„Vielleicht bin ich nicht der beste Fotograf – aber mein Ansatz ist, Teil der Geschichte zu werden. Das öffnet Türen, die sonst verschlossen sind.“ Klares Understatement von Reiner Pfisterer, einem der etabliertesten Musikfotografen Deutschlands. Jetzt zeigt eine Werkschau Highlights aus 40 Jahren.
Start mit „Camouflage“
Alles beginnt mit einem Fotoshooting unter Freunden, 1985 in Bietigheim-Bissingen. Drei Schüler haben eine Band gegründet. Reiner Pfisterer, damals 17, macht ein Foto, das auch das Cover der ersten Kassette wird. Auflage: 100 Stück. Später gelingt der Band „Camouflage“ der weltweite Durchbruch.
Und Reiner Pfisterer hat seine Berufung gefunden: die Musik-Fotografie.
Stars auf der Bühne – und dahinter
Seit 40 Jahren nun begleitet er Künstler*innen, von klassischer Musik bis Pop. Die Konzerte sind dabei meistens gar nicht im Fokus: „Mir geht es um die Momente davor, dahinter und danach. Die Welt zu zeigen, die der Zuschauer nicht zu sehen bekommt.“
Es sind Momentaufnahmen am Rande des Geschehens, nie inszeniert, immer auf Augenhöhe. Ob es sich dabei um Campino von den „Toten Hosen“ handelt, Mick Jagger von den „Rolling Stones“ oder die Mitglieder der inklusiven „Brenz Band“.
Langzeitbeobachtung in Fotoserien
Aus seinen Konzert- und Festivalfotografien entwickelt er immer wieder Serien, an denen er jahrelang arbeitet. In SOUNDCHECK zeigt er Momente vor der eigentlichen Show, Künstler ohne Publikum alleine auf der Bühne.
In HOTELZIMMER fängt er Momente ein, in denen Musikerinnen und Musiker auf Tour in ihren Zimmern proben. Szenen wie Edward-Hopper-Gemälde.
Und für ORCHESTERALLTAG begleitet er das Stuttgarter Kammerorchester zehn Jahre lang immer wieder auf seinen Reisen rund um den Globus.
Die Rückkehr der Musik
Die Corona-Zeit bedeutet auch für Reiner Pfisterer einen erzwungenen Stillstand. Aus der Not macht er eine Tugend. Und dokumentiert, wie sich die Künstler – langsam, aber sicher – wieder Räume schaffen. Konzerte mit einer Handvoll Zuschauer.
Vor Altenheimen, im Grünen. Neue Orte und Konzepte. Die Bilder der Serie „Die Rückkehr der Musik“ sind eine Hommage an den Durchhaltewillen der Kulturschaffenden und jetzt schon ein Stück Zeitgeschichte.
„From Voices to Images“ – Ausstellung in Bietigheim-Bissingen
Reiner Pfisterer begreift sich nicht nur als Musikfotograf – aber als Musikfan durch und durch. Diese Leidenschaft spürt man in jedem seiner Bilder. Und sein Talent, im richtigen Moment den Auslöser zu drücken. Dann nämlich, wenn andere längst die Kamera beiseitegelegt haben.
Jetzt widmet ihm seine Heimatstadt Bietigheim-Bissingen eine große Retrospektive: „From Voices to Images“. Und 40 Jahre nachdem dort alles begann, wird er im Herbst mit „Camouflage“ wieder auf Tour gehen.