Der geliebte Hund ist weg, noch dazu mit Leine. Eine gefährliche Situation. Carina Niesen und ihre Pettrailer kommen genau dann zum Einsatz und sind oftmals die letzte Rettung.
Carina Niesen zieht aus ihrer Jackentasche eine kleine Plastiktüte. Darin befindet sich das Halsband eines entlaufenen Hundes. Es dient als Geruchsprobe für Hund Yuma. Die trainierte Spürnase kann so die Witterung des verschwundenen Tieres aufnehmen. Yuma hat sein Suchhundegeschirr an. Er ist im Einsatz. Noch einmal steckt er die Nase tief in die Tüte und dann geht es los. Das Training beginnt.
Hund Yuma muss Artgenossen finden
Für den heutigen Trainingstag hat Niesen sich Verstärkung geholt. Jenny Schmitt ist mit ihrem Hund Baxter gekommen. Auch sie ist eine ausgebildete Pettrailerin. "Damit wir heute ein Tier haben, das wir suchen können, habe ich Baxter mitgebracht", erklärt Schmitt.
Warum ihr die Arbeit so wichtig ist? "Baxter ist ein Angsthund. Wenn ihn etwas erschreckt, dann ist der weg", sagt sie. "Da ist es gut zu wissen, dass jemand da ist, der im Fall der Fälle bei der Suche helfen kann."
Im folgenden Training wird sich Jenny Schmitt gemeinsam mit ihrem Hund Baxter im Wald verstecken. Die Aufgabe von Rüde Yuma wird es sein, die beiden zu finden.
Ausbildung zum Pettrailer dauert bis zu drei Jahre
Die Ausbildung zum Pettrailer dauert zwei bis drei Jahre, erzählt Carina Niesen. Doch nicht jedes Mal, wenn ein Hund oder eine Katze weggelaufen ist, kommen die Pettrailer des Vereins Saving Paws aus der Vulkaneifel zum Einsatz. "Wir rücken dann aus, wenn eine besondere Gefahr für das Tier besteht", erklärt Niesen. "Zum Beispiel, wenn ein Hund mit einer Leine entlaufen ist." Der Vierbeiner könne sich dann schnell irgendwo verheddern und komme nicht mehr an Futter oder Wasser.
Ernstfall Anfang des Jahres
Wie gefährlich die Situation für die Tiere im Ernstfall werden kann, zeigte ein Fall gleich zu Beginn dieses Jahres. Eine Woche nach Silvester erreichte Carina Niesen ein Hilferuf aus dem Raum Mayen-Koblenz.
Bruno, ein elf Jahre alter Mischlingshund, war schon seit einer Woche verschwunden - mit einer zehn Meter langen Schleppleine. "Mit jedem Tag, der vergeht, wird es schwieriger, der Spur des Hundes zu folgen, weil der Trail quasi erkaltet", erzählt Niesen. Trotzdem setzte sie sofort alle Hebel in Bewegung und startete mit einer großangelegten Suchaktion.
Moderne Technik hilft den Pettrailern
Zum Einsatz kommen bei solchen Suchaktionen auch Drohnen mit Wärmebildkameras. "Das erleichtert uns die Arbeit ungemein, weil wir damit ein großes Gebiet in sehr kurzer Zeit absuchen können und nicht in jede Hecke krabbeln müssen", sagt Niesen. "Wir müssen so nur da suchen, wo wir auf der Kamera Wärmequellen gefunden haben."
Hund nach 13 Tagen im Wald gefunden
Im Fall von Bruno zeigten die Pettrailer, was wirklich in ihnen steckt. Dreizehn Tage nach seinem Verschwinden fanden die Tierretter rund um Carina Niesen den abgemagerten Hund im Wald. Seine Schleppleine hatte sich mehrfach um einen Wurzelballen gewickelt. Ein Drittel seines Körpergewichts hat der Hund eingebüßt, ein Tierarzt stellte am nächsten Tag zudem innere Blutungen fest.
Brunos Besitzer war mit vor Ort, als sein Hund im Wald gefunden wurde. "Er ist sofort in Tränen ausgebrochen, er hat so geweint. Wir haben alle mit geweint", erzählt Niesen, bei der direkt die Emotionen wieder hochkommen.
Training endet erfolgreich
Damit auch der nächste Fall so glücklich endet, ist regelmäßiges Training wichtig. Der Trainingstag endet für Carina Niesen und Yuma mit einem Erfolgserlebnis. Schon nach kurzer Zeit hat der Hund Baxter und Jenny Schmitt im Wald aufgespürt. Wichtigstes Lernziel für alle Spürnasen in Ausbildung: Das sichere Verfolgen eines Trails. Das ist viel Arbeit, aber es lohnt sich.
"Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn wir einen Menschen und sein Tier wieder zusammenbringen können. Wenn man sieht, wie beide sich freuen, ist das ein richtiges Glücksgefühl", so Niesen.
"Da fällt von uns allen eine Last ab, denn wir übernehmen in dem Moment, in dem wir in den Einsatz gehen, eine wirklich große Verantwortung", sagt sie. "Wir übernehmen die Verantwortung für ein Lebewesen und das sollte man nie vergessen."
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