Sie arbeiten auf den Straßen und in den Gefängnissen Deutschlands und sind oft die Einzigen, mit denen obdachlose oder straffällige Jugendliche noch reden: Sozialarbeiter - oder auch "Streetworker" genannt, wie ihre amerikanischen Kollegen.
Und genau diese wollen sie nun kennenlernen. Deswegen organisiert der Deutsch-Amerikaner Olad Aden für seine Kolleg*innen eine Reise in die Jugendhaftanstalten von Chicago und Detroit und initiiert Gespräche mit amerikanischen Sozialarbeitern, Polizisten und Politikern.
Dass Wiebke Keuneke sie begleiten durfte, ist ein ziemlicher Glücksfall, denn die Sozialarbeiter haben keine guten Erfahrungen mit den Medien gemacht. Die ständen immer nur bei spektakulären Fällen auf der Matte. Olad Aden aber vertraute Wiebke Keuneke und so flog sie mit den zwölf Männern und Frauen nach Chicago und Detroit, um dort das amerikanische Justiz- und Sozialsystem kennenzulernen und zu schauen, wie es um die Rechte junger Menschen in den USA steht. Ganz nebenbei hat unsere Autorin dabei auch viel über das deutsche System erfahren. (SWR 2019)
Für die Reportage wurde Wiebke Keuneke im Frühjahr 2020 mit dem RIAS Medienpreis, in der Kategorie Hörfunk ausgezeichnet. In der Jurybegründung heißt es:
„Wiebke Keuneke hat eine eindrucksvolle Radioreportage über die USA-Reise von zwölf Berliner Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern aufgezeichnet. Sie hat deren Besuch in Chicago und Detroit begleitet und beobachtet, zu welchen kritischen, oft skeptischen und manchmal auch schockierten Eindrücken die Begegnung mit der Realität amerikanischer Sozialarbeit führte. Die Unterschiede zwischen Europa und den USA werden im journalistischen Protokoll dieser Begegnung klar herausgearbeitet und eingeordnet, aber dabei wird immer auch deutlich, wie universell die dahinter liegenden Fragestellungen sind: Es geht um Ausgegrenztsein und Chancenlosigkeit am Rand der Gesellschaft, die in Gewalt und Kriminalität umschlagen – und um das Ankämpfen dagegen.
Die Reportage lebt von der Neugierde auf eine andere Welt. Zugleich von der Hochachtung gegenüber den Menschen, die dort versuchen, etwas zu verändern. Es ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie produktiv es im transatlantischen Verhältnis sein kann, wechselseitig ein Interesse für die Probleme des Alltags zu entwickeln, dabei offen und lernbereit zu bleiben statt sich voneinander abzuwenden. Neugierde aufeinander bringt alle weiter. Wiebke Keuneke ist die neugierige journalistische Begleitung eines spannenden Lernprozesses gelungen.”
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