Zum 80. Geburtstag des Bergsteigers

Reinhold Messner über seine Autobiografie: „Ich bin häufig auf Gegenwind gestoßen“

Stand
Das Interview führte
Wilm Hüffer
Interview mit
Reinhold Messner
Onlinefassung
Julian Burmeister

In seiner Autobiographie „Vom Wachsen an Widerständen. Gegenwind“ berichtet Reinhold Messner von seinen Erfahrungen als Extrembergsteiger, die ihn nicht nur körperlich sondern auch psychisch oft schwer zusetzten. Er wolle mit dem Buch anderen Mut machen, Abenteuer zu wagen und nicht an Widerständen zu zerbrechen, sagt Messner in SWR Kultur.

Gegenwind als Antrieb nutzen, nicht als Hindernis

Reinhold Messner will in seinem neuen Buch nicht Bilanz ziehen, sondern über die Konstante sprechen, die sein ganzes Leben durchzieht: die Widerstände, mit denen er immer wieder zu kämpfen hatte:

Ich bin in meinem Leben häufiger auf Gegenwind gestoßen, zum Teil beflügelnd, zum Teil natürlich auch zerstörend, aber in der Summe muss ich sagen: Es ist eine positive Geschichte. Nur, wenn man Gegnerschaft hat, kann man die letzten und besten Kräfte aus sich herausholen.

Reinhold Messner im Jahr 1984
Reinhold Messner im Jahr 1984.

Persönliche Schicksalsschläge und öffentliche Kritik

Das einschneidendste Erlebnis in Messners Leben war der Tod seines Bruders Günther Messner bei der Besteigung des Nanga Parbat im Jahr 1970, der ebenfalls ein erfahrener Bergsteiger war. Viele gaben Reinhold Messner die Schuld daran.

Unter dem Druck, den diese Vorwürfe auf ihn ausübten, litt Reinhold Messner viele Jahre lang. „Das Schlimme war, dass diese Anschuldigungen am Beginn vom Expeditionsleiter kamen, der gar nicht dabei war. Da oben war ich mit meinem Bruder allein und am Ende kam ich als der einzige Zeuge zurück.“

Reinhold Messner mit dem 2005 gefundenen Schuh seines Bruders Günther
Reinhold Messner mit dem 2005 gefundenen Schuh seines Bruders Günther.

Die Rufmordkampagne rund um dieses Ereignis dauere bis heute an, sagt Messner. Der Vorwurf lautete, er habe den Bruder seinem Ehrgeiz geopfert. Messner vermutet, dass die Kritiker damit versuchen wollten, seine Art des Abenteuers „zu killen“.

Touristen ohne Respekt vor dem Berg

Als Messner vor Jahrzehnten mit seinen Extremtouren begann, revolutionierte er damit das Bergsteigen. Mittlerweile ist der Sport kein einsames Unterfangen mehr, sondern es gibt große Touristentouren, die die Besteigung eines Achttausenders als Urlaubsattraktion anbieten.

Für Messner verliert der Berg dadurch an Würde: „Dieser Berg ist nicht mehr ein Berg, sondern eine Attrappe. Diese Welt ist eine touristische geworden. Das heißt, ich kann den Berg buchen und zahle dafür, dass ich da hinauf gebracht werde. Das hat überhaupt nichts zu tun mit einem Berg, dem ich als gewaltige Natur begegne.“

Mut machen, sich Widerständen zu stellen

Messner will mit seinem Buch nicht andere animieren, eigene Abenteuer zu meistern. Er wendet sich vor allem an ältere Menschen, die er oft als mürrisch, faul und allein wahrnimmt:

„Die könnten es sich leisten, ein kleines Projekt zu entwickeln und es umzusetzen, auch gegen Widerstände von außen.“ Ihnen möchte er Hoffnung geben.

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