Havva Engin ist Professorin für Allgemeine Pädagogik an der PH Heidelberg. Dort leitet sie das Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik (Hei-MaT). Engin wurde 1968 in Edirne (Türkei) geboren und zog 1974 zu ihren Eltern nach Berlin. Inzwischen lebt sie in Heidelberg. Der Sesamkringel „Simit“ ist für sie ein Sehnsuchtsgebäck, das es früher nur in Urlauben in der Türkei gab, Wandern entdeckte sie in ihrer Berliner Schulzeit.
Simit – das Sehnsuchtsgebäck türkischstämmiger Migrant*innen
Simit ist das mir am meisten vertraute Gebäck; so lange ich denken und mich zurück erinnern kann, war es da. Der Duft eines frisch gebackenen Simits ist unbeschreiblich; seine Frische kann man sogar hören – „çıtır simit“ sagen Menschen, wenn sie betonen wollen, dass das Gebäck gerade aus dem Ofen kommt.
Mittlerweile kann man Simit sogar in vielen hiesigen Supermärkten oder Discounterläden kaufen – als Zeichen von gelungener Integration?
„Wandern“ – oder meine stille Alman-Transformation
Meine Eltern kamen als Gastarbeiter nach Berlin, wohin ich ihnen im Alter von knapp sechs Jahren folgte und dadurch in dieser großen Metropole aufwuchs. Wenn man mich nach einer Konstante aus meiner Grundschulzeit fragte, würde ich ohne zu zögern „Wandern“ nennen. Mindestens einmal pro Schulhalbjahr fuhr die Klassenlehrerin mit uns in die grünen Außenbezirke Berlins. So umrundeten wir während diverser Wandertage den „Grunewaldsee“, die „Krumme Lanke“ oder „Schlachtensee“ oder liefen durch den „Düppeler Forst“.
Geblieben aus dieser Zeit ist meine Liebe zum Wandern. Daher schnüre ich, wann immer es sich anbietet, die Schuhe und laufe los. Während ich mich komplett auf die Natur einlasse, klärt sich der Kopf und sortieren sich die Gedanken. Für diesen „Zustand des vollkommenen Glückes“ prägte die deutsche Sprache den Begriff „Waldeinsamkeit“.