zur Kindheit in der alten Bundesrepublik. Auf der Textebene passiert in diesen Büchern nicht sonderlich viel. Die detailreichen Illustrationen aber eröffnen ganze Welten.
Ein Blick auf diese und andere Buchcover reicht, um sich ins Kinderzimmer zurückzuversetzen. Wer sich an die Namen der Urheber nicht erinnert, kennt trotzdem ihre Bilder in- und auswendig.
Illustrator*innen sind damit oft die ersten Helden der Kindheit. Oder zumindest diejenigen, die den Helden der Kinder-Geschichten ihre Gesichter gegeben haben. Und die bleiben ein Leben lang in Erinnerung.
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