Beweismaterial vernichtet

Fall Dillinger: Bürger zeigt Staatsanwaltschaft Saarbrücken an

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Im Fall des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs durch den verstorbenen Priester Dillinger hat ein Mann aus dem Saarland Strafanzeige gegen die Staatsanwaltschaft Saarbrücken gestellt.

Der Bürger hatte sich am Wochenende bei der Opferinitiative MissBit gemeldet und mitgeteilt, er habe die Staatsanwaltschaft Saarbrücken angezeigt. Einmal bei der Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken, aber auch bei der Generalbundesanwaltschaft. Auf SWR-Nachfrage teilte der Anzeigensteller Gilbert Kallenborn mit, er halte es für einen bundesweit einmaligen Vorgang, dass eine ermittelnde Behörde selbst Dokumente zerstört. Das sei rechtlich gar nicht zulässig, dass die Behörde das Eigentum des Neffen Dillingers vernichtet, führte er an.

Material Dillingers verbrannt

Er ist auch entsetzt darüber, dass das Material in eine Müllverbrennungsanlage gefahren worden ist. Das ist seiner Meinung nach ein Indiz dafür, dass man das Material schnell wegschaffen wollte. Und das, obwohl der Beauftragte für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Fall Dillinger schon Akteneinsicht beantragt hatte.

Stellungnahme der Staatsanwaltschaft

Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft hatte am Freitag zugegeben, im Haus des Priesters sichergestelltes Material, unter anderem Fotos und Terminkalender, vernichtet zu haben. Es seien keine aktuell strafrechtlich verwertbaren Hinweise darin gefunden worden, so die Saarbrücker Staatsanwaltschaft.

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Umgang mit Beweisen soll geändert werden

Nach der umstrittenen Aktenvernichtung im Missbrauchsfall Dillinger soll der Umgang mit Asservaten und Beweismitteln im Saarland jetzt teilweise neu geregelt werden. Das Justizministerium in Saarbrücken plant neue Leitlinien. In sensiblen Strafverfahren sollen vermutlich weitergehende Dokumentationspflichten eingeführt werden.

Die vernichteten Unterlagen im Fall Dillinger sind nach Informationen des Saarländischen Rundfunks von der Ermittlern ausgewertet worden. Dazu gehöre der Terminkalender Dillingers. Laptops, Handys und Kameras seien von einer Fremdfirma gespiegelt worden.

Beweismaterial Anfang Juli vernichtet

Das Material sei am 5. Juli verbrannt worden. Dabei hatten die im Bistum Trier mit der Aufarbeitung des Falls Dillinger Beauftragten zuvor Akteneinsicht beantragt. Der Verein von Opfern sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier, Missbit, hatte die Vernichtung des Materials kritisiert. Nicht vernichtet worden seien die zum Teil jugendpornografischen Fotos, so die Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Diese befänden sich weiter bei der Staatsanwaltschaft Mainz.

Ermittlungen gegen Steffen Dillinger eingestellt

Diese Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen gegen den Neffen eingestellt. Sie hatte ihm zunächst vorgeworfen, dass er die Bilder nicht sofort an Ermittler weitergegeben habe. Es ging laut Staatsanwaltschaft um rund 4.400 Fotos und Dias. Die Auswertung habe ergeben, dass keines der sichergestellten Bilder sexuelle Handlungen von, an oder vor Kindern oder Jugendlichen zeige, so die Behörde. Keines der Bilder enthalte kinderpornographische Darstellungen. Zehn Aufnahmen zeigten strafrechtlich relevante jugendpornografische Inhalte.

Unterschiedliche Angaben über weiteren Umgang mit Material

Weiter gibt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken an, dass beispielsweise Reisefotos und Terminkalender nach der Einstellung ihrer Ermittlungen verbrannt worden seien. Sie gibt an, Dillingers Neffe habe nur bestimmte Dinge aus dessen Besitz zurückhaben wollen und sei mit der Vernichtung der anderen Unterlagen einverstanden gewesen. Dem widerspricht der Neffe mit Nachdruck. Er habe nichts freigegeben. Er habe keine Liste mit den im Haus seines Onkels sichergestellten Fotos und Unterlagen aus Saarbrücken erhalten. Zudem habe er der saarländischen Polizei gesagt, dass er Unterlagen und Fotos in Empfang nehme, um sie anderen Stellen - beispielsweise dem Betroffenenverein Missbit - für eine mögliche weitere Aufarbeitung zu überlassen.

Wie es rechtlich weitergeht, ist noch offen. Bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken hieß es, die Anzeige sei bisher noch nicht eingegangen.

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SWR