Rechtsstreit um große Werbetafel

Meinung: Mega Unterwäsche-Werbung? Ja bitte

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Martin Rupps
Martin Rupps

Die Stadt Mössingen will eine vier Meter hohe Werbetafel verhindern. Die Beschränkung bzw. das Verbot von Werbeflächen ist Etikettenschwindel, meint Martin Rupps.

Die Stadtverwaltung von Mössingen (Kreis Tübingen) will verhindern, dass ein Unternehmer eine vier Meter große Werbetafel aufstellt. Die beleuchtete Plakatfläche störe das historische Stadtbild und die Anwohner, lauten unter anderem die Argumente. Jetzt liegt die Entscheidung beim Sigmaringer Verwaltungsgericht.

Martin Rupps
Die Meinung von Martin Rupps

Ästhetischer Ausdruck des Zeitgeistes

Der Konflikt gehört zum Vorspiel einer bundesweiten Debatte, die in Großstädten begonnen hat: Wie viel Leucht- und Plakatwerbung darf es – wenn überhaupt – im öffentlichen Raum noch sein? In der Schweiz ist man da schon weiter: Die Bevölkerung von Genf hat mehrheitlich dafür gestimmt, Werbetafeln von 2025 an zu verbieten. Dann sind nur noch Hinweise auf Kulturveranstaltungen erlaubt. Kapitalismus-Kritiker ("Da werden Träume verkauft.") und Tourismus-Strategen ("Werbung verschandelt die Stadtlandschaft.") marschierten hierfür Seit‘ an Seit‘.

Ein teilweises oder komplettes Verbot von Werbetafeln erscheint mir als Etikettenschwindel. Unser Wirtschaftssystem ist und bleibt der Kapitalismus, in dem Hersteller für konkurrierende Produkte werben. Daran ändert nichts, wer seinen charakteristischen Schilderwald schleift oder neue Werbeflächen untersagt.

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Die Begrenzung bzw. ein Verbot großflächiger Werbung zerstört auch Kultur. Ein Großplakat für Unterwäsche gilt mir genauso als ästhetischer Ausdruck des Zeitgeistes wie eine Inszenierung am Theater. Ich möchte in einem Ort voller Texte und Lichter leben, nicht in einer Puppenstube.

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