Die Entscheidung

SPD gewinnt bei Bundestagswahl knapp vor CDU

Stand

Die SPD ist bei der Bundestagswahl nach vorläufigem amtlichen Endergebnis stärkste Kraft geworden. Die Sozialdemokraten liegen knapp vor der Union, die erhebliche Verluste hinnehmen muss.

SPD gewinnt Bundestagswahl vor Union

Die SPD hat ihren knappen Vorsprung im Laufe des Wahlabends nach und nach etwas ausgebaut. Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis kommen die Sozialdemokraten auf 25,7 Prozent der Stimmen. Knapp dahinter folgen CDU/CSU mit 24,1 Prozent. Das ist das schlechteste Ergebnis der Union bei einer Bundestagswahl. Drittstärkste Kraft wurden den Angaben zufolge die Grünen mit 14,8 Prozent. Das sind 5,9 Prozent mehr als vor vier Jahren und das bisher beste Ergebnis der Grünen bei einer Bundestagswahl.

Die FDP kommt auf 11,5 Prozent der Stimmen. Die Liberalen legen damit um 0,8 Prozentpunkte zu. Die AfD kommt auf 10,3 Prozent. Die Linke muss um den Einzug in den Bundestag bangen. Sie kommt auf 4,9 Prozent, das sind 4,3 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Bundestagswahl. Die Linke kann aber dank dreier Direktmandate im Parlament bleiben.

Erste Reaktionen: "Enttäuschend" für Klöckner, "Zuversicht" bei Hitschler"

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat von einem "wirklich tollen Abend" für ihre Sozialdemokraten gesprochen. "Wir haben bundesweit ja um die fünf Prozent zugelegt, das ist wirklich fulminant. Wir sind auch in Rheinland-Pfalz wahrscheinlich das zweite Mal Wahlsieger in einer Bundestagswahl, was es ja in der Regel gar nicht gibt. Also wir können an diesem Abend uns einfach nur freuen, dass die SPD wieder da ist".

Auch SPD-Spitzenkandidat Thomas Hitschler zeigte sich optimistisch. "Die SPD ist sehr sehr zuversichtlich. Wir werden einen Koalitionspartner oder mehrere brauchen, um die wichtigen Zukunftsthemen anzugehen, aber auch da bin ich sehr zuversichtlich."

Anders ist die Stimmung bei der CDU. Bei Bundestagswahlen unterlag sie in Rheinland-Pfalz bislang nur einmal der SPD: 1998. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf sprach am Abend von einer "historischen Niederlage" für die CDU. "Wir hätten uns das anders gewünscht. Da gibt es viele Punkte, warum das so zustande gekommen sein soll." Das müsse nun aufgearbeitet werden. "Ich möchte aber auch an dieser Stelle sagen: In der jetzigen Situation, zur jetzigen Zeit, ist noch nicht sicher, wer ins Kanzleramt einzieht."

Die rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner zeigte sich trotz der Verluste der Union im SWR Fernsehen ebenfalls kämpferisch: "Natürlich ist es enttäuschend, man wünscht sich als Volkspartei ein besseres Ergebnis, aber wir sehen jetzt gerade wie eng es ist und ich kann nur sagen, dass wir als Christdemokraten sehr klar verantwortungsbereit sind und dieses Land auch führen möchten, wenn die Wähler uns diesen Auftrag geben." Klöckner musste auch persönlich eine Niederlage einstecken. Im Wahlkreis Kreuznach verlor sie ihr Direktmandat an den SPD-Kandidaten Joe Weingarten.

Zufriedenheit bei Grünen, FDP und AfD

Grünen-Spitzenkandidatin Tabea Rößner äußerte Zufriedenheit mit ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock: "Wir haben keinen Wohlfühl-Wahlkampf gemacht, sondern wir haben ganz klar das Thema Klimaschutzpolitik gesetzt, das sonst nicht vorgekommen wäre. Insofern hat sie diese Rolle gut ausgefüllt. Und wir waren die ganzen letzten Wochen sehr stabil in den Umfragewerten und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden."  

Gute Stimmung auch bei der FDP. Spitzenkandidat Volker Wissing sagte: "Wir freuen uns riesig und danken ganz herzlich für das Vertrauen, das man uns ausgesprochen hat. Und klar ist auch: Die Deutschen wollen keine rot-rot-grüne Bundesregierung, auch das ist ein gutes Signal an diesem Wahlabend."

Auch AfD-Spitzenkandidat Sebastian Münzenmaier zeigte sich mit dem bisherigen Wahlverlauf zufrieden: "Wenn diese Prognosen und die erste Hochrechnung stimmen - wir haben ja bei der Landtagswahl auch andere Erfahrungen gemacht - aber wenn das so stimmt, muss man einfach mal festhalten, dass die AfD sich im besten Sinne etabliert hat, dass wir nicht mehr wegzudenken sind aus dem Deutschen Bundestag."

Alexander Ulrich, Spitzenkandidat der Linken, sagte im Hinblick auf die deutlichen Stimmenverluste: "Es ist für uns ein herber Tag und es bleibt spannend. Wir hoffen, dass wir die Fünf-Prozent-Hürde doch noch überspringen oder da bleiben, beziehungsweise über die Direktmandate in den Bundestag einziehen können."

Welche Koalitionen sind denkbar?

Geht es um Koalitionen, bewerten die Rheinland-Pfälzer ein Regierungsbündnis von SPD und Grünen am Positivsten. Immerhin 32 Prozent könnten sich das vorstellen. Dies ist aber rein rechnerisch nicht möglich. Am wenigsten können sich die Menschen im Land mit einer Koalition aus Union, SPD und Grünen anfreunden. Lediglich 13 Prozent würden das gutheißen.

Wahl in Rheinland-Pfalz: SPD siegt deutlich

In Rheinland-Pfalz ist die SPD bei der Bundestagswahl klar stärkste Kraft geworden. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis, das der Landeswahlleiter veröffentlichte, erhielt die SPD 29,4 Prozent der Stimmen. Das sind 5,3 Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren. Die CDU muss erhebliche Verluste hinnehmen. 24,7 Prozent bedeuten ein Minus von 11,2 Prozentpunkten. Drittstärkste Kraft sind die Grünen mit 12,6 Prozent, das ist ein Plus von 5,0 Prozentpunkten. Dahinter liegt die FDP mit 11,7 Prozent und einem Zuwachs von 1,3 Prozentpunkten. Die AfD verliert 2,0 Prozentpunkte auf 9,2 Prozent, die Linke erhält 3,3 Prozent der Stimmen, das ist ein Minus von 3,5 Prozentpunkten.

Grüne und FDP punkten bei jungen Rheinland-Pfälzern

Bei den Stimmanteilen haben sowohl SPD als auch CDU in Rheinland-Pfalz ihre größte Wählerschaft bei der Altersgruppe "70 und Älter". FDP und Grüne hingegen punkteten vor allem bei jungen Wählern zwischen 18 und 24 Jahren. Auch die Linken waren bei Menschen bis 34 Jahren beliebter als bei der älteren Wählerschaft.

Große Unterschiede gab es bei der Antwort von Grünen-, CDU- und SPD-Wählern auf die Frage, was für die Wahlentscheidung wichtig war. Ein Großteil der Grünen-Wähler in Rheinland-Pfalz gab demnach an, dass das Parteiprogramm ausschlaggebend gewesen sei (72 Prozent). Bei SPD-Wählern war der Kandidat der Hauptgrund (41 Prozent). Gemischter fiel das Ergebnis bei CDU-Wählern aus: Für 39 Prozent war das Programm entscheidend, für 36 die Parteibindung.

Wahlbeteiligung kaum verändert

Nach aktuellen Zahlen lag die Wahlbeteiligung 2021 in Rheinland-Pfalz bei 78 Prozent und damit minimal über der von 2017 (77,7 Prozent). Bundesweit zeichnet sich ein leichter Rückgang ab: von 76,2 Prozent im Jahr 2017 auf 76 Prozent bei dieser Wahl.

RLP

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Im Jahr 2017 konnten CDU/CDU deutlich mehr Stimmen holen, als die SPD - sowohl auf Bundesebene als auch in Rheinland-Pfalz. So kam die Union deutschlandweit auf 32,9 Prozent, während die SPD lediglich 20,5 Prozent der Stimmen holte. Auf Landesebene lag die CDU mit 35,9 Prozent ebenfalls deutlich vor der SPD (24,1.)

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SWR