Am 15.12. ist „Ugly Christmas Sweater Day“, ein Tag, der einem Kleidungsstück huldigt, an dem sich die Geister scheiden: Betont hässliche Weihnachtspullover sind längst kein neuer Trend mehr. Doch woher kommt die Begeisterung für das Hässliche eigentlich? Und wie verhält es sich mit der Nachhaltigkeit bei den schrillen Oberteilen?
Was waren das noch für Zeiten, als man sich für die Festtage besonders fein kleidete: Die Herren im Anzug, die Damen im eleganten Kleid, die Kinder adrett – eine vornehme Garderobe für das Weihnachtsfest, um dem besonderen Charakter der Festtage gerecht zu werden. Der Trend der „Ugly Christmas Sweater“, der hässlichen Weihnachtspullis, macht der Abendgarderobe jedoch jäh den Garaus.
Santa Claus oder Santa Graus?
Die albernen Motive von Rentier bis Comic-Jesus, am besten in besonders schrillen Farbkombinationen, glitzerübersät und gerne auch mit aufdringlich blinkenden LEDs loten Jahr für Jahr die Grenzen des guten Geschmacks rund um den Christbaum aus. Auch in Deutschland sind die überladenen Pullover zwischen Glühweinduft und Keksbäckerei längst nicht mehr aus der Weihnachtszeit wegzudenken.
Für die einen ist bunter Kitsch unter dem Tannenbaum ein No-Go, die anderen genießen den Jux um die Verkleiderei und versuchen Jahr für Jahr, Familie, Freunde und Kollegen mit einem möglichst albernen Dress zu übertrumpfen.
Der Tag des „Ugly Christmas Sweaters“ feiert diesen Trend jedes Jahr am dritten Freitag des Dezembers, dieses Jahr fällt er auf den 15.12.. Doch woher kommt die schräge Tradition überhaupt?
Der Trend um hässliche Pullover kommt von der Insel
Seinen Ursprung hat das Bohei um die bunten Pullover, wie kann es anders sein, in Großbritannien: In den 80er-Jahren tragen Moderatoren im Fernsehen nicht ganz ernst gemeinte Weihnachtspullover, um ihren Weihnachts-Sendungen einen humorvollen Anstrich zu verleihen.
Im Laufe der Jahre werden die Sweater im angelsächsischen Raum zu einem Kassenschlager, vornehmlich als Scherzartikel. Der globale Hype soll erst rund 20 Jahre später folgen – losgetreten von Hollywood.
Bridget Jones verhilft den Ugly Christmas Sweatern zu weltweitem Ruhm
Schon in Kultfilmen der späten 80er- und frühen 90er-Jahre wie „Schöne Bescherung“ oder „Kevin allein zu Haus“ findet ulkige Weihnachtsmode einen Platz und setzt dem feinen Zwirn am Weihnachtstisch etwas entgegen.
Zum Kult macht den Ugly Christmas Sweater dann Bridget Jones im Jahr 2001, als sie Colin Firth im drolligen Rentier-Pullover eine Abfuhr erteilt. Wenngleich Renée Zellweger in dieser Szene selbst nur unwesentlich besser gekleidet ist – dieser modebedingte Laufpass löst schlagartig einen Hype um die Pullover aus.
Heute sind die weihnachtlichen Stilsünden aus Film und Fernsehen kaum noch wegzudenken.
Prominente Fans des Trends: Von Michael Bublé bis Markus Söder
Einer, der in vielen Wohnzimmern für weihnachtliche Stimmung sorgt, widmete den Weihnachts-Pullovern sogar einen eigenen Song: In „Christmas Sweater“ singt der Kanadier Michael Bublé über das Kleidungsstück, das seiner Meinung nach für ein gelungenes Weihnachtsfest unerlässlich ist und das umso besser wird, je hässlicher es aussieht.
Weniger erwartet hätte man ein derartiges Bekenntnis vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Verkleidungsfan Söder, der in der Vergangenheit vor allem an Karneval mit aufwändigen Looks als Shrek oder Punk für Gesprächsstoff sorgte, posierte im vergangenen Jahr freudestrahlend vor einem Adventskranz.
„Die Vorfreude auf Weihnachten steigt. Hab mir mal einen neuen Pullover zugelegt. Schon sehr modisch, oder?“ schreibt Söder zum Bild, das ihn in einem roten Rentier-Pullover zeigt. Dem Netz scheint das zu gefallen: Rund 700.000 Menschen sehen das Posting.
Kein Trend für die Umwelt
Die Pullover sind längst kein Nischen-Accessoire mehr: Selbst namhafte Modehäuser wie Gucci oder Ralph Lauren beteiligen sich mittlerweile mit hochpreisigen Ausführungen aus Kaschmir und Seide am lukrativen Geschäft um die Pullover.
Doch hochwertige Christmas-Sweater sind eher die Seltenheit: Meistens sind die schrillen Pullover übelriechende China-Ware, bestehen aus Polyester und sehen bei Öffnung des Pakets häufig ganz anders aus, als das leuchtende Bild, das einen bei der Bestellung noch ansprach.
LIDL verkauft den begehrten Weihnachtspullover mit dem eigenen Logo bereits für 7,99 Euro – kein Preis, bei dem man faire Produktionsbedingungen erwarten sollte. Auch bei Amazon und anderen Versandhändlern erhält man die Sweater bereits für einen verdächtig schmalen Taler.
Ein Wermutstropfen für die Fans der Weihnachtsmode: Mit Nachhaltigkeit hat dieser Trend nämlich nichts gemein. Außerdem hat das Oberteil qua natura eine kurze Halbwertszeit und ist rund elf Monate im Jahr ein Schrankhüter. Wird das gute Stück dann Jahr für Jahr ersetzt, weil ein neuer Gag her muss, sieht die Bilanz schnell noch verheerender aus.
Mode zu Weihnachten: Zwischen Glanz, Gloria und Grausamkeit
Ob man sich an den Weihnachtstagen outfittechnisch nun für Glanz und Gloria oder doch eher die stilistische Grausamkeit entscheidet: Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt.
Trends wie dieser sollen kindliche Leichtigkeit zurück ins Weihnachtsfest bringen, das für viele Erwachsene oftmals von Stress und Erschöpfung geprägt ist. Im Vordergrund soll der Spaß stehen, so schreibt es die Website des „Feiertags“ – denn die Freude gerät zwischen Geschenkekauf und Feiertagstrubel gerne in Vergessenheit.
Nachhaltigkeit Kommentar: Hässliche Weihnachts-Pullis können auch was Positives haben
Am 15. Dezember wird in den USA der „Ugly Christmas Sweater Day“ gefeiert. Aber mittlerweile sind die meist hässlichen Weihnachtspullis auch bei uns beliebt. Einerseits sind sie ein Produkt der Wegwerf-Gesellschaft, aber vielleicht taugen sie ja auch für einen positiven Perspektivwechsel auf unsere Gesellschaft.
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