Vor 75 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit.
Berge von Leichen und zu Tode erschöpfte Menschen, die ihren Befreiern durch den Stacheldrahtzaun ängstlich entgegenblicken - es ist ein grauenvoller Anblick, der sich den Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945 im Konzentrationslager Auschwitz bietet.
75 Jahre später sind nur noch wenige der einstigen Häftlinge am Leben und in der Lage, unmittelbar über ihre Erfahrungen in der NS-Zeit zu berichten. Mit dem Verschwinden der Zeitzeugen, dem Verlöschen der persönlichen Erinnerung muss sich das öffentliche Gedenken an den Holocaust neu erfinden.
Doch wie lässt sich die Geschichte der ermordeten Juden heute noch vermitteln?
Es diskutieren:
Esther Dischereit, deutsch-jüdische Schriftstellerin und Beobachterin des Untersuchungsausschusses zu den NSU-Verbrechen, Berlin
Sibylle Thelen, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und der Gedenkstättenarbeit, Stuttgart
Prof. Dr. Thomas Thiemeyer, Direktor des Ludwig-Uhland-Instituts für empirische Kulturwissenschaft, Tübingen
Gesprächsleitung: Silke Arning
75 Jahre Befreiung der Konzentrationslager
Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?
6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust
Glauben Chiffre des Grauens. 75 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz
75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz können nur noch wenige Zeitzeugen von ihrem Leiden berichten. Historiker und Restauratoren suchen in Schriften und Gebäuden daher nach den Spuren von denen, die nichts mehr sagen können.
Historische Tondokumente im Archivradio
Historisches Tondokument Radioansprache von Anita Lasker nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen
16.4.1945 | Am 15. April 1945 wurde die 19-jährige Anita Lasker von britischen Truppen aus dem KZ Bergen-Belsen befreit. Schon einen Tag später berichtete sie im deutschen Programm der BBC, was sie erlebt hatte.
15.4.1946 Ehemaliger Lagerkommandant Rudolf Höß über Auschwitz
15.4.1946 | Kurt Kauffmann, der Verteidiger von Ernst Kaltenbrunner, verhört Rudolf Höß, der von 1940 bis 1943 Lagerkommandant von Auschwitz war. Höß spricht offen über die Ankunft der Züge mit den Gefangenen, ihre Aufteilung in Zwangsarbeit oder Tod in der Gaskammer. | Nürnberger Prozesse
Zeitzeugen und Holocaust-Überlebende
Leben Im Schatten leben - Eva Nickel und ihre ermordeten Schwestern
Eva Nickel hat ihre in Auschwitz ermordeten Schwestern Ruth und Gitti nie kennengelernt, aber Evas ganzes Leben ist von ihnen geprägt.
Buchtipps
Buchkritik Yishai Sarid: Monster
Tourguide in Auschwitz: Der Erzähler in Yishai Sarids neuem Roman ist Historiker und so reingerutscht in diesen Job. Er führt israelische Reisegruppen, erlebt antrainierte Erinnerungsmechaniken und verliert zunehmend die Fassung. Furios!
lesenswert Kritik David Rousset: Das KZ-Universum
David Rousset beschrieb als einer der ersten das mörderische System der Konzentrationslager. Nun ist sein Buch von 1946 zum ersten Mal auf Deutsch erschienen.
Aus dem Französischen von Olga Radetzkaja und Volker Weichsel.
Mit einem Nachwort von Jeremy Adler und Erläuterungen von Nicolas Bertrand.
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 2020
ISBN 978-3-633-54302-1
141 Seiten
22 Euro
Buchkritik Zsófia Bán: Der Sommer unsres Missvergnügens
Wie lässt sich der Holocaust darstellen? Und wie anwachsender Populismus und Melancholie angesichts der Geschichte ertragen? Auf solche und andere Fragen sucht die Ungarin Zsófia Bán in ihren Essays nach Antworten.
Essays
Aus dem Ungarischen von Terézia Mora
Mit einem Nachwort von Daniela Strigl
Verlag Matthes & Seitz
ISBN 978-3-95757-720-7
256 Seiten
22 Euro