Im Zeichen des Kriegs in der Ukraine und einer Energiekrise feiern die Christen in Deutschland das Weihnachtsfest. Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen rufen in ihren Predigten dazu auf, die Spannungen in der Gesellschaft zu überbrücken.
Weihnachten lässt nach Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann in diesem Jahr ganz besonders Frieden ersehnen. Die täglichen Nachrichten und Bilder zum Krieg in der Ukraine bewegten ihn und ließen ihn neu über die Botschaft von Frieden und Heil aus der Bibel nachdenken, sagte Ackermann am ersten Weihnachtsfeiertag im Trierer Dom.
Eine Frieden ankündigende Botschaft werde ersehnt, dass es "endlich ein Einsehen des russischen Aggressors gäbe und Friedensverhandlungen beginnen könnten". Aber dieser Wunsch bleibe Zukunftsvision, auf deren Verwirklichung er für das Jahr 2023 hoffe, so Ackermann.
Bischof Kohlgraf in Mainz: Rauer Ton in Kirche und Gesellschaft
Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf thematisierte den Krieg in der Ukraine in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Mainzer Dom. "Wir haben uns auffallend schnell an Gewalt in Tat und Wort gewöhnt", sagte Kohlgraf. "Und ich gestehe: Unsere Kirche gibt oft kein gutes Bild ab in der Nachfolge des gewaltlosen Jesus, der sicher kein weicher Charakter war." Für viele Menschen sei "die Kirche in ihrer konkreten Gestalt kein glaubwürdiges Zeugnis einer gewaltfreien Menschheit".
Bischof Bätzing in Limburg fordert in Predigt, Wohlstand zu teilen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte in seiner Predigt in der Christmette im Limburger Dom dazu aufgerufen, den eigenen Wohlstand mit Flüchtlingen und anderen Hilfsbedürftigen zu teilen.
Bätzing nahm in seiner Predigt auch die Politik in die Pflicht. Es sei schon oft angemahnt worden, dass eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik nötig sei, um die Lasten gerecht zu verteilen. "Es ist fast zum Verzweifeln, dass uns dies im freien Europa über Jahre und Jahrzehnte nicht gelingen will", so der Limburger Bischof.
Rheinischer Präses Latzel: "Wir brauchen viele Herbergen"
Hilfe sei auch gefragt, "wenn Menschen aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan zu uns fliehen, die auch nicht wissen, wo sie ihr Kind hinlegen sollen, wo es Windeln für sie gibt, sagte der rheinische Präses Thorsten Latzel. "Wir brauchen viele Herbergen und Engel in diesem Winter."
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sagte in seiner Weihnachtsbotschaft, manch einer frage sich, ob die Friedensbotschaft von Weihnachten wertlos sei. Durch den Krieg seien vielleicht Erwartungen an Weihnachten in die Krise geraten, die Weihnachtsbotschaft selbst sei es aber nicht, betonte er.
Besonderes Krippenspiel: Kinder spielen die Weihnachtsgeschichte
In Mainz gab es an Heiligabend einen Gottesdienst der besonderen Art: An den Römersteinen spielten Kinder die Krippengeschichte nach - mit viel Freude und tierischen Statisten.
Heizungen aus: Viele Kirchen in RLP bleiben kalt
Viele Kirchen im Land haben die Heizungen heruntergefahren, um Energie zu sparen. Damit die Gottesdienstbesucher an den Feiertagen nicht frieren müssen, werden in manchen Gemeinden Heizkissen oder Decken verteilt. Außerdem wird darum gebeten, sich warm anzuziehen.
"Kein Gefühl, mit dem man Weihnachten feiern will" Weihnachten feiern, während Zuhause Krieg herrscht
Überall bereiten sich die Menschen auf Weihnachten vor. Wie gehen geflüchtete Ukrainer in Deutschland mit den kommenden Feiertagen um?
Weihnachten in Worms Ökumenisch-Ukrainischer Gottesdienst mit Krippenspiel ohne Worte
Für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen ist Weihnachten fernab der Heimat hart. In Worms gab es einen ökumenischen Gottesdienst mit einem Krippenspiel von Kindern aus der Ukraine: Die Weihnachtsgeschichte wird auch ohne Worte verstanden.