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„Game of Thrones“ trifft Händel: „Siroe“ bei den Händel-Festspielen

Stand
Autor/in
Bernd Künzig
Onlinefassung
Dominic Konrad

Musikalisch ist die Karlsruher Inszenierung der eher unbekannten Händel-Oper „Siroe“ eine Wiederentdeckung zum Niederknien, nicht zuletzt dank der herausragenden Solistinnen und Solisten. Regisseur Ulrich Peters verlegt die Handlung aus dem antiken Persien in eine High-Fantasy-Welt à la „Game of Thrones“.

Deshalb lohnt sich der Besuch

Georg Friedrich Händels „Siroe“ ist wenig bekannt, selten gespielt und eigentlich nichts anderes als ein altpersischer Intrigenstadel. Das abgründige, sexuell und erotisch aufgeladene Ringen um den Königsthron inszeniert Regisseur Ulrich Peters als eine Art barockes „Game of Thrones“ samt Eisenthron und fliegenden Drachen.

Zwar gerät das Bühnengeschehen dadurch mit seinen pseudomittelalterlichen Rüstungen, Helmen, Brustpanzern, campigen Kostümen und einer vollen Ladung Wagner-Anleihen unfreiwillig komisch, doch das tut der musikalischen Qualität der Produktion keinen Abbruch.

Oper „Siroe, re di Persia“ von Georg Friedrich Händel
Leidenschaftliche Liebe: Siroe (Rafał Tomkiewicz) fühlt sich zu Emira (Sophie Junker) hingezogen, doch die Beziehung steht unter einem schlechten Stern. Bild in Detailansicht öffnen
Oper „Siroe, re di Persia“ von Georg Friedrich Händel
Denn Emira ist die Tochter des Erzfeindes von König Cosroe, Siroes Vater. Dieser verwehrt seinem erstgeborenen Sohn deshalb den Anspruch auf den Thron. Bild in Detailansicht öffnen
Oper „Siroe, re di Persia“ von Georg Friedrich Händel
Emira will sich am König (Armin Kolarczyk) für den Tod ihres Vaters rächen. Siroe muss ihn warnen, ohne seine Geliebte zu verraten. Bild in Detailansicht öffnen
Oper „Siroe, re di Persia“ von Georg Friedrich Händel
Auch Laodice (Shira Patchornik) hat Gefühle für den in Ungnade gefallenen Königssohn. Bild in Detailansicht öffnen
Oper „Siroe, re di Persia“ von Georg Friedrich Händel
Cosroe (Armin Kolarczyk) fürchtet den Verrat seines Sohnes und will den Thron seinem Zweitgeborenen übergeben. Bild in Detailansicht öffnen
Oper „Siroe, re di Persia“ von Georg Friedrich Händel
Im Streit um den eisernen Thron lässt Prinz Medarse (Filippo Mineccia, links) in Ulrich Peters' Inszenierung die Drachen heraufbeschwören. Bild in Detailansicht öffnen

Die Elmira von Sophie Junker ist eine warm tönende Heldin, ihr Gegenüber Laodice der enorm klangschöne und verführerische Koloratursopran von Shira Patchornik. Der Countertenor Filippo Mineccia verfügt als Medarse über die metallische, vorn gelagerte Schärfe des Intriganten und Rafał Tomkiewiczs Siroe ist ein sich enorm steigernder, maskuliner und doch weich klingender Altist. Armin Kolarczyk klingt als König Cosroe mächtig nobel wie gefährlich.

Unterstützt werden sie von den streichersatten Händel-Solisten und dem präzisen, temposicheren Dirigat von Attilio Cremonesi. So gelingt der Karlsruher „Siroe“ wenigstens in musikalischer Hinsicht zu einer Händel-Auferstehung zum Niederknien.

Karlsruher Operndirektorin Nicole Braunger im Gespräch:

Darum geht es

Das Badische Staatstheater in Karlsruhe präsentiert die Oper bei den Händel-Festspielen als veritable Ausgrabung. Wie in einem Königsdrama von William Shakespeare geht es in „Siroe, König von Persien“ um ein abgründiges, sexuell und erotisch aufgeladenes Spiel der Intrigen um den Königsthron:

Der alternde König Cosroe (Armin Kolarczyk) will nur widerwillig seine Macht übergeben und auch nur an den zweitgeborenen Sohn Medarse (Filippo Mineccia). Denn der erstgeborene Siroe (Rafał Tomkiewicz) ist in Emira (Sophie Junker )verschossen, die Tochter des vom Vater gemeuchelten Erzfeindes. Die Tochter sinnt auf blutige Rache und schleicht sich in Männerkleidern am Hof ein.

Verwechslungen, Irrtümer, das Vorspielen erotischer Begierden und denunzierende Briefe kosten den Titelhelden fast das Leben. Die Sache geht am Ende nach einem Volksaufstand gut und versöhnlich aus mit der Hilfe von Arasse (Konstantin Ingenpass) und dessen Schwester Laodice (Shira Patchornik), die ebenfalls in Siroe verschossen und zugleich Mätresse des Vaters ist. Am Ende kann man nur hoffen, dass der Thronfolger ein besserer Herrscher wird als sein cholerischer Erzeuger.

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Bernd Künzig
Onlinefassung
Dominic Konrad