Die Sandale gehört zum Sommer wie das Eis aus der Eisdiele. Promis wie die Schauspielerin Kirsten Dunst oder Anna Wintour, die Chefredakteurin der Vogue, schwören auf ausgefallene Modelle. Dennoch hat eine besondere Sandale, die in Rheinland-Pfalz gefertigten „Birkenstocks“, trotz ihrem traditionellen Korkbett und ihrer klobigen Form, mittlerweile Kultstatus.
Die Sandale, die Rainhard Fendrich in seinem Song „Strada del Sole” aufgreift, ist ein Schuh, der möglichst viel Luft an den Fuß lässt, sei es bei Männern oder Frauen. Das offene Schuhwerk hat eine lange Geschichte.
Die sogenannte römische Sandale mit ihren charakteristischen Riemen um den Fuß, manchmal auch bis zum Schienbein, ist ein beliebtes Kleidungsstück, das Sommer um Sommer wieder en vogue ist.
Bei Cicero heißt die Sandale noch „caliga”
Den Ursprung hatte diese Sandale vermutlich in der Römerzeit. So bezeichnete der römische Redner, Schriftsteller und Philosoph Marcus Tullius Cicero die Marschstiefel der Legionäre mit ihren vielen Riemen als „caliga”, wobei dieser Schuh im Unterschied zur Sandale noch einen festen Teil hatte, der den Fuß umrahmte.
Die Sandale entwickelte sich über die Jahrhunderte weiter und hat viele Facetten - es gibt sie in allen möglichen Varianten: Holzsandale, Riemchensandale oder Treckingsandale.
„Almans-Style” – Das ultimative Klischee des Deutschen ?
Man erkennt die Deutschen als Urlauber an südeuropäischen Stränden sofort: an ihrem Sonnenbrand und den Socken in den Sandalen. Die ultimative Modesünde? Von wegen! Seit einiger Zeit tragen sogar Fashionistas den sogenannten „Almans-Style” mit Socken in Sandalen.
Die sogenannte „Birkenstock-Sandale” hat einen besonderen Stellenwert. 1774 gründete sich das Familienunternehmen Birkenstock in Linz am Rhein in der Nähe der rheinland-pfälzischen Stadt Neuwied. Damit legte der Schuhmacher Johannes Birkenstock den Grundstein für eine Dynastie.
Birkenstock-Sandalen sind ein Kapitel für sich
Einst war sie als Ökolatsche verpönt. Vermutlich war dafür die Hippie-Bewegung Ende der 1960er-Jahre verantwortlich, als man das ergonomische Fußbett und die Korksohle gern trug. Sie ist ein minimalistischer, wenig chicer Schuh, der ewig hält. Das passte gut zum Antikapitalismus.
Mittlerweile ist das aber ins Gegenteil gekippt: „Birkis“ sind Mode, das Unternehmen an der Börse und mit Luxuskonzernen wie Louis Vuitton, Christian Dior, Tiffany oder Fendi verbandelt und kosten zum Teil hunderte Euro.
Und die Birkenstocks schreiben Filmgeschichte mit. Ausgerechnet in „Barbie”, dem Film der Regisseurin Greta Gerwig, tauchte der Riemenschuh gleich zweimal auf, unter anderem natürlich in rosa. Ob das wesentlich dazu beigetragen hat, dass „Barbie” 2023 zum erfolgreichsten Film weltweit wurde, sei mal dahingestellt.
Liebeslatsche statt Öko-Treter
Während den Birkenstock-Tretern eher ein praktisches Image anhaftet, können andere Sandalen auch durchaus eine erotische Wirkung haben. Zum Beispiel bei der US-amerikanische Schriftstellerin Anais Nin. Sie beschreibt in ihrem Roman „Ein Spion im Haus der Liebe” einen ganz besonderen Moment der Sandale:
Mit dieser Liebeserklärung ist zu den Möglichkeiten der Sandale, in welcher Variante auch immer, eigentlich alles gesagt. Hauptsache, der Fuß dampft im Sommer nicht im Stiefel.
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Host: Christian Batzlen
Redaktion: Christian Batzlen und Max Knieriemen