Wenn die Überzeugung stärker ist: Trotz eisiger Temperaturen harren Waldbesetzer in Trier-Zewen in ihren Baumhäusern aus. Sie wollen damit den Bau einer Straße verhindern.
Die Sonne scheint, doch sie wärmt nicht an diesem Dezembertag kurz vor Weihnachten. Der Waldboden ist fest gefroren, dazwischen kleine Flecken aus Eis. Minus sieben Grad zeigt das Thermometer am Mittag an. Es ist kalt in dem Waldstück zwischen Igel (Kreis Trier-Saarburg) und Trier. Seit fast zwei Jahren wird es von Aktivisten besetzt. Auch hohe Minustemperaturen haben daran bisher nichts geändert.
Baumhäuser gegen Abholzungen im Trierer Wald
Sechs Baumhäuser und ein paar Hütten haben die Aktivisten auf dem Areal errichtet. Eines der Baumhäuser hat drei Etagen und ragt rund sieben Meter über dem Waldboden. Es hat Balkone, eine Küche und Betten für mindestens 5 Personen. Die Bewohner nennen es den "Tower".
Aus ihm kann das ganze Lager überblickt werden. Zwischen den Bäumen hängen Transparente mit Forderungen. Doch um die schöne Aussicht geht es den Waldbesetzern nicht. Dass sie trotz Minusgraden im Wald ausharren, hat einen Grund. Den Klimaschutz.
Genau hier, wo sich das Lager befindet, soll eine Bundesstraße gebaut werden. Der sogenannte Moselaufstieg. Für die Aktivisten ein absurder Plan.
Gekommen, um zu bleiben
In den letzten beiden Jahren hat sich der Widerstand im Wald verfestigt. Die Aktivisten haben ihre Baumhäuser winterfest gemacht, damit sich auch in der kalten Jahreszeit immer jemand im Waldlager aufhalten kann.
Schlafen und Essen bei Minusgraden
Im ersten Stock des Baumhauses gibt es eine Küche mit einem kleinen Herd, der mit Holz befeuert wird. Während einer der Aktivisten - er will unerkannt bleiben und nennt sich einfach "Meyer" - das Feuer mit seinem Atem anfacht, bilden sich vor seinem Mund kleine Nebelschwaden. Doch ehe es warm wird, dauert es eine Weile. "Wenn man hier zwei, drei Stunden das Feuer an hat, merkt man einen deutlichen Unterschied", erzählt Meyer.
Wie macht man eigentlich Frühstück, wenn alles gefroren ist? Meyer schaut nach in einer Kiste im Küchenregal. Im Moment ist das Brot noch nicht gefroren, antwortet er. Alternativ müsse man sich eben auf dem Herd etwas warm machen. "Das dauert natürlich. Feuer anmachen, Topf drauf, umrühren." Irgendwie bekomme man das immer hin. "Zur Not gibt es Plätzchen oder so."
Auch das Schlafen bei Minusgraden sieht Meyer eher gelassen. Manche der Baumhäuser sind isoliert. Mit Schlafsack und manchmal auch zu zweit auf kleinem Raum werde einem nachts nicht so kalt, sagt der Aktivist und lacht.
Verzichten für den Klimaschutz
Das Lager im "Besch", so heißt das Waldstück, ist mindestens immer von einer Person besetzt. Auch wenn die Aktivisten im Moment nicht mit einer Räumung rechnen. Die Baupläne sollen erst in mehreren Jahren umgesetzt werden.
Dennoch bleibt das Lager auch nachts nicht unbewohnt. Irgendwann werde es sicher so weit sein, dass sie zwangsläufig ständig hier sein müssen, um die Bäume zu schützen. Es ist eine Art Übung für den Ernstfall, so sieht Meyer das. Dass das auch unbequem sein kann, nehmen sie alle hier in Kauf - auch an den Feiertagen.