Der nächste Tarifkonflikt bei der Bahn steht an - und auf der Schiene könnte bald wieder alles stillstehen. Ein Vorschlag soll eine schnelle Eskalation verhindern.
Streiken sie, streiken sie nicht? Für Fahrgäste beginnt in wenigen Tagen wieder eine Zeit der Ungewissheit, ob der Weg zur Arbeit und zurück wie geplant funktioniert. Mit dem Auslaufen der Tarifverträge zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL und der Deutschen Bahn Ende Oktober endet auch die Friedenspflicht. Warnstreiks und Streiks sind dann möglich.
Bahn schlägt moderierte Gespräche von Anfang an vor
GDL-Chef Claus Weselsky hatte angekündigt, auf eine schnelle Urabstimmung zu setzen, um unbefristete Streiks durchführen zu können. Bahn-Personalchef Martin Seiler kritisiert die Drohung entschieden. Allerdings macht er einen Vorschlag, um eine schnelle Eskalation des Streits abzuwenden.
Er wünscht sich Gespräche mit der GDL von Beginn im Stil einer Schlichtung - mit Hilfe von Konfliktberatern und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dabei könnten Kompromisse ausgelotet werden. Vermittelte Gespräche gibt es üblicherweise erst, wenn reguläre Tarifverhandlungen gescheitert sind.
GDL soll während Verhandlungen nicht streiken
In der jüngsten Tarifrunde der Bahn mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) brachte ein solches Verfahren letztlich eine Einigung. Seiler schlägt der GDL von Anfang an ein daran angelehntes Format vor. Für die Zeit der Gespräche in diesem Rahmen brauche es eine Friedenspflicht - also die Zusage der GDL, in dieser Phase nicht zu streiken.
Die Bahn hält es für möglich, dass es bis nach der Weihnachtszeit Ergebnisse geben könnte. Sie wünscht sich eine Antwort der GDL auf diesen Vorschlag bis 5. November. Der erste Verhandlungstermin zwischen beiden Parteien ist für den 9. November angesetzt.
GDL-Forderungen für die Bahn "unerfüllbar"
Ihre Forderungen hat die GDL bereits Ende Juni bekannt gegeben. Sie will unter anderem mindestens 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Knackpunkt der Verhandlungen dürfte aber vor allem die Forderung nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich sein.
Bahn-Personalchef Martin Seiler nannte die Forderungen unerfüllbar. Wollte die Bahn eine Absenkung der Arbeitszeit vollumfänglich umsetzen, müsse sie im Schichtdienst rund 10.000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen. Nach seiner Aussage würden die Bahn-Personalkosten um mehr als 50 Prozent steigen. Das sei durch nichts zu rechtfertigen.