Ein enthaupteter Obdachloser, eine getötete junge Touristin aus den USA, das Skelett eines unbekannten Mordopfers - können diese Taten jemals aufgeklärt werden?
Die Aufklärungsquote bei Mord und Totschlag ist hoch - in Rheinland-Pfalz beträgt sie im Jahresschnitt sogar oftmals hundert Prozent. Trotzdem gibt es einige Fälle, die die Ermittler auch nach vielen Jahren noch nicht lösen konnten. Manchmal ist nicht einmal die Identität des Opfers bekannt. Wir haben einige dieser Cold Cases zusammengestellt:
Der Obdachlosenmord in Koblenz
Es war eine Tat, die große Anteilnahme der Menschen in Koblenz ausgelöst hat: Im März 2018 wurde ein 59-jähriger Obdachloser auf dem Koblenzer Hauptfriedhof tot aufgefunden - enthauptet von einem Unbekannten. Das Opfer hatte auf dem Hauptfriedhof gelebt. Der 59-jährige hatte früher einmal mit Kunst gehandelt, sein Geschäft dann aber schließen müssen. Die zeitweilig 35-köpfige Sonderkommission "Hauptfriedhof" war fast 2.000 Hinweisen und Spuren nachgegangen - zum Mörder führten sie aber nicht. Die Ermittler haben aber noch nicht aufgegeben: Der Sprecher des Landeskriminalamts, Pascal Widder, sagte, es seien noch mehrere Ermittlungsspuren in Bearbeitung.
Schreckliches Ende einer Europareise: Mordfall Amy Lopez
1994 war die texanische Studentin Amy Lopez auf einer Europareise, die ihr Vater ihr geschenkt hatte. Dabei machte die 24-jährige Station in Koblenz. Eines Morgens stieg sie zu Fuß zur Festung Ehrenbreitstein hinauf. Dabei traf die Amerikanerin offenbar auf ihren Mörder. Die junge Frau wurde Opfer eines Sexualverbrechens.
Verpackte Leiche im Wald
Ebenfalls 1994 machten Waldarbeiter in der Nähe einer Schutzhütte in Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) einen grausigen Fund. Sie stießen auf einen Toten - eingewickelt in einen Bundeswehrschlafsack und blaue Müllsäcke. Ermittlungen zufolge starb der Mann zwischen Oktober 1993 und März 1994. Erst 26 Jahre später konnten Ermittler der Kriminaldirektion Trier und die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach die Identität des Mannes klären: Es handelte sich um einen damals 46 Jahre alten aus Polen stammenden Aussiedler. Er war mit seiner Familie aus Danzig in den Raum Idar-Oberstein gezogen. Wer ihn umbrachte, blieb unbekannt.
Tod einer gehörlosen Prostituierten
Ende des Jahres 2002 wurde eine gehörlose Prostituierte zum letzten Mal gesehen, als sie auf dem Straßenstrich in Bonn-Endenich in ein Auto stieg. Wenige Tage später fand man ihre Leiche in der Nähe von Schweich (Kreis Trier-Saarburg). Sie lag nur noch mit Unterwäsche, einem T-Shirt und Socken bekleidet in einem Gebüsch neben einem Parkplatz an einer Landstraße.
Skelettfund in Klein-Winternheim
Im April 2008 fanden Rodungsarbeiten in der Nähe einer Autobahnanschlussstelle der A63 bei Klein-Winternheim (Kreis Mainz-Bingen) statt. Dabei wurde die skelettierte Leiche eines Mannes gefunden. Die Polizei versuchte mithilfe einer Gesichtsrekonstruktion herauszufinden, um wen es sich bei dem Toten handelte. Vergeblich. Über den Toten kann sie nur sagen, dass er zwischen 36 und 42 Jahre alt war, als er umgebracht wurde. Seine Leiche wurde vermutlich zwischen 1994 und 2000 an der Fundstelle abgelegt.
Der Mörder kam über den Balkon
1989 in Trier kletterte ein unbekannter Täter über den offenstehenden Balkon in die Wohnung der 31-jährigen Beatrix Hemmerle und stach mit einem Messer auf sie ein. Ihr damals zwölfjähriger Sohn fand sie blutüberströmt, sie starb noch am Tatort. 2017 rollte die Polizei den Fall neu auf, weil sie durch Fortschritte bei der DNA-Analyse neue Spuren hatte. Ein erster Reihentest brachte zwar kein Ergebnis. LKA-Sprecher Widder sagte aber, dass auch aktuell Personen, die damals erfasst wurden, um eine freiwillige DNA-Abgabe gebeten würden.
Manchmal ist es der technologische Fortschritt, manchmal eine späte Zeugenaussage, die dazu führt, dass sich die Polizei einen Cold Case wieder neu vornehmen kann. Sollte sie einen Mörder überführen, wird er oder sie sich vor Gericht verantworten müssen, egal wie lange die Tat her ist. Denn Mord verjährt nie.