In Trier ist man dem Himmel besonders nahe. Jedenfalls wenn man die Himmelsleiter hoch zum Markusberg wandert. SWR-Reporter Martin Schmitt hat den Kult-Wanderweg ausprobiert.
🚀🚀 Der Weg in den Himmel ist kein leichter: Vom Startpunkt am Trierweilerweg in Trier-West bis zur Markuskapelle oben auf dem Markusberg müssen 600 Treppenstufen überwunden werden, die durchschnittliche Steigung liegt bei 30 Prozent.
Obwohl die Trierer Himmelsleiter nur 800 Meter lang ist, schaffen ungeübte Wanderer die Strecke kaum unter einer halben Stunde, habe ich mir sagen lassen. Mein realistisches Ziel lautet daher: Ich will die Himmelsleiter als "sehr ungeübter Wanderer" in einer Stunde schaffen! 🙏🙏
Gute Wanderschuhe und Wanderklamotten - mehr braucht man nicht
Ausgestattet bin ich mit robusten Wanderschuhen mit einem guten Profil, einem Rucksack mit ein wenig Proviant, Wanderhose und einer regenfesten Jacke. Mehr braucht man nicht, um die Himmelsleiter zu erklimmen.
Startpunkt meiner Wanderung ist die Bushaltestelle am Trierweilerweg in Trier-West. Von dort aus sieht man bereits die ersten Stufen der Himmelsleiter.
Mein erster Gedanke: "Oh, das geht doch ziemlich steil nach oben." Nach ein paar Minuten merke ich die Anstrengung: Schon nach den ersten 20 Stufen klopft mein Herz schneller.
Ich komme schnell aus der Puste. Jetzt aber nicht schwächeln: Weiter geht’s nach oben. Ich bleibe hin und wieder stehen, drehe mich um und bin stolz, es bis hierher geschafft zu haben.
Engagierte Bürger aus Trier-West erhalten die Himmelsleiter
Nach etwa 300 Stufen sehe ich eine Holzbank: Auf dem Schild steht "Albrecht-Rast" - benannt nach Albrecht Classen. Er hat mit einer Freundesgruppe dafür gesorgt, dass die Himmelsleiter überhaupt wieder begehbar ist.
Rückblick: Im Jahr 2012 musste der Wanderweg aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Viele der Treppenstufen waren schief. In einem Gemeinschaftsprojekt von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Trier-West wurde der Weg saniert.
Seit dem 1. April 2022 ist der Wanderweg wieder offen. Vielen Menschen aus dem Stadtteil ist die Treppenanlage ans Herz gewachsen, sie kümmern sich ehrenamtlich um "ihre" Himmelsleiter. Albrecht Classen übernimmt auch weiterhin den größten Teil der Pflege.
Früher gingen Schulkinder die Himmelsleiter jeden Tag
Die Himmelsleiter, so wie sie jetzt ist, existiert übrigens schon seit 1908. Damals war die Himmelsleiter ein wichtiger Verbindungsweg.
Viele Schulkinder, aber auch Arbeiter lebten auf dem Markusberg und gingen in Trier zur Schule bzw. zur Arbeit. Sie brauchten eine begehbare Strecke, um schnellstmöglich zu Fuß nach unten zu kommen. Mittlerweile fährt ein Bus vom Markusberg in die Stadt.
Schnittlauch wächst am Wegesrand
Bis in die 1970er Jahre hinein standen links und rechts der Himmelsleiter Wohnhäuser. Dass hier früher mal ein Wohngebiet war, erkennt man noch an vielen Kleinigkeiten: Beispielsweise fällt einem beim genaueren Hinschauen der Schnittlauch auf, der an den Wegrändern wächst.
Er hat sich damals von den Hausgärten bis hin zur Treppe ausgebreitet und auch jetzt, wo die Gärten nicht mehr da sind, wächst der Lauch noch. Auch Überreste von Obstbäumen von damals erkennt man noch.
Einige Stufen sind noch brüchig und schief
Nach einer Stärkung auf der "Albrecht-Rast" geht es für mich weiter. Weiter oben werden die Treppenstufen teilweise brüchiger, sie sind auch schief und die Abstände zwischen den Stufen sind unregelmäßig. An einem Metallgeländer halte ich mich fest.
Nun kann ich bereits die Markuskapelle sehen - bis zum Ziel ist es also nicht mehr weit. Die letzten Meter sind die anstrengendsten: Ich gerate immer mehr außer Atem, die Treppenstufen nehmen gefühlt kein Ende, ich muss kleine Pausen einlegen.
Nach gut 40 Minuten (mit Pausen) erklimme ich die letzte Stufe der Himmelsleiter: Ich habe es geschafft! 💪
Unvergessliche Fernsicht über Trier
Oben angekommen, wartet zwar nicht das Paradies, aber ein tolles Glücksgefühl - und die Aussicht auf Trier ist irgendwie auch himmlisch: An der neugotischen Markuskapelle genieße ich den Blick über die Stadt Trier, den Hochwald und die Eifelhöhen.
Hier oben zu stehen und auf die Stadt runterzuschauen, nachdem man seinen inneren Schweinehund überwunden hat, ist schon ein tolles Gefühl!
🏁 Mein Fazit: Ich kann die Himmelsleiter nur empfehlen! Innerhalb weniger Minuten kommt man aus dem Stadtgewimmel heraus mitten in den Wald. Am Ende wird man mit einem unvergesslichen Blick auf die Stadt Trier und das Umland belohnt.
Es ist auch keine Wandererfahrung notwendig und man muss auch kein Profi-Wanderer sein. Heißt also: Die Himmelsleiter kann von Groß und Klein erklommen werden!