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Edeka-Werbung im Soundcheck: Was steckt hinter Marc Rebillets Gemüse-Sound?

Stand
Autor/in
Samira Straub

Wie klingt ein Lauch oder eine Zitrone? Wie „funky“ ist Gemüse tatsächlich? Der YouTuber und Soundkünstler Marc Rebillet verwandelt in einer neuen Edeka-Werbung einen kompletten Lebensmittelmarkt in einen Synthesizer. SWR2 macht den Soundcheck.

Marc Rebillet als #SuperMarc in der neuen Edeka-Werbung als Gemüse-DJ

Nach #SuperGeil kommt #SuperMarc: Ein Gemüse-DJ tanzt sich durch einen Supermarkt

Mit der Kampagne #SuperGeil mit Künstler Friedrich Lichtenstein landete Edeka vor sieben Jahren einen Werbe-Coup. Die Spots erlangten im Netz schnell Legendenstatus.

Nun hat Edeka mit einer neuen Werbung erneut für Aufruhr gesorgt: Der Spot mit dem amerikanischen Soundkünstler Marc Rebillet wird bereits nach wenigen Stunden im Netz frenetisch gefeiert. Doch worum geht es?

Der Clip auf YouTube:

Der Plot ist simpel: Super Marc möchte einkaufen gehen, hat jedoch seinen Einkaufszettel vergessen. Er tanzt sich durch die Filiale, während er die Produkte zu Instrumenten umfunktioniert und, fasziniert von der Produktvielfalt, singend ins Staunen gerät. Nur einen Artikel kann er nicht finden: Den „goddamn Schmand“ – das Highlight des Clips.

Selbstgebaute Synthesizer, die von Gemüse getriggert werden, erfreuen sich großer Beliebtheit

Was wie eine verrückte Sound-Montage aussieht, kann so aber tatsächlich funktionieren: Bespielt werden können alle Produkte, die Strom leiten oder einen Wasseranteil haben. Von Konserven bis hin zu Obst und Gemüse bleibt im Clip kein Lebensmittel vor Rebillet sicher. Selbst die nicht leitenden Nudeln werden kurzerhand in Wackelpudding gegossen – neben verkabeltem Gemüse und einem Laib Käse, lösen die Lebensmittel den Impuls zum Steuern des Controllers aus.

Im Netz gibt es eine ganze Community für Sound-Bastler*innen, die ausgestattet mit Mikro-Kontrollern und verschiedenem Gemüse oder anderen Alltagsgegenständen ganze Live-Sets produzieren.

Bereits im Jahr 1993 haben Christa Sommerer und Laurent Mignonneau mit „Interactive Plant Growing“ am ZKM Pflanzen zur Steuerung von Videografiken genutzt.

Die Band qwqwi wiederum bereitet Essen zu und baut aus den Geräuschen beim Schneiden und Werkeln groovige und tanzbare Musik:

Der Spot wird gefeiert, doch das Unternehmen kritisiert

Nach nur wenigen Stunden im Netz wurde der Werbespot bereits über eine halbe Million mal abgerufen und die Kommentarspalten sind voll des Lobes. Die Nutzer*innen sind sich einig, dass Werbung im Jahr 2021 kaum besser geht.

Doch es gibt auch Kritik. Edeka wird unter anderem vorgeworfen, sie würden mit dem Werbeclip nur ablenken wollen: Beim Supermarkt-Check von Oxfam, in dem untersucht wird, wie sehr sich Supermärkte um Menschenrechte entlang ihrer Lieferketten sorgen, landete Edeka erneut auf dem letzten Platz.

Kann man mit geiler Werbung gut kaschieren. #EDEKA #Oxfam https://t.co/2a9oHf6dbw

Ebenso zur Sprache kommen Edekas Fleisch-Sortimente in Bezug auf Tierschutz und die Vergangenheit des Unternehmens:

Wusstet ihr eigentlich wofür #EDEKA früher stand ? Gar nicht so lange her diese ganze #Geschichte... https://t.co/Ww2bduJRcT

Super-Marc sucht den Schmand. Wir suchen Edekas Ausstiegsplan aus den tierschutzwidrigen Haltungsformen 1 und 2. #EDEKA

Wer ist der Soundkünstler Marc Rebillet?

Soundkünstler Marc Rebillet
Rebillet ist bekannt für seine improvisierten Elektro-Stücke, die er mit humorvollen Texten und Komponenten ausschmückt. Dabei nimmt er sich selbst nie ganz ernst.

Rebillet und seine Soundkunst sind vor allem auf YouTube erfolgreich. Sein Channel dort hat über 1,5 Millionen Abonnent*innen. Den Fokus legt er auf seine Loop-Station, mit der er sich beim Spielen sämtlicher Instrumente aufnimmt und mit der der „Loop-Daddy“ bislang drei Studioalben produzierte.

„How to Funk in 2 Minutes“ von Marc Rebillet:

Auch in der Klangküche: Das Wiener Gemüseorchester

Der Name ist Programm: Die zehn Musiker*innen des Wiener Gemüseorchesters spielen ausschließlich auf Instrumenten, die sie zuvor aus Gemüse selbst hergestellt haben. Das Orchester feierte im Jahr 2018 bereits 20-jähriges Jubiläum und ist Rebillet und seinem Gemüse-Sound damit ein paar Jahre voraus.

Mann bläst in ein selbstgebautes Instrument aus Paprika und Karotte
Das Pepper Horn bringt Paprika und Möhre zum Klingen. Bild in Detailansicht öffnen
Mitglieder des Wiener Gemüseorchesters stehen mit Petersilie, Zwiebeln, Kürbis vor einem Marktstand
Ohne Instrumentenkoffer auf Tournee, aber vor dem Konzert geht es mit dem Einkaufszettel auf den Gemüsemarkt. Bild in Detailansicht öffnen
Mitglieder des Wiener Gemüseorchesters bearbeiten mit Messer und Bohrer Gemüse
Dann wird gewerkelt: Die GemüsikerInnen bauen aus Pflanzen Instrumente wie Lauch-Geigen, Auberginen-Klappern, Karotten-Flöten oder Sellerie-Gitarren. Bild in Detailansicht öffnen
Musikerin bearbeitet mit einem Bohrer eine Möhre
Es wird gebohrt, geschnitten und gehobelt. Bild in Detailansicht öffnen
Zwei Mitglieder des Wiener Gemüseorchesters probieren die selbstgebauten Instrumente aus Rettich und Karotte aus
Kammerton "a"? Am Ende das Feintuning - alle Naturinstrumente werden in die richtige Stimmung gebracht. Bild in Detailansicht öffnen
Musiker spielt die Rettich-Bassflöte
Denn im Konzert am Abend soll es nicht nach Kraut und Rüben klingen, sondern alle Instrumenten miteinander harmonisieren. Bild in Detailansicht öffnen
Im Vordergrund ein Plattenspieler mit Bohnen, im Hintergrund Mitglieder des Wiener Gemüseorchesters bei der Performance
Schauen, riechen, hören - und am Ende manchmal auch schmecken: Mit den Gemüseresten gibt es nach den Konzerten manchmal noch Suppe für alle. Bild in Detailansicht öffnen

Das Gemüseorchester zu Gast in der „Sendung mit der Maus“:

Musikfeature Rhapsodie im Pixelwald – Wie Musik in digitalen Spielen zu einer eigenen Kunstform wird

Musik für Computerspiele wird häufig so aufwändig produziert wie Filmmusik. Sie passt sich dem Spielgeschehen an, erschafft einzigartige Klangwelten und ist längst eine eigene Kunstform. 

SWR2 Tandem SWR2

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Samira Straub