Bahn-Pendler warten seit Jahren auf die Reaktivierung der Weststrecke in Trier. Schon vor rund fünf Jahren sollte sie in Betrieb gehen. Ende 2024 soll es jetzt soweit sein.
Ende dieses Jahres soll es nun so weit sein. Auf der Weststrecke in Trier sollen Personenzüge rollen. Schon im vergangenen Sommer wurde dieser Termin gesetzt, doch die für Jedermann sichtbaren Fortschritte lassen auf sich warten. Auch wenn Deutsche Bahn, das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Trier erst am vergangenen Samstag medienwirksam im Beisein von Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) zum Einschub einer neuen 310 Tonnen schweren Bahnbrücke einluden.
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Damit Ende 2024 nun tatsächlich Personenzüge rollen können, bleibt noch viel zu tun: Die Bahnhöfe Trier-Hafenstraße, Trier-Pallien, Trier-West, Trier-Euren und Trier-Zewen sollen vollkommen neu und barrierefrei errichtet werden. Am Kreuz Konz entsteht ein neuer Außenbahnsteig. Zudem erneuert und erweitert die Bahn die Schieneninfrastruktur auf der Verbindung von der Moselstrecke zur Trierer Weststecke und errichtet drei Brücken bzw. Eisenbahnüberführungen.
Noch knapp zwölf Monate bis zur Reaktivierung der Weststrecke
Nur noch knapp zwölf Monate Zeit bleiben jetzt noch. Ist es da realistisch von einer Reaktivierung der Weststrecke bis Ende 2024 auszugehen, d.h. mit den fünf noch zu bauenden neuen Haltepunkten, damit über Trier-West die beiden geplanten Regionalbahnlinien 83 nach Luxemburg und 84 nach Konz/Saarburg verkehren können und ohne, dass einzelne Teilvorhaben nicht rechtzeitig fertig werden? Die Bahn sagt ja, das sei zu schaffen: "Die Befahrbarkeit der Strecke und Nutzbarkeit der Bahnhöfe ist weiter Ende 2024 geplant", so eine Bahnsprecherin auf Anfrage des SWR.
Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter für Rheinland-Pfalz und Saarland, präzisierte, man komme sogar gut voran: Die Station Hafenstraße befinde sich bereits in der Umsetzung. "Auch die Baumaßnahmen an den Stationen Trier-Pallien, Trier-West, Trier-Euren und Trier-Zewen beginnen bereits im März dieses Jahres. Die Station Kreuz Konz folgt dann im Juli", so Vornhusen. Die dafür erforderlichen Ausschreibungen der Bauleistungen seien größtenteils abgeschlossen, heißt es.
Einige Luxemburg-Pendler schauen mit Sorge auf die Streckenführung
Wenn die Weststrecke einmal fertig ist, können Fahrgäste die Trierer Stadtteile auf der linken Moselseite per Zug erreichen. Auch Direktverbindungen nach Konz und Saaburg und vor allem nach Luxemburg, sind über die bereits genannten Regionalbahn-Linien RB 83 bzw. RB 84 geplant. Bisher fahren die Züge nach Luxemburg vom Trierer Hauptbahnhof über Trier-Süd nach Konz, dort über die eingleisige Moselbrücke auf die westliche Seite und über Igel nach Luxemburg. Das gilt sowohl für den Regionalexpress als auch momentan noch für die Regionalbahn 83 mit ihren vielen Zwischenhalten.
Luxemburg-Pendler dürfen sich also mit der Reaktivierung der Weststrecke auf ein vielseitigeres Angebot freuen, zumindest, wenn sie von Trier in die Hauptstadt des Großherzogtums fahren. Einige Pendler, die bisher in Konz zusteigen und nach Wecker (L) oder Munsbach (L) fahren, schauen mit einer gewissen Sorge auf die vorgesehenen Fahrpläne, die mit der Weststrecke kommen sollen. Wird man künftig noch am Kreuz Konz zusteigen können und per Direktverbindung zur Arbeit kommen? Zum Verkehrskonzept stehe man derzeit in engem Austausch mit dem Zweckverband, der die Planung des Nahverkehrs organisiere und koordiniere, teilte eine Bahnsprecherin kurz und knapp mit.
Luxemburg-Verbindungen künftig auf Oststrecke und Weststrecke
Besteller der Leistungen ist nach eigenen Angaben der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord in Koblenz, kurz SPNV Nord. Verbandsdirektor Thorsten Müller sagte dem SWR auf Anfrage, dass es künftig auf der West- und Ostseite Verbindungen nach Luxemburg geben werde und dass sowohl Konz als auch die bisherigen Haltepunkte in Luxemburg weiterhin angefahren würden. Schaut man sich die Pläne im Detail an, bahnen sich für einige Luxemburg-Pendler aber Probleme an.
Laut SPNV-Nord-Direktor Müller wird am Hauptbahnhof Trier der Regionalexpress bestehen bleiben und auf dem Weg nach Luxemburg auch am Kreuz Konz halten. In Luxemburg hält dieser schnellere Expresszug aber nur in Wasserbillig, Sandweiler-Contern und Luxemburg-Stadt. Die Regionalbahn 83 hingehen, die bislang auch den Hauptbahnhof Trier bedient, hält auf dem Weg nach Luxemburg-Stadt zurzeit an neun Zwischenhalten im Großherzogtum. Und dieser RB 83 soll künftig über die Weststrecke fahren - also nicht mehr über Konz. Pendler, die bisher dort zusteigen und an einem kleineren Zwischenhalt in Luxemburg austeigen möchten, werden sich also voraussichtlich umstellen müssen. D.h. entweder umsteigen, woanders zusteigen oder - was sicher nicht im Sinne der Initiatoren der reaktivierten Weststrecke sein dürfte - doch wieder mit dem Auto fahren.
Führung der RB 83 über Trierer Hauptbahnhof ist ein Provisorium
Was den Termin der Reaktivierung der Westrecke bis Ende 2024 angeht, mag man sich beim SPNV Nord nicht an irgendwelchen Spekulationen beteiligen. Natürlich sei noch einiges zu tun. "Sollten wir andere Informationen bekommen, werden wir wie bei allen anderen Themen auch Alternativen prüfen und erarbeiten", so Verbandsdirektor Thorsten Müller.
Was den Frust einiger Pendler zur bevorstehenden Westverlagerung der RB 83 angeht, sagt Müller: "Es ist dem SPNV Nord aus vielen Gesprächen bekannt, dass die Linienführung der RB 83 über den Trierer Hauptbahnhof viele Freunde gefunden hat, diese Freude wäre im Normalfall jedoch gar nicht entstanden, da nur durch die Verzögerungen bei der Weststrecke diese Züge durch den Hauptbahnhof fuhren." Die bisherige Führung des RB 83 ist demnach nur eine vorläufige Lösung.
Langfristige Neukonzeption voraussichtlich erst nach 2030
Was man voraussichtlich anbieten können werde, sei ein Verdichterzugpaar für Luxemburg-Pendler auch aus Trier-Süd und Konz, das montags bis freitags morgens und abends zwischen dem Trierer und dem Luxemburger Hauptbahnhof eingesetzt werde. Weitere Fahrten seien mit dem bestehenden Fahrzeugpark nicht möglich und man dürfe die finanziellen Aspekte durch weitere Zugpaare und zusätzliche Fahrzeuge schließlich nicht aus den Augen verlieren.
"Eine langfristige Neukonzeption unter Berücksichtigung der Reaktivierungskosten der Weststrecke für den SPNV ist erst möglich, wenn zum einen ein eingleisiger Engpass in Luxemburg gelöst wurde und zum anderen in Trier dann sowohl auf der West- als auch auf der Oststrecke jeweils ein RE- und eine RB-Verbindung möglich ist", so Thorsten Müller vom SPNV Nord. Das werde jedoch erst deutlich nach 2030 erfolgen können.