Hitzewellen mit 45 Grad Celsius, das prognostizieren Experten des Deutschen Wetterdienstes für die Stadt Trier Ende dieses Jahrhunderts. Was plant die Stadt, um damit umzugehen?
Auch im Rathaus von Trier ist es warm. Denn seit Wochen drückt die Sonne auf die Stadt in ihrem Kessel, dem Moseltal, und lässt ihre Bewohner schwitzen. Hier arbeitet Klimaschutzmanagerin Julia Hollweg an Lösungen gegen die steigenden Temperaturen. Im Klimaschutzplan soll auch der Schutz vor großer Hitze einen Platz bekommen, sagt Hollweg.
Denn Trier gilt als eine der drei heißesten Städte Deutschlands und hält seit 2019 den Hitzerekord in Rheinland-Pfalz mit 40,6 Grad Celsius. Die Stadt ist sich des Problems bewusst, deshalb hat sie von 2020 bis 2021 ein Klimaanpassungscoaching durchgeführt. Mithilfe des deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden Temperaturen in der Stadt gemessen und Prognosen erstellt.
Forscher sagen noch heißere Zukunft für Trier voraus
Hierbei wurde festgestellt, dass die Temperatur in der Stadt sich deutlich von ihrer Umgebung unterscheidet und seit den 1990er Jahren deutlich angestiegen ist. Seit den 2000er Jahren verzeichnet man weniger Regen. Seit den 1950er haben sich die Sommer- und Hitzetage in der Stadt mehr als verdoppelt. Es wird also immer wärmer. Die Experten des DWD gehen deshalb davon aus, dass Hitzewellen mit Temperaturen von 45 Grad Celsius im Jahr 2100 nicht unwahrscheinlich sind.
Wann kommt der Hitzeplan?
Nun, wo alle schwitzen, fordern immer mehr Stimmen, dass die Stadt einen Hitzeplan erstellt. So nennt man Maßnahmen, die eine Stadt ergreift, um einerseits ihre Bevölkerung vor großer Hitze zu schützen und andererseits die Stadt besser an das heißer werdende Klima anzupassen.
In Trier gibt es noch keinen solchen Plan. Dabei war davon schon vor zwei Jahren die Rede, als der Klimanotstand ausgerufen wurde. Doch einige Parteien, darunter auch die SPD haben das Projekt im Stadtrat nicht mitgetragen.
Klimaschutzplan soll alles regeln
Die Stadt verweist darauf, dass der noch nicht veröffentlichte Klimaschutzplan die Hitzevorsorge vorsieht. Als Leitlinien soll der Klimaschutz dann bei jedem Vorhaben der Stadt mitgedacht werden.
Außerdem sei man bereits mit dem Seniorenbeirat und den Feuerwehren in Kontakt, um zu klären, wie man vulnerable Personen in Zukunft besser vor Hitze schützen kann. Alleine könne die Stadt das nicht schaffen, sich um alle Alten, Jungen, sowie Kranken und Menschen mit Handycap zu kümmern sobald es heiß wird, wie das zum Beispiel in Frankreich der Fall ist, sagt Julia Hollweg.
Flickenteppich mit Grünzeug soll helfen
Die Klimaschutzmanagerin der Stadt möchte nicht warten bis der Klimaschutzplan in Kraft tritt. Schon jetzt versucht sie gemeinsam mit der lokalen Agenda Orte für mehr Grün in der Stadt zu finden.
Deshalb versucht die Stadt auf kleinen Flächen mit gutem Beispiel vorzugehen und Beete mit heimischen Pflanzen anzulegen. Auf anderen Stellen versucht man mit mobilen Hochbeeten oder begrüntem Stadtmobiliar dem Asphalt zu trotzen. Des weiteren plant die Stadt den Bestand an Bäumen und Grünflächen, die in privater Hand liegen, mit speziellen Satzungen besser zu schützen.
Herausforderung für Grün: Urbaner Untergrund
Doch gerade dort, wo sich die Hitze am meisten in Trier sammelt, sei es schwierig, etwas zu unternehmen. Die Einkaufsstraßen zum Beispiel könnten nicht mit Bäumen bepflanzt werden, weil im Boden einerseits römisches Erbe schlummere, sich Keller und Parkhäuser befänden oder Gas, Strom und Internet sowie Wasser und Abwasserleitungen verlaufen, sagt Hollweg. Für Baumwurzeln sei da kein Platz.
Bürger sollen Klimaschutz umsetzen
In den Bestand von Parkplätzen von Läden oder in privaten Hinterhöfen könne man nicht ohne Zustimmung eingreifen, erklärt Hollweg. Auch den kahlen Viehmarkt könne man nicht ohne Einstimmung seines Erbauers verändern. Der Platz gilt nämlich als ein Kunstwerk, welches ein Architekt erbaut hat und genießt deshalb einen speziellen Schutz.
Die Klimaschutzmanagerin möchte die Hausbesitzer und Ladeninhaber motivieren, ihre Fassaden, Dächer und Parkplätze zu begrünen. Ein gutes Beispiel für so ein Vorhaben ist die Neustraße. Hier gibt es bereits einige Privatpersonen, die auf eigene Faust Raum für Pflanzen geschaffen haben.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob der Flickenteppich an Grün in der Stadt reicht, um die Stadt in Zukunft deutlich abzukühlen.