Nach der umstrittenen Einigung zwischen Deutschland und Nigeria über eine „substanzielle“ Rückgabe der Benin-Bronzen im April 2021, sind nun zum ersten Mal alle Informationen zu den betroffenen Museumsobjekten auf einer Webseite aufgelistet und öffentlich zugänglich. Das teilte Kulturstaatsministerin Monika Grütters am 15.6.2021 in Berlin mit.
Die bisher 1.127 Objekte umfassende Liste wird auf einer Webseite der Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland geführt und dort werden die beteiligten deutschen Museen bis Jahresende 2021 die Herkunft der Objekte umfassend dokumentieren und Informationen ergänzen.
Bisher war dieses Detailwissen nur Museumsexpert*innen zugänglich, insbesondere nigerianischen Wissenschaftler*innen fehlte der Zugang zu den Daten. Ob mit der Veröffentlichung auch eine größere Beteiligung der Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik, wie etwa von Historiker Jürgen Zimmerer gefordert, einhergehen könnte, ist nicht klar.
In Deutschland gehören Teile der Benin-Bronzen unter anderem Museen in Berlin, Dresden, Köln und dem Linden-Museum in Stuttgart, außerdem den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Sie stammen aus Versteigerungen der Raubgüter aus einer 1897 von britischen Truppen durchgeführten Plünderung des Palastes im Königreich Benin, das sich im heutigen Nigeria befand. Ein anderer großer Bestand an Benin-Bronzen befindet sich in Museen im Vereinigten Königreich.
2022 sollen die ersten Objekte nach Nigeria zurückkehren.
Koloniale Raubkunst im Fokus
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Sie gilt als kunsthistorisches Gewissen der Nation: Bénédicte Savoy will Raubkunst zurück nach Afrika bringen und erklärt, was das mit moderner Gesellschaftspolitik zu tun hat.
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