Die überdimensionalen Bühnenbilder sind ein Markenzeichen der Bregenzer Festspiele: Der Fotograf Karl Forster hält seit 40 Jahren die Ereignisse auf und neben der Bühne am Bodensee fest.
Ausstellung zeigt die Highlights aus 40 Jahren
„Gute Fotos zu machen und nicht zu stören“ – das war Festival-Fotograf Karl Forster immer das Wichtigste.
In diesem Jahr feiert der Fotograf sein 40. Jubiläum bei den Bregenzer Festspielen. Eine Ausstellung würdigt seine Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten.
Die Inszenierungen, so erzählt Forster, waren stets besondere fotografische Herausforderungen. Speziell durch den Einsatz immer neuer Technik, neuer Lichtquellen und Beleuchtungskonzepte, wie Projektionen, Beamer und LEDs.
Georges Bizets „Carmen“
Eines der Highlights aus den zurückliegenden 40 Jahren ist für Karl Forster die Oper „Carmen“, die es mehrfach auf die Bregenzer Seebühne geschafft hat. 1991 singt der slowenische Opernstar Marjana Lipovšek die Carmen.
Zwischen dem Fotografen Forster und der Sängerin entwickelt sich während dieser Zeit eine Freundschaft, die bis heute andauert.
„Carmen“ schafft es drei Mal auf die Bregenzer Seebühne
Die Bregenzer Seebühne und die Oper „Carmen“ haben auch eine besondere Beziehung: 2017 stand Bizets Werk schon zum dritten Mal auf dem Programm am Bodensee.
1991 stellte der französische Regisseur Jérôme Savary im Zusammenhang mit seiner Inszenierung fest, dass die Oper wunderbar auf die Seebühne passe, weil: „beide – wie die Liebe – Stürme, Gewitter, Aufhellungen und brennende Sonnenuntergänge durchmachen.“
Schon 1974 wurde die Bühne in Bregenz für eine „Carmen“-Inszenierung in eine spanische Stadt mit unterschiedlichen Stadtteilen umgebaut.
Giuseppe Verdis „Nabucco“
Eines von Karl Forsters Lieblingsbildern aus seiner 40-jährigen Verbindung mit den Bregenzer Festspielen ist das Bild vom Chor in Verdis Oper „Nabucco“, die 1993 und 1994 auf der Seebühne gezeigt wurde.
Forster fotografierte auf der Bühne und während der Vorstellung zog ein gewaltiges Unwetter über Bregenz auf. Die Sänger ließen sich aber davon nicht aus der Ruhe bringen und sangen im strömenden Regen weiter. Eine eindrucksvolle Szene.
George Gershwins „Porgy and Bess“
Beeindruckend auch das Bühnenbild zu „Porgy and Bess“, der Oper von George Gershwin von 1935. Oder dem Musical? Daran scheiden sich die Geister. Inhaltlich geht es um das Leben von Afroamerikanern in einer Siedlung in South Carolina um 1870. Es geht um Drogen, Gewalt und Konflikte, die die Armut mit sich bringt.
Bei dem Bühnenbild der Inszenierung von Götz Friedrich von 1997 und 1998 stand die riesige Ruine einer Autobahnbrücke im Fokus. Nur das Wetter spielte in der Saison nicht so mit, immer wieder mussten die Vorstellungen in die Ausweichmöglichkeiten innen verlegt werden.
Giuseppe Verdis „Ein Maskenball“
Die Inszenierungen werden über die Jahre immer aufwendiger. Technisch stellt das alle Beteiligten immer wieder vor große Herausforderungen. Auch Statiker und Geotechniker sind beteiligt, ob die meterhohen Konstruktionen dem Wind, Hitze im Sommer und Kälte im Winter standhalten können.
Aufsehenerregend war auch das Bühnenbild zu Verdis Oper „Ein Maskenball“ von 1999 / 2000. Ein riesiges Skelett schaute hier auf ein aufgeschlagenes „Tanzbuch des Lebens“ herunter.
Das Buch war die Bühne, darauf spielen und singen die Darsteller. Eine Inszenierung mit Gruseleffekt. Inhaltlich geht es in der Oper um den Mord an dem schwedischen König, Gastaf III, der bei einem Maskenball einem Attentäter zum Opfer fällt.
Giacomo Puccinis „La Bohème“
Drei überdimensionale Tische, fünf ebenso riesige Stühle daneben: für „La Bohème“ von Puccini verwandelte sich die Bregenzer Seebühne in den Jahren 2001 und 2002 in ein gigantisches Pariser Kaffeehaus, auf den Tischen spielen und singen die Darsteller. Im Hintergrund schwebte über allem ein nicht minder riesenhafter Kartenständer, in den übergroße Postkarten einsortiert zu sehen sind.
Richard Jones und Antony McDonald waren damals für Inszenierung und Ausstattung verantwortlich. Knapp 200 Beteiligte waren bei der Oper in Kostümen auf der Bühne zu sehen.
Giuseppe Verdis „Aida“
Dass bei jeder neuen Inszenierung in Bregenz mit Spannung vorab das neue Bühnenbild erwartet wird, macht sich Graham Vick für seine Inszenierung von „Aida“ 2009 und 2010 zu Nutze.
Vor den Augen des Publikums wird live auf der Seebühne mit zwei riesigen Baukranen, einer war knapp 86 Meter hoch, das Bühnenbild zusammengesetzt: Bruchstücke einer enormen Freiheitsstatue.
Zerbrochenes Freiheitsversprechen
Zwei riesige blaue Füße mit kupferfarbenen Sternen auf einer ins Wasser eingelassenen Pyramide. Eine riesige blaue Maske, der größere Teil der Bruchstücke soll knapp zwölf Tonnen gewogen haben. Ein Mensch in dieser Größe wäre wohl knapp hundert Meter groß gewesen. Eindrucksvoll auch ein gigantischer, goldener Elefant auf der Bühne.
Giuseppe Verdis „Rigoletto“
Noch ein Highlight, das Karl Forster fesgehalten hat und das weltweit für Furore gesorgt hat: Das Bühnenbild zu der Oper „Rigoletto" auf der Seebühne mit dem riesigen Clownskopf.
Der überdimensionierte, gruselig anmutende Kopf war auch außerhalb der Aufführungen eine Attraktion. Knapp 14 Meter hoch stand er tonnenschwer auf 120 Pfählen im Grund des Bodensees. Und: Augen und Mund waren beweglich. Daneben ein mit Helium gefüllter Ballon, Durchmesser auch nochmal über 13 Meter.
Inszenierung von Philipp Stölzl
Philipp Stölzl ist nicht nur für seine spektakulären Operninszenierungen bekannt, wie hier bei Rigoletto von Giuseppe Verdi. Die Oper wurde 2019 und nach der Corona-Pause 2021 in Bregenz gezeigt.
Stölzl hat sich auch als Filmregisseur von Filmen wie „Der Medicus“ oder aufwendigen Musikvideos, zum Beispiel für Rammstein, einen Namen gemacht.
Am Ende übrigens verwandelte sich der Clownskopf in einen Totenschädel, was Assoziationen an den Maskenball knapp zehn Jahre vorher weckte.
Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“
Ein weiteres Lieblingsbild von Festspiel-Fotograf Karl Forster ist eine Aufnahme von der letzten Inszenierung vor dem Freischütz: „Madame Butterfly“ von Puccini.
Das Motiv ziert auch die Einladung zu der Vernissage seiner Ausstellung zu 40 Jahren Festspiel-Fotografie. Die Farbe Rot taucht bei der Inszenierung immer wieder auf. Geishas in roten Gewändern und mit roten Schirmen und – rotes Blut.
Ausgeklügelte Videoprojektionen
Wie ein zartes Blatt Papier liegt die tonnenschwere Bühne im Bodensee. Die Geschichte der japanischen Geisha Cio-Cio-San, die sich einem Amerikaner hingibt, schwanger wird und hofft, dass er sie nach Amerika nachholt, aber bitter enttäuscht wird, setzte auf weniger Show-Effekte als manche Inszenierung in den Vorjahren, schaffte aber durch das ausgeklügelte Zusammenspiel von Lichtregie und Videoprojektionen auf dem sich wellenden „Papier“ eine besondere Atmosphäre.