Anfang August bricht in Kröv ein Hotel zusammen, neun Menschen werden verschüttet. Trierer Feuerwehrleute sind maßgeblich an der Rettung der Überlebenden beteiligt.
Es ist gegen 23 Uhr da geht in der Leitstelle Trier der Notruf ein. Mit ihrem Handy hatte eine junge Niederländerin, die beim Hoteleinsturz in Kröv verschüttet worden war, über 112 die Feuerwehr verständigt. Sie und die anderen Überlebenden werden später von Trierer Feuerwehrleuten gerettet, die zusammen mit 250 Einsatzkräften in Kröv waren.
Trierer Feuerwehrleute schnell vor Ort
"Gebäudeeinsturz groß" - damit werden die Feuerwehrleute alarmiert. Einige der Trierer Feuerwehrleute hatten da gerade schon 24 Stunden Dienst hinter sich, andere wollten sich nach einem anstrengenden Arbeitstag gerade hinlegen. Einsatzkräfte der Rettungshundestaffel, der Höhenrettung und der Organisation @fire machen sich sofort auf den Weg nach Kröv.
Retter in Kröv hatten auch beim Erdbeben in der Türkei geholfen
Florian Zonker ist Mitglied bei @fire, einer ehrenamtlichen Organisation von Feuerwehrleuten im internationalen Katastrophenschutz. Er hat Erfahrung damit, in Erdbebengebieten Verschüttete aus Trümmern zu retten, zuletzt 2023 in der Türkei. Auch 2020 nach einer großen Explosion in Beirut war er im Einsatz, 2010 nach einem Erdbeben in Haiti.
Internationale Erfahrung bei Katastrophen-Einsätzen hat geholfen
Jetzt auf einmal so ein Einsatz in seiner Heimat, an der Mosel. "Wir wussten schnell, da lebt noch jemand", sagt er. Die Erfahrung aus internationalen Einsätzen habe ihm und seinen Kollegen geholfen, da hätten sie auch nach 120 Stunden noch Überlebende aus den Trümmern gerettet.
Einsatz in Trümmern absolut freiwillig
Sascha Feltes und Christoph Reuter von der Trierer Berufsfeuerwehr gehören zu den Einsatzkräften, die unter Lebensgefahr in den Trümmern nach und nach zu den Verschütteten gekrochen sind. "Die Gefahr für das eigene Leben blendet man da erst mal aus", sagt Sascha Feltes.
Retter sprechen die ganz Zeit mit den Verschütteten
Sie haben beide auch eine notfallmedizinische Ausbildung, versorgten die Verschütteten mit Schmerzmitteln. Die ganze Zeit über redeten sie mit den sieben Überlebenden unter den Trümmern, um sie zu beruhigen.
Es sei wichtig, den Verschütteten zu erklären, was gerade im Einsatz läuft, denn es sei laut um sie herum, es werde gebohrt, gesägt, gehämmert, um Trümmerteile zu entfernen. Um die letzte Überlebende zu retten, wurde eine Betondecke über ihr mit Spezialwerkzeug aufgeschnitten und entfernt.
"Ihnen muss auch klargemacht werden, dass es lange dauert", sagt Berufsfeuerwehrmann Christoph Reuter. "Wir sagen ihnen, dass wir da sind und sie einzeln durch den engen Kanal nach außen retten." Er mache keine Versprechungen, die er nicht halten könne, sagt er, es sei wichtig, den Leuten die Situation klar zu machen. "Man redet aber auch über ganz alltägliche Sachen", um die Extremsituation für die Verschütteten wenigsten etwas zu entspannen.
Nachdem eine junge niederländische Frau und ihr kleiner Sohn relativ schnell gerettet werden konnten, weil sie in einem Hohlraum gelegen hatten, kümmerte sich Christoph Reuter mit seinen Kollegen um den jungen Familienvater, der unter Trümmern eingeklemmt war. "Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten Mal seinen Kopf in meinen Händen halten konnte, wir beide uns in die Augen gesehen haben und ich ihm sagte, schönen guten Morgen, ich bin hier, um Sie rauszuholen."
Die Öffnung, durch die er sich zu dem Verschütteten durchzwängte, sieht so klein aus, dass man sich nicht vorstellen kann, wie der breitschultrige Feuerwehrmann es geschafft hat, da durchzukommen. Doch irgendwann ließen auch seine Kräfte nach und sein Kollege Sascha Feltes löste ihn ab. Es war schwer, den verletzten niederländischen Mann, der Angst und Schmerzen hatte, durch eine Engstelle der Hotelruine nach oben zu bringen.
Einen Bewusstlosen hätte man nicht retten können, sagt Berufsfeuerwehrmann Sascha Feltes, der verschüttete Mann musste mithelfen, die Schultern so drehen, dass er durch den engen Gang gezogen werden konnte. Er gab dem Niederländer Schmerzmittel und fragte ihn, ob er seine Frau und seinen Sohn wiedersehen wolle. "Ich habe ihm ganz direkt gesagt, ich werde dir wehtun, aber ich werde dich hier rausholen. Dann haben wir die letzten Meter bewältigt. Er kam raus, das war für ihn und uns das Allerwichtigste."
Feuerwehrleute haben noch Kontakt zu Geretteten
Die junge niederländische Familie, die gerettet wurde, hat danach Kontakt zu den Trierer Feuerwehrleuten gesucht. "Wenn das alles hier vorbei ist, trinken wir mal ein Bier zusammen", sagte Marc, der Vater der jungen Familie. Er liegt noch immer im Krankenhaus, es geht ihm aber etwas besser. Die junge Mutter sagte dem Feuerwehrmann Christoph Reuter, sein freundliches Teddybärgesicht habe ihr Vertrauen gegeben, sie habe ihm ihr Kind anvertrauen können.
Dass es für die sieben Überlebenden des Unglücks in Kröv einen Weg zurück ins Leben gab, dass sie aus den Trümmern gerettet werden konnten, gibt den Feuerwehrleuten ein gutes Gefühl. "Wir haben im Leben dieser Menschen einen Unterschied gemacht", so drückt es Christoph Reuter aus. Die letzte der sieben Überlebenden wurde nach 23 Stunden aus den Trümmern geholt.
"Es gibt auch Kollegen, die noch damit zu tragen haben", sagt der Trierer Feuerwehrchef Andreas Kirchartz. Schließlich mussten auch zwei Todesopfer aus den Trümmern geborgen werden. Schon während des Einsatzes hatten die Feuerwehrleute die Möglichkeit, mit Notfallseelsorgern zu reden, auch danach.
Auch miteinander haben die Trierer Feuerwehrleute danach ausführlich über diesen Einsatz in Kröv gesprochen. "Wir sind uns alle darüber im klaren, dass wir einen Beruf gewählt haben, wo wir physisch oder psychisch geschädigt werden können. Wir sind bereit, dieses Risiko einzugehen", sagt Feuerwehrmann Sascha Feltes.