Vor rund eineinhalb Jahren flüchteten Eva und ihr Vater Andrii vor dem Krieg in der Ukraine. Sie kamen nach Trier und fingen neu an. So geht es ihnen heute.
"Guten Tag, ich freue mich sehr, dass wir uns wieder sehen." Als mich die 13-jährige Eva Rudenko bei unserem Treffen so strahlend begrüßt und in die Arme nimmt, bin ich sprachlos.
Während ihr Vater Andrii mich zur Begrüßung herzlich anlächelt, fängt Eva an zu erzählen. Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus und ich bin überrascht, wie gut sie mittlerweile Deutsch spricht.
Schwieriger Start für ukrainische Kriegsflüchtlinge in Trier
Als ich Eva und Andrii Rudenko im Oktober 2022 das erste Mal in Trier getroffen hatte, waren die beiden erst ein paar Wochen in Deutschland. Auch damals lächelte Eva - jedoch eher schüchtern und erschöpft. Zu neu und unbekannt waren damals noch Triers Straßen, die Menschen und vor allem die Sprache.
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Die junge Ukrainerin sprach damals eine Handvoll Sätze auf Deutsch und war mit Kopf und Herz noch bei ihren Freunden und der Familie in der Ukraine.
Heute ist von Schüchternheit bei der 13-Jährigen nicht mehr viel zu spüren. Mit jedem Satz scheint sie selbstbewusster zu werden. "Anfangs dachte ich, Deutsch sei sehr schwer. Aber mittlerweile kann ich schon gut Deutsch sprechen. Das passt für mich", erzählt sie stolz.
Evas gute Sprachkenntnisse sind für ihren 62-jährigen Vater eine wichtige Stütze im Alltag. Die 13-Jährige übersetzt, lernt mit ihm Deutsch und kann sich sogar schon um kleine Dokumente kümmern. Das schweißt noch mehr zusammen. Andrii hat schon zwei Deutschkurse hinter sich. Ihm falle das Deutschlernen aber viel schwerer, erzählt Eva: "Papa muss noch viel üben. Bei seinem neuen Job kann er viel mit den Kollegen reden und lernen."
Nach langem Warten: Andrii hat einen Job gefunden
Bei unserem ersten Treffen kreisten bei Andrii Rudenko viele Gedanken im Kopf, etliche Fragen waren ungeklärt. Wann kann er arbeiten? Wie kann er schnell an einen Deutschkurs kommen? Und vor allem: Werden sie ihre Familie wieder sehen? Stück für Stück haben sich die Fragen in den letzten Monaten geklärt. Die Sorgen sind zwar noch da, werden aber kleiner.
Seit ein paar Wochen hat Andrii Rudenko eine Anstellung als Elektriker. Dass er nun nach all den Monaten wieder etwas für seine Familie sorgen könne, mache ihn stolz. Seine Erleichterung merkt man ihm an.
Der neue Job sei wie eine zweite Karriere für ihn. Denn in der Ukraine ist Andrii eigentlich schon Rentner. "Seit unserer Ankunft hat sich viel getan, wofür wir unglaublich dankbar sind."
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Bruder und Oma sind nachgekommen
Mittlerweile sind Andrii und Eva Rudenko in Trier auch nicht mehr allein. Oma und Bruder sind nachgekommen. Das hilft gegen das Heimweh. Denn auch wenn sich Eva in ihrem neuen Zuhause wohl fühlt, ist sie in Gedanken jeden Tag in der Heimat.
Denn Eva Rudenkos Mutter ist noch in der Ukraine. Warum das so ist, möchte Eva nicht erzählen. Immerhin kommt ihre Mama hin und wieder zu Besuch. "Und Oma ist auch wie Mama, das hilft mir", sagt sie. Ich merke, dass ihr das nicht leichtfällt und frage nicht weiter.
Eva möchte in Deutschland bleiben
Wenn sie nicht gerade ihrem Vater hilft, zusammen mit fünf anderen ukrainischen Mädchen in einem Chor singt oder mit Freundinnen aus der Schule unterwegs ist, sitzt Eva an den Hausaufgaben und lernt fleißig. Denn sie hat viel vor, will Abitur machen und später in Deutschland Medizin studieren. Hier habe sie die besten Ausbildungschancen.
In den Sommerferien wird sie in die Ukraine fahren, um ihre Mama und ihre beste Freundin Sascha zu besuchen. Das sei ihr wichtig. Aber sie weiß, sie wird zurückkommen, um sich hier in Trier weiterhin Stück für Stück eine neue Heimat aufzubauen. Und ich werde sie wiedersehen.
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