„Auf der Bühne werden Gerechtigkeit, Teilhabe, Demokratie verhandelt – und hinter den Kulissen wird genau das nicht gelebt“, sagt Thomas Schmidt, Professor für Theatermanagement im SWR2 Interview. An diesem Widerspruch zerreiße natürlich ein Theater.
Schmidt hat die Arbeitsbedingungen an deutschen Theatern erforscht. Die Vorwürfe eines „toxischen Arbeitsklimas“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe sind für ihn keine Überraschung. Bei etwa zwei Dritteln der deutschen Theater würde es brodeln. Es gäbe eine ganze Reihe an Theatern, bei denen die Ensembles demnächst an die Öffentlichkeit gehen würden, so Schmidt.
Das Interview mit Prof. Thomas Schmidt im Facebook-Video:
Allerdings erstaune ihn das Ausmaß der Konflikte in Karlsruhe. Ärgerlich sei auch, dass die Personalvertretung schon seit vielen Jahren versucht, gemeinsam mit der Politik Lösungsmöglichkeiten zu suchen, das Problem aber so spät an die Öffentlichkeit geraten sei.
Daher nähmen viele Mitarbeiter*innen und Ensemblemitglieder in Kauf, ruhig zu sein, Dinge auszuhalten, Intendanten nicht ins Wort zu fallen, anstatt sich öffentlich zu äußern.
Strukturelle Veränderung wichtiger als personelle
Der größte Fehler, der jetzt in Karlsruhe passieren könne, sei es, beispielsweise Herrn Spuhler abzulösen ohne strukturell etwas verändern.
Denn durch die Omnipotenz an der Spitze eines solchen 750 Mann-Unternehmens entstünden einfach bestimmte Verhaltensmuster psychologischer Natur, um diesem Dauerdruck als Intendant auch standzuhalten, folgert Schmidt im SWR2 Interview.
Thomas Schmidt ist Professor und Direktor des Master-Studiengangs Theater- und Orchestermanagement an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. 2019 hat er in seinem Buch „Das Macht und Struktur im Theater. Asymmetrien der Macht.“ eine Studie zu Macht im Theater ausgewertet, an der fast 2000 Proband*innen teilnahmen.