Fotograf Gabriele Galimberti bereiste die Welt, um Großmütter und ihre Lieblingsrezepte in farbintensiven Bildern festzuhalten. Von Argentinien bis Indonesien zeigen die Fotos kulturelle und soziale Unterschiede und verbinden Essen mit Identität. Sein Projekt ist als Ausstellung im ZEPHYR Fotomuseum zu sehen.
Eine Hommage an die eigene Großmutter
Eine einfach eingerichtete Küche mit Spültisch, Gasherd und Hängeschränken. Am Küchentisch steht eine ältere Frau mit einer bunten Schürze und einem etwas unsicheren Lächeln – die italienische Großmutter des Fotografen, in der Küche, in der alles anfing:
„Die Beziehung, die ich zu meiner Großmutter habe, ist sehr stark. Sie hat während meiner ganzen Kindheit und Jugend auf mich aufgepasst. Und sie hat oft für mich gekocht, weil meine Eltern beide gearbeitet haben. Dieses Projekt ist eine Hommage an meine Großmutter.“
Die Fotos sind immer gleich aufgebaut
Und letztendlich an viele Großmütter rund um den Globus. Auf seiner Weltreise hat Gabriele Galimberti überall nach Großmüttern gesucht, die gerne kochen und ihm ihre Lieblingsrezepte zeigen wollten. So wurde für ihn Elchsteak in Alaska zubereitet, Meeresschnecken auf Haiti, höllisch scharfes Hähnchen in Indien und Berberbrot in Marokko.
Aber auch Leguan auf den Cayman-Islands, Raupen in Malawi oder in den USA ein Dessert aus lauter Fertigprodukten. So unterschiedlich die Gerichte sind, die farbintensiven Fotos haben immer denselben Aufbau: rechts das appetitlich angerichtete Essen auf dem Teller, links die Großmutter in ihrer Küche.
Küchen als intimer Einblick ins Leben
Vor den Köchinnen hat Gabriele Galimberti jeweils all ihre Zutaten fein säuberlich aufgereiht, erklärt die Kuratorin der Ausstellung Stephanie Herrmann.
Die verwendeten Lebensmittel sagen viel über den kulturellen und sozialen Hintergrund der Frauen aus. Gekocht wird mal in gestylten Küchen, mal über offenem Feuer, in einfachen Hütten, schmucklosen Räumen oder in großen Villen.
Küchen erlauben fast intime Einblicke ins Leben eines Menschen, aber auch die Gesichter und Körperhaltungen der Frauen sprechen Bände. Gabriele Galimberti hat allerdings keine Foto-Dokumentation erstellt und auch keine Schnappschüsse aus dem Moment heraus gemacht.
Ästhetische Fotokunstwerke
Seine Aufnahmen der Großmütter in ihren Küchen sind präzise arrangiert und dadurch entstehen sehr ästhetische Fotokunstwerke, erklärt Stephanie Herrmann, Leiterin des ZEPHYR Fotomuseums.
Die kurzen Texte über die Großmütter, die Gabriele Galimberti an die Seite seiner Fotos gestellt hat, erzählen mal von Entbehrung, mal von Luxus. Und davon, dass es überall auf der Welt fast immer die Mütter und Großmütter sind, die für ihre Kinder und Enkelkinder da sind und das tägliche Kochen übernehmen.
Essen als Familien-Kitt
Manchmal waren die Frauen früher auch berufstätig, eine hat sogar immer noch ihre eigene Koch-Show, andere mussten wegen der vielen Kinder oder wegen eines eifersüchtigen Ehemanns zu Hause bleiben.
Und auch wenn das vielleicht klischeehaft klingt: Oft sind es die Großmütter, die die Familien wenigstens ab und zu um einen Tisch versammeln.
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