Ausstellung in Kaiserslautern

Max Liebermann als Zeichner: Intime Einblicke in das Leben des Impressionisten

Stand
Autor/in
Sina Weinhold
Onlinefassung
Marie Platzer

Max Liebermann ist einer der größten deutschen Impressionisten, gefeiert für seine idyllischen Landschaftsgemälde mit besonderer Lichtsetzung. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt Max Liebermann jetzt als Zeichner. Denn seine Grafiken geben einen intimen Blick auf den Künstler und seine Arbeitsweise.

In der Ausstellung könne man den Künstler Max Liebermann während seines kreativen Prozesses sehen, beschreibt Kurator Dr. Sören Fischer seine Herangehensweise: „Wir schauen Max Liebermann über die Schulter, beobachten ihn beim Finden von Motiven, beim Suchen von Lösungen. Das gibt einen viel intimeren Blick als es Gemälde können.“

Liebermanns zeichnerische Handschrift entwickelt sich über die Jahre. In seinen frühen Zeichnungen der 1870er-Jahre betont er die Konturen und weniger die Flächen. Ab den 1880er-Jahren wird seine Arbeit flächiger, in den 1890er-Jahren entstehen schließlich modern anmutende Zeichnungen, bei denen die Linie zur Chiffre wird und teilweise sogar Kritzelei ähnelt.

Von der Skizze zum Gemälde

Kurator Sören Fischer fasst Liebermanns Handschrift in drei Kategorien zusammen. Viele der Zeichnungen stehen in einem direkten Zusammenhang mit Gemälden. Das sehe man auch in der Ausstellung, wo dann links die Zeichnung hängt und rechts, in der Reproduktion, das Gemälde, so Kurator Fischer. So könne man genau sehen, was der Künstler von der Zeichnung in das Gemälde übernommen oder abgewandelt habe.

Max Liebermann Ausstellung
Auch das Bild „In den Dünen“ aus dem Jahr 1896 ist Teil der Ausstellung. Hier habe jede Linie eine Funktion, in dem Sinn, dass sie eine Figur oder eine Landschaft umreiße, beschreibt der Kurator die sehr modern anmutende Grafik, die für Liebermanns künstlerische Weiterentwicklung steht.

Die zweite Kategorie seien autonome Zeichnungen, die für sich stünden – ohne das Vorhaben, daraus ein Gemälde zu machen. So etwa das Landschaftsbild „Allee in Laren“ von 1896. Solche Bilder habe Liebermann als Erinnerung gezeichnet, als Reservoir für spätere Projekte, so Kurator Sören Fischer. Dennoch sei es keine Skizze, sondern stehe für sich.

Ausstellung Max Liebermann
Als Maler ist Max Liebermann für seine Lichtgestaltung bekannt, die er u.a. durch die Verwendung von sehr viel dicker bunter Farbe erreichte. Umso erstaunlicher, dass der Künstler für die Zeichnung „Allee in Laren“ es auch mit reduzierten Mitteln geschafft hat, die für ihn typische Lichtwirkung allein mit Hell- und Dunkelkontrasten zu erzeugen.

Als dritte Kategorie sieht Kurator Sören Fischer die Auseinandersetzung mit einem Motiv sowie das stetige Üben der Zeichentechnik – ähnlich den Fingerübungen eines Klavierspielenden. So im Fall der Zeichnung „Holländisches strickendes Mädchen“. Neben einer „fertigen Figur“ sind auf dem Blatt auch zwei Entwürfe der gleichen Figur zu sehen.

Ausstellung Max Liebermann
„Die Gänserupferinnen“, so heißt das erste größere Ölgemälde von Max Liebermann aus dem Jahr 1872. Da war der Künstler Anfang 20. Bereits ein Jahr zuvor hatte sich Liebermann mit dem Motiv der Gänse rupfenden Frauen auseinandergesetzt, wie diese Zeichnung zeigt.

Zeichnungen erzählen über Max Liebermanns Leben

Für seine Studien und Skizzen benutzte Max Liebermann gerne Bleistift und Kohle, mit denen er schnell Konturen festlegen konnte. Für seine autonomen Zeichnungen durfte es technisch auch aufwendiger sein.

Ausstellung Max Liebermann
Die Kaiserslauterner Ausstellung zeigt gleich drei Zeichnungen von Liebermanns Tochter Käthe. „Käthe, die Tochter des Künstlers, lesend“ aus dem Jahr 1896 ist besonders liebevoll gezeichnet . Fast meint man, das Mädchen anfassen zu können, so lebendig wirkt die Zeichnung.

Ein Bild, das viel über Max Liebermann erzähle, so Kurator Fischer, sei „Garten in Wannsee“ um 1920. Dieses schon damals sehr teure Anwesen hat der Künstler aus eigenen Mitteln finanziert. Max Liebermann war es wichtig, seiner Herkunftsfamilie zu beweisen, dass er als Maler erfolgreich genug war, dass er sich Haus und Garten leisten konnte.

Max Liebermann Ausstellung
Den Garten ließ er so gestalten, dass er unterschiedliche Blickachsen und Gartentypen vereinte – so konnte der Künstler seine Landschaftsstudien quasi von der eigenen Terrasse aus durchführen. Mithilfe von großen Monitoren kann man dieses Gartengefühl in der Kaiserslauterner Ausstellung nachempfinden und damit auch Max Liebermanns Arbeitssituation.

Max Liebermann überzeugt auch als Zeichner und ohne große Farbpalette. Seinen Themen bleibt er mit Bleistift und Kreide treu: Landschaften, Sport und immer wieder die Welt des sogenannten „einfachen Volkes“, inspiriert von seinen Aufenthalten in Holland.

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