Zentrum für Kunst und Medien

Ausstellung „Black Flags“ im ZKM Karlsruhe – Was bedeuten die schwarzen Flaggen?

Stand
Autor/in
Marie-Dominique Wetzel

Das Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM ) zeigt in der Ausstellung „Black Flags“ Werke der renommierten Künstler*innen Edith Dekyndt, Santiago Sierra und William Forsythe zum Motiv der schwarzen Flagge. In den riesigen Lichthöfen des ZKM entfalten alle drei Arbeiten ihre große ästhetische und gesellschaftspolitische Kraft. Beeindruckend!

Schwarze Flagge inmitten von Schnee und Eis

Der spanische Künstler Santiago Sierra ist 2014/2015 an den Nordpol und an den Südpol gereist und hat dort jeweils eine schwarze Fahne ins Eis gerammt.

Foto- und Klanginstallation „Black Flag“ (2015) von Santiago Sierra
Foto- und Klanginstallation „Black Flag“ (2015) von Santiago Sierra. Der Künstler hat 2014/15 am Nord- und Südpol jeweils eine schwarze Fahne gehisst, um darauf hinzuweisen, dass dieses Land allen und niemandem gehört.

Zwei großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen diese „Inbesitznahme“. Im ZKM Karlsruhe stehen sich die beiden Fotoarbeiten in einem der riesigen Lichthöfe gegenüber und sind genau in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Da wir uns auf der Nordhalbkugel befinden, steht die Fotografie der Südpol-Fahne auf dem Kopf, erklärt ZKM-Kurator Philipp Ziegler.

Aufgrund des Klimawandels schmilzt das Eis an den Polen, damit werden die dortigen Bodenschätze leichter erreichbar, was schon jetzt große Begehrlichkeiten weckt. Und so hört man in dieser Foto- und Klanginstallation von Santiago Sierra immer wieder bedrohlich laut ein Flugzeug über unsere Köpfe fliegen.

Fotoinstallation von Santiago Sierra: „Black Flag“ (2015)
Santiago Sierra: „Black Flag“ (2015).

Schwarze Flagge aus Frauenhaar

Die belgische Künstlerin Edith Dekyndt hat aus schwarzem Frauenhaar eine Fahne gefertigt, die sie auf der Karibikinsel Martinique gehisst hat und damit nicht nur an die dort ausgebeuteten Sklaven und Sklavinnen erinnert, sondern auch an die jetzige Situation von Frauen.

Fahne aus schwarzen Haaren
Video „Ombre indigène, part 2, Martinique“ (2014) der in Brüssel lebenden Künstlerin Edith Dekyndt, zeigt eine Fahne aus schwarzen Haaren.

Die Video-Arbeit stammt aus dem Jahr 2014, aber als sich 2022 im Iran die Frauen aus Protest gegen die Staatsmacht die Haare abschnitten, wurde dieses Video von Edith Dekyndt plötzlich wiederentdeckt und in den sozialen Medien millionenfach geteilt.

Schwarze Flaggen von Industrierobotern geschwenkt

Die dritte Arbeit in der Ausstellung stammt von dem Choreographen William Forsythe, der seit einiger Zeit eng mit dem ZKM zusammenarbeitet. Er hat eine Choreographie für zwei große Industrieroboter kreiert, die zwei riesige schwarze Fahnen schwenken.

Zwei Industrieroboter mit schwarzen Flaggen führen eine komplexe und kontrapunktische Choreografie aus
Installation „Black Flags“ (2014) des US-amerikanischen Choreographen William Forsythe, zwei Industrieroboter mit schwarzen Flaggen.

Mal wirbeln die Fahnen hoch oben in der Luft, mal werden sie langsam über den Boden gezogen. Mal synchron, mal gegenläufig.

Schon immer hat der Mensch Angst, dass er durch Roboter ersetzt werden könnte. Können sie nun auch schon Tänzer ersetzen?

Zwei Industrieroboter mit schwarzen Flaggen führen eine komplexe und kontrapunktische Choreografie aus
Können Roboter etwa bereits Tänzerinnen und Tänzer ersetzen? Installation „Black Flags“ (2014) von William Forsythe.

Große Wirkung in den Lichthöfen des ZKM

Die drei Kunstwerke, die jetzt in der Ausstellung im ZKM gezeigt werden, sind alle nicht neu, wurden schon an anderen Orten präsentiert. Aber hier in den großen Lichthöfen des ZKM wirken sie sehr beeindrucken und haben genug Raum, ihre ästhetische und inhaltlich sehr komplexe Kraft zu entfalten. Und genau das war dem künstlerischen Leiter des ZKM, Alistair Hudson wichtig:

Für mich ist das ein sehr wichtiger Weg zu lernen, Bilder zu lesen. Also zu lernen, unsere komplexe Welt zu verstehen. Und das, anhand eines scheinbar einfachen Motivs! Wir können an der schwarzen Fahne sehr gut ablesen, wie unterschiedlich sie verwendet und interpretiert wurde - und wird.

Die Ausstellung „Black Flags“ ist bis 6. Oktober 2024 im Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM ) zu sehen

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