Regisseur Matthias Glasner ist zuletzt bei der Berlinale mit seinem Film „Sterben“ aufgefallen, für den er den Deutschen Filmpreis erhielt. Jetzt hat Glasner eine ARD Serie im Polizeimilieu gedreht, „Informant - Stadt in Angst“ spielt in Hamburg. Ein drohender Anschlag auf die Elbphilharmonie versetzt das LKA in Aufruhr. Mittendrin Jürgen Vogel als alternder Ermittler.
Hinweise auf einen Bombenanschlag auf die Elbphilharmonie
Zu Beginn der Serie „Informant“ ist das Unglück schon passiert. In Hamburg sterben Menschen, im Umfeld eines Konzerts an der Elbphilharmonie kommt es zur Katastrophe. Und die Serie erzählt die letzten Tage davor im Countdown rückwärts. Die Behörden fürchten einen Bombenanschlag, als mögliches Ziel wird der Auftritt eines jüdischen Dirigenten mit einer neuen muslimischen Konzertmeisterin ausgemacht.
Jürgen Vogel als angezählter Bulle
Gabriel Bach soll seine Beziehungen spielen lassen. Er ist Ende 50, eher maulfaul als modern und steht eigentlich auf dem Abstellgleis. Zudem wird Bach von seiner Vergangenheit als verdeckter Ermittler im Neonazimilieu eingeholt. Der schmierige BKA-Chef misstraut ihm und stellt ihm die junge ehrgeizige BKA-Kollegin Holly Valentin zur Seite. Unter Zeitdruck rekrutieren sie den afghanischen Hilfslehrer Raza als Informanten, indem sie ihm mit der Abschiebung seiner Freundin drohen.
Britische Thriller-Serie „Informer“ lieferte die Vorlage
Die Story ist nicht neu, Matthias Glasner hat für „Informant“ die britische Thriller-Serie „Informer“ adaptiert und im Grunde als langen Film in mehreren Teilen angelegt. Ihm geht es dabei nicht um klassische Verbrechensaufklärung. Er zeigt den Kampf von Individuen in einem System, das von Angst und Misstrauen geprägt ist. Computertechnik soll helfen, Risiken zu minimieren, gleichzeitig wird um Kompetenzen und Zuständigkeiten gerungen und die Menschen bleiben auf der Strecke.
Das betrifft nicht nur die unter Generalverdacht stehenden Muslime, die hier durchaus differenziert dargestellt werden. Auch die Ermittlerfiguren finden nicht heraus aus einer Logik, die zwischen Prävention und Paranoia kaum noch unterscheiden kann.
Großstadtblues in Dauerschleife
Ein Hauch von Vergeblichkeit und Großstadtblues umweht diese Miniserie auf Schritt und Tritt. Melancholische Jazzklänge, die Bilder sind toll gefilmt, dunkel, urban und es riecht förmlich nach Schweiß und Zigaretten.
Aber bei allem Noir-Anstrich hat man etwas zu oft das Gefühl, das Konstrukt der Geschichte vorgeführt zu bekommen. Verschachtelte Zeitebenen, falsche Fährten, nicht immer nachvollziehbare Dialoge, zudem ein angetäuschtes Interesse an Figuren, die dann wieder fallen gelassen werden.
Toller Cast, etwas zu bemühte Dramaturgie
Glasners Freund und Geschäftspartner Jürgen Vogel nimmt man den angezählten Bullen immer und gerne ab, auch Elisa Schott als junge Kollegin oder Ivar Wafaei als Raza spielen gut. Die Undercover-Figur – der selbstvergessene Rollen-Spieler in einer Welt des Vertrauensverlusts – ist hochinteressant, aber am Ende hat man das Gefühl, dass diese Geschichte etwas zu angestrengt versucht, ihn zu enttarnen.
Trailer „Informant- Angst über der Stadt“ ab 11.10. in der ARD Mediathek