Nachdem 2023 alles im Zeichen des Barbie-Sommers stand, ist auf Social Media nun offiziell der „brat summer“ angebrochen – der „Sommer der Gören“. Die Popsängerin Charli XCX löst mit ihrem Album „brat“ einen Internet-Hype aus. Nun ist sogar das Wahlkampf-Team von Kamala Harris auf den Trend aufgesprungen.
Pop-Phänomen: Der Sommer ist neongrün
Die britische Popsängerin Charli XCX hat mit ihrem im Juni erschienenen Album „brat“ einen Internet-Hype ausgelöst.
Das neongrüne Albumcover polarisiert und ziert inzwischen zahlreiche Profilbilder, es gibt einen Instagramfilter mit dem „Brat“-Schriftzug, TikToker*innen tanzen den viralen „Apple“-Tanz des Albums und sogar das Busunternehmen Flixbus hat eine Werbekampagne in der „Brat“-Ästhetik zu dem Hit „360“ gestartet. Der Hashtag #bratsummer hat knapp eine Million Postings auf TikTok.
Nachdem es auf Social Media 2019 bereits den „Hot Girl Summer“ von Megan Thee Stallion und 2023 den pinken „Barbie“-Sommer gab, steht nun alles im Zeichen des neongrünen „Brat“-Sommers.
Wie verbringt man einen „Brat“-Sommer?
„Brat“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Göre“ und ist nicht nur als neue Social-Media-Ästhetik zu verstehen. Charli XCX definiert die Bedeutung von Brat einem Interview als eine Haltung oder Attitüde:
Damit kann „Brat“ für einen Gegenentwurf zum glattgebügelten, weiblichen Perfektionismus der „Clean Girl“-Ästhetik auf Social-Media gelesen werden, bei dem es um das Streben nach dem perfekt sitzenden Haar und Make-Up geht sowie um ausbalancierte Sport- und Ernährungsroutinen.
Selbstbewusstsein steht im Vordergrund des „Brat“-Sommers
Dabei kann es auch chaotisch zugehen: unordentliche Haare, verschmiertes Make-Up, Zigarette im Mundwinkel. Im Vordergrund des Frauenbilds stehen vor allem Selbstbewusstsein und Individualität. Die Botschaft dabei lautet: Habt Spaß – egal was andere über euch denken!
Oder wie Charli XCX selbst beschreibt: „Eine Schachtel Zigaretten, ein BIC-Feuerzeug und ein weißes Top ohne BH“ sind alles, was man für den „Brat“-Sommer brauche.
Wie das Wahlkampf-Team von Kamala Harris den Internet-Trend für sich nutzt
Bereits wenige Stunden nachdem Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen ausschied und seine Unterstützung für Vizepräsidentin Kamala Harris äußerte, reagierten zahlreiche Prominente auf Harris‘ Kandidatur.
Reicht eine makellose Polit-Karriere? Vernunftkandidatin Kamala Harris – Wieso Bürgernähe jetzt alles entscheidet
Nach dem Ausscheiden von Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen ist Vizepräsidentin Kamala Harris die logische Nachfolgerin. Was hat sie „Lichtgestalt“ Trump entgegenzusetzen?
Social Media wurde in Windeseile mit Memes und Videos zur voraussichtlich neuen Kandidatin der Demokraten bespielt. Auch Charli XCX wartete nicht lange, um auf Kamala Harris als neue Anwärterin für das Präsidentschaftsamt zu reagieren und verfasste auf der Plattform X den viralen Tweet: „Kamala IS Brat”.
Kurz nach dem Tweet der Popsängerin lässt sich das Wahlkampf-Team von Kamala Harris zu einem Re-Branding der Präsidentschafts-Kampagne inspirieren und gestaltet das Header-Bild ihres Wahlkampf-Kanals auf X zu einem neongrünen Hintergrund im „Brat“-Stil um, auf dem „kamala hq“ steht.
Vermutlich ein Versuch des Wahlkampf-Teams, den Internet-Zeitgeist einzufangen, um auch die Gen Z und Millennials mit der Kampagne zu erreichen.
Kamala Harris wird zur „Brat“
Inzwischen ist die „Brat-Ernennung“ von Kamala Harris zum Selbstläufer geworden. Nur Augenblicke nach dem Tweet von Charli XCX geht ein Video auf TikTok viral, in dem eine Männnergruppe auf Fire Island ein neongrünes T-Shirt mit Kamala-Aufschrift im „Brat“-Look trägt. Die Insel vor der Küste von Long Island gilt als Hotspot liberaler New Yorker Ökos und als Feierinsel der schwulen Community.
Ein weiteres TikTok-Video, in dem Kamala Harris mit neongrünem Filter und dem „Brat“-Song „360“ von Charli XCX unterlegt ist, hat inzwischen über zwei Millionen Aufrufe.
Charli XCX’ Album „brat“ und der Hype um den „Brat“-Sommer zeigt, dass es auf Social Media das Bedürfnis nach einem alternativen Frauenbild gibt, dass sich wegbewegt von dem glattgebügelten „Clean-Girl“-Trend.
Ob Kamala Harris aus dem Trend Vorteile für ihren anstehenden Wahlkampf ziehen kann, wird sich zeigen.
Mehr zu Frauenbildern
Frauen unter sich Toxische Weiblichkeit – Eine unbewusste Gefahr für Frauen im Patriarchat
Frauen können das gut: sich permanent vergleichen mit anderen Frauen. Das Resultat: Missgunst und Neid. Diese toxische Weiblichkeit kommt immer mehr ins Rampenlicht – und das ist gut.
It-Girls und ihre Schatten Das toxische Frauenbild der Nullerjahre und wie es uns heute noch prägt
Gefährliche Schönheitsideale, mediengemachter Ruhm und Oberflächlichkeit: Die It-Girls prägten in den Nullerjahren die Jugend. Das Frauenbild zu Beginn der 2000er war toxisch, bis ausgerechnet Social Media die gefährliche Ära beendete.