Die Zahl der Bäckereien und Metzgereien geht in Rheinland-Pfalz immer weiter zurück. Gründe sind fehlender Nachwuchs, hohe Preise, Bürokratie und die Konkurrenz von Großbetrieben.
Michael Müller war jahrelang der Bäcker in Horhausen im Westerwald. In seinem Laden kaufte man und quatschte ein bisschen - so, wie es in den Dorfläden früher eben war. Heute befindet sich in der ehemaligen Bäckerei eine Eisdiele, das Ende einer 111-jährigen Geschichte.
Müller hat seinen Bäckerbetrieb aufgeben müssen, weil seine Kinder ihn nicht übernehmen wollten und er keinen anderen Nachfolger finden konnte. "Viele wollen halt nur noch studieren, wollen dann irgendwann das große Geld machen, was man in der Bäckerei oder im Laden nicht verdienen kann“, sagt Müllers Ehefrau Birgit.
Einen Bäcker gibt es in Horhausen nun nicht mehr - aber zwei Supermärkte am Ortsrand, die auch Brot und Fleisch anbieten.
Metzgerei schließt nach 99 Jahren
Eine ähnliche Geschichte hat die nun geschlossene Metzgerei Pitton in Rennerod (Westerwaldkreis) hinter sich. Im nächsten Jahr hätte sie ihren Hundertsten feiern können, doch dazu wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr kommen.
Metzgermeister Karl-Heinz Pitton hofft noch auf einen Nachfolger oder auf eine andere Lösung, damit die Metzgerei weitermachen kann. Um seine Kosten zu decken, zerlegt er für Jäger manchmal Wild in geringen Mengen - nicht vergleichbar mit dem, was früher in der Wurstküche produziert wurde.
Pittons Tochter Regine ist sogar Fleischermeisterin. Doch alleine kann sie den Laden nicht führen. "Unsere Angestellten waren alle über 60. Ich habe niemanden gefunden, der mich unterstützen kann", sagt sie. Das ginge auch anderen Fleischereien so.
Immer weniger Bäcker und Metzger
Es gibt immer weniger Metzgereien und Bäckereien im Westerwald und im nördlichen Rheinland-Pfalz. Waren es 2016 noch 305 Bäckereien, so sind es in diesem Jahr, Stand Ende September, nur noch 202 - ein Drittel weniger als vor sieben Jahren. Die Zahl der Metzgereien sank im gleichen Zeitraum nach Angaben der zuständigen Handwerkskammer von 333 auf 302.
Innung fordert Imagewandel
Der Metzgerberuf brauche einen Imagewandel, sagt Thomas Christian, Metzger in Stockum-Püschen und Obermeister der Innung Westerwald, die am Sonntag in Höhr-Grenzhausen tagte. Ein Thema: Wie können mehr Arbeitskräfte und Berufsanfänger gefunden werden?
Leider würden gerade junge Leute vor diesem Beruf zurückschrecken, beklagt Christian. "Dabei bietet unser Beruf so viel Möglichkeiten, künstlerisch tätig zu sein."
Auch Ralf Hellrich von der Handwerkskammer Koblenz findet, dass neben dem Image der Berufe die Ausbildung besser sein könnte - und deren Finanzierung auch, besonders im Vergleich zur Ausbildung an den Universitäten.
Ministerin verweist auf mehr Geld für Ausbildung
Doch es muss gespart werden, im Land wie im Bund, das weiß auch Hellrich. Und weil die Landesfördermittel von denen des Bundes abhängen, kann die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) nur darauf verweisen, was getan wurde: "Wir haben die letzten Jahre bewusst die Mittel hier erhöht, um unsere überbetrieblichen Bildungsstätten auch zeitgemäß und modern auszustatten." Dabei gehe es aber nicht um einen Automatismus, "sondern es geht um eine zielgerichtete Investition. Das haben wir gemacht."
Natürlich werde es auch künftig noch Fleischereien geben, sagt Fleischermeisterin Regine Pitton. "Spezialitäten, die die Leute nicht im Supermarkt bekommen - das bekommt man dann in der Fleischerei." Aber die Fachgeschäfte würden in Deutschland spätestens 2030 sehr, sehr selten werden.