Immer mehr Unternehmen geben weniger für Kulturförderung aus

Welche Unternehmen im Südwesten lassen sich die Unterstützung der Kultur etwas kosten?

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Sophia Volkhardt
Sophia Volkhardt

Die Kultur ist auf die Wirtschaft angewiesen: Aber die private Kulturförderung ist oft umstritten und wird in den letzten Jahren immer weniger. Die Unternehmen müssen sparen. Trotzdem gibt es im Südwesten Firmen, die weiter tief in die Tasche greifen.

Ob bei Konzerten durch alle Genres, Ausstellungseröffnungen oder Festivals – immer heißt es: „Wir danken unseren Sponsoren“. Und unter denen finden sich fast immer große Konzerne, die mit ihren Stiftungen Museen, Universitäten oder gezielt Veranstaltungen unterstützen.

Fördermittel werden von allen Seiten knapper

Das ist auch wichtig, denn ohne private Kulturförderung wäre bei vielen Veranstaltungen längst das Licht ausgegangen. Gerade erst gab es in Rheinland Pfalz einen Aufschrei, weil das zuständige Ministerium in Mainz in einer Mail zu Beginn der Sommerferien mitgeteilt hatte, dass die Kulturverbände für 2025/26 mit denselben Fördermitteln auskommen müssen wie 2024.

Und das trotz der steigenden Kosten und Löhne. Die Kürzungen schaden den Kreativen im Land, heißt es in einem offenen Brief, der online einsehbar ist. Private Förderer sind also umso wichtiger.

BASF gibt weniger Geld fürs Filmfestival

Was passiert, wenn auch diese ihre Unterstützung zurückfahren, wurde vor Kurzem deutlich, als die Ludwigshafener BASF angekündigt hat, in Zukunft weniger für das Filmfestival in der Stadt auszugeben.

Firmensitz mit bunten Flaggen am Eingang
Beim Sponsoring der BASF SE gibt es drastische Einsparungen.

Der Chemiekonzern ist der Hauptsponsor, in diesem Jahr reduziert er aber seinen Sponsoringbetrag um etwa 15 Prozent, im kommenden Jahr noch einmal um rund ein weiteres Drittel.

Ein harter Einschnitt, sagte Festivalchef Michael Kötz dem SWR. Bei der Gründung des Festivals des deutschen Films 2005 sei die Förderung noch rund fünf Mal höher gewesen.

Auf dem Roten Teppich beim Filmfestival Ludwigshafen: Meret Becker (3.v.l.), Hauptdarstellerin des Eröffnungsfilms "Familie is nicht".
Auf dem Roten Teppich beim Filmfestival Ludwigshafen: Meret Becker (3.v.l.), Hauptdarstellerin des diesjährigen Eröffnungsfilms „Familie is nicht“.

Als Hauptsponsor der Foto-Biennale Mannheim-Heidelberg-Ludwigshafen hat sich die BASF seit dem letzten Jahr gar komplett zurückgezogen. Unabhängig davon wurde das Festival ein paar Monate später wegen Antisemitismus Vorwürfen abgesagt.

BASF verlagert ihr Sponsoring

Auf Anfrage hieß es von der neuen Leiterin des Bereichs für gesellschaftliches Engagement am Standort Ludwigshafen bei der BASF, Anna Katharina Rapp, man müsse auch im gesellschaftlichen Engagement einen Beitrag leisten, wenn gleichzeitig am Standort der Verbund angepasst und Stellen eingespart werden müssen.

Da sei es selbstverständlich, die zur Verfügung stehenden Mittel zu prüfen und mit Bedacht einzusetzen.

Wir als Unternehmen können keine Dauerförderungen eingehen.

Dem Filmfestival werde man aber weiter als „vertrauensvoller Partner“ zur Seite stehen.

Mercedes-Benz geht ungewöhnlichen Weg

Einen ungewöhnlichen neuen und vor allem regionaleren Weg will Mercedes Benz in Zukunft bei der Kulturförderung gehen. Wie in dieser Woche bekannt wurde, delegiert das Unternehmen die Entscheidung über die Verteilung von 6,5 Millionen Euro für Kulturprojekte an eine unabhängige Jury.

Museumsbau in Stuttgart
Mercedes-Benz fördert Stuttgarter Kultur nicht nur in ihrem eigenen Museum.

Der Kulturkreis der Wirtschaft wird bis 2028 darüber entscheiden, wer die Mittel des sogenannten „Kulturkessel“ Initiative bekommen soll.

Dabei soll es vor allem darum gehen, für nachfolgende Generationen eine vielfältige und nachhaltige Kulturszene zu schaffen. Sprich, es sollen auch jüngere Kulturschaffende unterstützt werden. Nach Angaben des Kulturkreises ist es das erste Mal, dass sie sich so gezielt regional in der Stadt Stuttgart engagieren.

Privates Kultursponsoring ist umstritten

Kultursponsoring ist eine bedeutende Einnahmequelle für kleine und große Kulturorganisationen. Autohersteller, Banken, Pharmakonzerne oder die Rüstungsindustrie fördern in der Regel nicht aus Selbstlosigkeit – Sponsoring ist primär Werbung und damit eine Form von Öffentlichkeitsarbeit, außerdem spart sie Steuern.

Dabei wird natürlich genau überlegt, was gefördert wird. Oft bleibt dabei vor allem Subkultur unbedacht.

Sparkassen größte nicht-staatliche Kulturförderer

Aber, es gibt Ausnahmen: Auch die „Großen“ unterstützen den vielversprechenden Nachwuchs und nicht nur die großen Namen und großen Ausstellungen.

Bestes Beispiel ist die Sparkassen-Finanzgruppe. Nach eigenen Angaben ist sie die größte Förderin von Kunst und Kultur nach der öffentlichen Hand in Deutschland.

Sparkasse Logo
Von Kunstprojekten, Chören, Lesungen oder jungen Musiker*innen – die Sparkassen in den Regionen sind als Sponsor wichtig für die Kultur vor Ort.

Die Sparkassen fokussieren sich bei ihrer Förderung auf die Kulturszene in ihrer Region – eines von vielen Beispielen ist da die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in der Region Stuttgart, die sich in diesem Jahr wieder auf die Fahnen geschrieben haben, den Nachwuchs in ihrer Region zu fördern.

So verleiht die Bank im September ihren Südwestdeutschen Kunstpreis, damit soll die große Bandbreite der gegenstandslosen Kunst aufgezeigt werden. Die nachfolgende Ausstellung ist noch bis November in der Kreissparkasse Esslingen zu sehen.

Außerdem treten in der Reihe „Junge Interpreten“ immer wieder junge Musiktalente auf. Sie sollen so lernen können, wie sie sich professionell bewerben und präsentieren können. Bühnenerfahrung also, auf einer Bühne, die einem auch erstmal jemand geben muss und die für das Vorankommen als Berufsmusiker*innen unerlässlich ist.

„Schraubenkönig“ Würth: Engagement für die Kultur in ganz Europa

Wie modernes Mäzenatentum aussehen kann, zeigt keiner besser als der Industrielle Reinhold Würth, der 1991 in Künzelsau das erste Museum Würth erbauen ließ. Der heutige Milliardär hat aus einem Zwei-Personen-Betrieb ein Imperium mit Schrauben und Dübeln erschaffen. Und die Kunst in den ländlich geprägten Nordosten von Baden-Württemberg gebracht.

Die Sammelleidenschaft des Kunstliebhabers hat bis heute Einfluss auf Galerien und Ausstellungen weltweit. Seine Sammlung umfasst mehr als 20.000 Werke.

Skulpturengarten Würth - Ringe, 2005, Stephan Kern
Der Skulpturengarten zwischen der Firmenzentrale Würth in Künzelsau und dem Carmen-Würth Forum. Hier zu sehen ist eine Skulptur von Stephan Kern.

Die Kulturförderung ist nach eigenen Angaben fest in die Unternehmensstruktur des Konzerns verankert. Und es bleibt nicht nur bei der Präsentation der eigenen Kunst, Würth engagiert sich mit kostenlosen Ausstellungsräumen in ganz Europa.

Hinzu kommt ein umfangreiches Kulturprogramm für Musik und Literatur. Erst im Juli wurde bekannt, dass die Salzburger Festspiele einen neuen Hauptsponsor haben: Die Würth-Gruppe.

Logistikunternehmen neuer Master-Partner der Nibelungen-Festspiele

Es wird also nicht überall weniger mit dem privaten Sponsoring in der Kulturbranche, die Nibelungen Festspiele in Worms haben in diesem Sommer eine positive Bilanz gezogen. In diesem Jahr hatte das Theaterfestival einen neuen Hauptsponsor. Das Wormser Logistikunternehmen TST hatte sein Sponsoring in diesem Jahr erweitert.

Das Festival sei nicht nur ein „kulturelles Highlight, sondern auch ein wichtiger Impulsgeber für die regionale Wirtschaft und den Tourismus.“

Die Nibelungen-Festspiele in Worms werden traditionell am Dom aufgeführt.
Die Nibelungen-Festspiele in Worms werden traditionell am Dom aufgeführt.

Ganz klar: Kultur ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, erweitert den Horizont, bringt Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen und liefert neue Denkanstöße. Und ganz gleich aus welcher Motivation heraus Unternehmen die Kultur fördern und ob diese Förderung vielfältig genug ist, ohne die finanzielle Unterstützung würde die Kultur und ihr Einfluss weiter schrumpfen.

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