Bei der jährlich vom Langenscheidt-Verlag veranstalteten Wahl zum Jugendwort des Jahres hat sich „Cringe“ mit 42 Prozent der abgegebenen Stimmen durchgesetzt. Bereits in der Abstimmung 2020 war das Wort in den Top 3 vertreten.
„Cringe“? Was heißt denn das?
„Cringe drückt ein Gefühl des Fremdschämens aus und kann auch als Adjektiv Gebrauch finden. So kann es zum Beispiel 'cringe' oder 'cringy' sein, wenn Erwachsene, beim Versuch cool zu wirken, Jugendsprache verwenden“ erklärt der Verlag auf seiner Webseite. Das aus dem Englischen kommende Wort könne demnach aber in unterschiedlichen Situationen genutzt werden.
So könne „cringe“ auch ein Ausruf des Unbehagens sein und werde oft verwendet, wenn eine Situation peinlich sei, so der Verlag weiter. Auch in den Social Media-Kommentarspalten finde man den Ausdruck unter „cringeworthy“ Content — also Inhalten, mit denen die Reaktion „cringe“ bei den Nutzer*innen hervorrufen.
Sarah Brantl vom Langenscheidt-Verlag im Gespräch:
Grundsätzlich sei zu beobachten, so resümiert die Vertreterin des Verlags, dass sich Anglizismen in der Jugendsprache immer mehr ausbreiten. Das liege daran, dass internationale Influencer*innen diese Anglizismen auf Social Media wie Instagram oder Tik Tok etablierten.
So erklärt Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner „cringe“:
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