Musikalisch ist die Karlsruher Inszenierung der eher unbekannten Händel-Oper „Siroe“ eine Wiederentdeckung zum Niederknien, nicht zuletzt dank der herausragenden Solistinnen und Solisten. Regisseur Ulrich Peters verlegt die Handlung aus dem antiken Persien in eine High-Fantasy-Welt à la „Game of Thrones“.
Deshalb lohnt sich der Besuch
Georg Friedrich Händels „Siroe“ ist wenig bekannt, selten gespielt und eigentlich nichts anderes als ein altpersischer Intrigenstadel. Das abgründige, sexuell und erotisch aufgeladene Ringen um den Königsthron inszeniert Regisseur Ulrich Peters als eine Art barockes „Game of Thrones“ samt Eisenthron und fliegenden Drachen.
Zwar gerät das Bühnengeschehen dadurch mit seinen pseudomittelalterlichen Rüstungen, Helmen, Brustpanzern, campigen Kostümen und einer vollen Ladung Wagner-Anleihen unfreiwillig komisch, doch das tut der musikalischen Qualität der Produktion keinen Abbruch.
Die Elmira von Sophie Junker ist eine warm tönende Heldin, ihr Gegenüber Laodice der enorm klangschöne und verführerische Koloratursopran von Shira Patchornik. Der Countertenor Filippo Mineccia verfügt als Medarse über die metallische, vorn gelagerte Schärfe des Intriganten und Rafał Tomkiewiczs Siroe ist ein sich enorm steigernder, maskuliner und doch weich klingender Altist. Armin Kolarczyk klingt als König Cosroe mächtig nobel wie gefährlich.
Unterstützt werden sie von den streichersatten Händel-Solisten und dem präzisen, temposicheren Dirigat von Attilio Cremonesi. So gelingt der Karlsruher „Siroe“ wenigstens in musikalischer Hinsicht zu einer Händel-Auferstehung zum Niederknien.
Karlsruher Operndirektorin Nicole Braunger im Gespräch:
Darum geht es
Das Badische Staatstheater in Karlsruhe präsentiert die Oper bei den Händel-Festspielen als veritable Ausgrabung. Wie in einem Königsdrama von William Shakespeare geht es in „Siroe, König von Persien“ um ein abgründiges, sexuell und erotisch aufgeladenes Spiel der Intrigen um den Königsthron:
Der alternde König Cosroe (Armin Kolarczyk) will nur widerwillig seine Macht übergeben und auch nur an den zweitgeborenen Sohn Medarse (Filippo Mineccia). Denn der erstgeborene Siroe (Rafał Tomkiewicz) ist in Emira (Sophie Junker )verschossen, die Tochter des vom Vater gemeuchelten Erzfeindes. Die Tochter sinnt auf blutige Rache und schleicht sich in Männerkleidern am Hof ein.
Verwechslungen, Irrtümer, das Vorspielen erotischer Begierden und denunzierende Briefe kosten den Titelhelden fast das Leben. Die Sache geht am Ende nach einem Volksaufstand gut und versöhnlich aus mit der Hilfe von Arasse (Konstantin Ingenpass) und dessen Schwester Laodice (Shira Patchornik), die ebenfalls in Siroe verschossen und zugleich Mätresse des Vaters ist. Am Ende kann man nur hoffen, dass der Thronfolger ein besserer Herrscher wird als sein cholerischer Erzeuger.