Das Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM ) zeigt in der Ausstellung „Black Flags“ Werke der renommierten Künstler*innen Edith Dekyndt, Santiago Sierra und William Forsythe zum Motiv der schwarzen Flagge. In den riesigen Lichthöfen des ZKM entfalten alle drei Arbeiten ihre große ästhetische und gesellschaftspolitische Kraft. Beeindruckend!
Schwarze Flagge inmitten von Schnee und Eis
Der spanische Künstler Santiago Sierra ist 2014/2015 an den Nordpol und an den Südpol gereist und hat dort jeweils eine schwarze Fahne ins Eis gerammt.
Zwei großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen diese „Inbesitznahme“. Im ZKM Karlsruhe stehen sich die beiden Fotoarbeiten in einem der riesigen Lichthöfe gegenüber und sind genau in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Da wir uns auf der Nordhalbkugel befinden, steht die Fotografie der Südpol-Fahne auf dem Kopf, erklärt ZKM-Kurator Philipp Ziegler.
Aufgrund des Klimawandels schmilzt das Eis an den Polen, damit werden die dortigen Bodenschätze leichter erreichbar, was schon jetzt große Begehrlichkeiten weckt. Und so hört man in dieser Foto- und Klanginstallation von Santiago Sierra immer wieder bedrohlich laut ein Flugzeug über unsere Köpfe fliegen.
Schwarze Flagge aus Frauenhaar
Die belgische Künstlerin Edith Dekyndt hat aus schwarzem Frauenhaar eine Fahne gefertigt, die sie auf der Karibikinsel Martinique gehisst hat und damit nicht nur an die dort ausgebeuteten Sklaven und Sklavinnen erinnert, sondern auch an die jetzige Situation von Frauen.
Die Video-Arbeit stammt aus dem Jahr 2014, aber als sich 2022 im Iran die Frauen aus Protest gegen die Staatsmacht die Haare abschnitten, wurde dieses Video von Edith Dekyndt plötzlich wiederentdeckt und in den sozialen Medien millionenfach geteilt.
Schwarze Flaggen von Industrierobotern geschwenkt
Die dritte Arbeit in der Ausstellung stammt von dem Choreographen William Forsythe, der seit einiger Zeit eng mit dem ZKM zusammenarbeitet. Er hat eine Choreographie für zwei große Industrieroboter kreiert, die zwei riesige schwarze Fahnen schwenken.
Mal wirbeln die Fahnen hoch oben in der Luft, mal werden sie langsam über den Boden gezogen. Mal synchron, mal gegenläufig.
Schon immer hat der Mensch Angst, dass er durch Roboter ersetzt werden könnte. Können sie nun auch schon Tänzer ersetzen?
Große Wirkung in den Lichthöfen des ZKM
Die drei Kunstwerke, die jetzt in der Ausstellung im ZKM gezeigt werden, sind alle nicht neu, wurden schon an anderen Orten präsentiert. Aber hier in den großen Lichthöfen des ZKM wirken sie sehr beeindrucken und haben genug Raum, ihre ästhetische und inhaltlich sehr komplexe Kraft zu entfalten. Und genau das war dem künstlerischen Leiter des ZKM, Alistair Hudson wichtig:
Die Ausstellung „Black Flags“ ist bis 6. Oktober 2024 im Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM ) zu sehen
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