Eine Stunde Lügen üben ohne Konsequenzen – und dafür am Ende vielleicht sogar noch eine Pizza abgreifen. Lockt man so ein junges Publikum ins Theater? In Mannheim versucht man das: Am Jungen Nationaltheater feiert jetzt die Performance mit dem Titel „Lügen üben - Ein Budenzauber“ Premiere. Vorstellungen finden bis Ende März im Studio Werkhaus des Nationaltheater Mannheims statt. Ein Probenbesuch.
Doch nach buntem Budenzauber sieht es bei der Hauptprobe erst mal nicht aus: Ein Raum in schlichtem Theater-Schwarz. Das Publikum sitzt in einem tribünenartigen Halbrund. Auf der Spielfläche davor: ein einsamer Mikrofonständer. Steckt die erste Lüge schon im Titel?
Nein, denn in der nächsten Stunde folgt der reinste Budenzauber, bei dieser Performance am Jungen Nationaltheater Mannheim. Alleine in den ersten Minuten wirbeln 27 Figuren durch den Raum. Etwa ein überdrehter Motivations-Coach mit Megafon oder eine Operndiva im Seidenmantel mit Schoßhündchen auf dem Arm.
Zwei Schauspieler und eine Schauspielerin in 27 Rollen
Alle Figuren wechseln in aberwitziger Geschwindigkeit Kostüme und Rollen. Berührungsängste sollte man als Zuschauer dabei nicht haben. Und wenn doch, werden diese abgebaut – spätestens, wenn man von Darstellerin Soyi Cho aufgefordert wird, gegen den Schulterpanzer ihrer Football-Ausrüstung zu boxen.
Einladung ins Lügen-Bootcamp
Zur Sache geht es, als Soyi Cho zum Lügen-Bootcamp einlädt – und damit zum Kern des Lügen-Budenzaubers kommt: „Es wird ja immer mehr gelogen, zum Beispiel im Internet. Und ich habe gedacht: Vielleicht müssen wir einfach Feuer mit Feuer bekämpfen. Dafür habe ich eine schöne Übung mitgebracht, mit der es euch bald besser gehen wird. Wer sich richtig anstrengt, kriegt am Ende eine leckere Pizza. Also ich fang mal an: Ich kann fliegen.“
Reihum wählt die Schauspielerin Personen aus dem Publikum aus – und die lügen munter mit. Bastian Sistig aus dem Regieteam erklärt das Konzept des Stückes: „Die Lüge ist in der Welt. Ich glaube es ist vor allen Dingen eine Einladung, sich mit ihr auseinanderzusetzen, wie sie funktioniert, wie sie wirkt. Ab wann man mit ihr etwas anfangen kann, wann Sie vielleicht auch wichtig ist, und wann sie extrem gefährlich wird.“
Zielgruppe des Stückes sind vor allem Jugendliche ab 13 Jahren. Doch wie kommen die interaktiven Elemente beim erwachsenen Probenpublikum an?