In Wittlich läuft seit Donnerstag die Säubrennerkirmes. Vor einem Jahr kam es am Rande des Festes zu einer tödlichen Messerattacke. Das sorgt für gemischte Gefühle.
Ganz Wittlich ist in diesen Tagen ein einziger großer Rummelplatz - die Säubrennerkirmes wird gefeiert. Vom 16. bis 20. August werden etwa 100.000 Besucher erwartet. Überall hängen Fahnen mit dem berühmten Logo der Säubrennerkirmes - zwei Säue werden über lodernden Flammen gegrillt.
Doch die Menschen in Wittlich denken auch an das, was vor einem Jahr passiert ist.
28-Jähriger tödlich verletzt
Im vergangenen Jahr kam während der Säubrennerkirmes ein 28-jähriger Mann ums Leben. Er verblutete in der Nacht zum Festsamstag nach Messerstichen.
Zwei amerikanische Soldaten sind Tatverdächtige. Einer wurde inzwischen außergerichtlich bestraft, weil er an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen war, so eine Sprecherin der Air Base Spangdahlem. Gegen den anderen US-Soldaten beginnt demnach Ende September der Militärprozess auf der US-Airbase Spangdahlem.
Bürgermeister: Jahrestag für Familie "besonders schlimm"
Joachim Rodenkirch (CDU) hat in diesen Tagen noch einmal mit den Eltern des erstochenen jungen Mannes telefoniert. "Weil sich ja der Tag jetzt jährt, und das ist für die Familie noch einmal besonders schlimm, weil dann die ganzen Ereignisse nochmal hochkommen", sagt er. "Man kann es ja nicht ermessen, was Eltern fühlen, wenn ein Kind gewaltvoll zu Tode kommt."
Gedenkminute und Kranzniederlegung an Kirmes geplant
Es gibt in Wittlich eine Gedenkminute für das Todesopfer und es wird ein Kranz niedergelegt. Auch ein Vertreter der US-Airbase Spangdahlem wird daran teilnehmen.
Für Bürgermeister Rodenkirch ist es ein Gedenken an den jungen Mann, der ums Leben gekommen ist. Aber es solle auch ein Symbol für ein friedliches Miteinander sein, das ja alle wollten, sagt er.
Nach Messerattacke: Rodenkirch bedroht
Im vergangenen Jahr wurde die Säubrennerkirmes nach dem Verbrechen unterbrochen. Alle waren schockiert, dass in der Nacht, nachdem die Kirmes schon geschlossen hatte, ein junger Mann erstochen wurde.
Nach Rücksprache mit den Angehörigen wurde die Kirmes dann doch fortgesetzt. Keine leichte Entscheidung für Bürgermeister Rodenkirch, dessen Familie danach anonym bedroht wurde.
Bürgermeister Rodenkirch wird nachdenklich, wenn er an die Ereignisse des vergangenen Jahres während der Säubrennerkirmes denkt. "Die Bedrohung zielte auf meine Familie ab, das ist etwas, das in keiner Weise akzeptabel ist."
Wittlicher Stadtbürgermeister gegen Gewalt
"Wir leben in einer Gesellschaft und einer Zeit, in der Werte und Normen aus den Fugen geraten. Insofern sind wir auch alle gefordert, klare Schranken zu ziehen."
Aus Sicht des Wittlicher Bürgermeisters ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, friedlich miteinander umzugehen. "Gewalt, ob verbal oder direkt ausgeübt, darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben", sagt er.
Sicherheitskonzept wird ständig angepasst
Das Gewaltverbrechen mit einem Messer geschah im vergangenen Jahr in der Nacht nach dem ersten Festtag der Säubrennerkirmes. Die Polizei sieht keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der Kirmes, denn diese war zu der Zeit schon geschlossen.
Das Sicherheitskonzept für das große Volksfest wird ständig angepasst, teilt die Polizei mit. Doch nicht nur auf Volksfesten gibt es Gewalttaten und für absolute Sicherheit kann niemand garantieren.
100.000 Gäste in Wittlich erwartet
Die Menschen in Wittlich freuen sich trotz allem auf ihre traditionelle Kirmes. Seit 1950 lockt die Säubrennerkirmes viele Besucher an. "Ein echter Wittlicher geht da hin", sagt ein junger Familienvater, der seinen kleinen Sohn an der Hand hält.
"Es ist Leben in der Stadt", sagt eine Geschäftsfrau, die ihr Schaufenster mit allerhand Schweinchen-Dekoration geschmückt hat, so wie viele andere auch.
Kirmes mit viel Heimatgefühl
Geht man mit offenen Augen durch Wittlich, sieht man, wie viel Herzblut viele Menschen in der kleinen Stadt in das Fest stecken. Liebevolle Details überall in den Schaufenstern und an den Häusern.
Die Vorsitzende des Stadtmarketings, Claudia Jacoby, hat auch ihre Buchhandlung passend zur Säubrennerkirmes dekoriert. "Es kommen auch viele ehemalige Wittlicher zur Säubrennerkirmes nachhause", sagt sie.
Was letztes Jahr auf der Säubrennerkirmes passiert sei, dürfe man nicht vergessen. Vielen Wittlichern geht es so, doch das Leben der anderen Menschen geht eben weiter, sagt fast jeder, mit dem man spricht.
Kirmes wichtig für Schausteller
Ein Schausteller, der seit 1989 zur Wittlicher Säubrennerkirmes kommt, äußert gemischte Gefühle. Wittlich sei eine nette Stadt, in der man während der Säubrennerkirmes gute Geschäfte machen könne, sagt er. Deshalb kämen ja so viele Schausteller seit Jahren immer wieder gerne nach Wittlich.
Doch mittlerweile mache es ihm auch Angst, mit seiner Familie im Wohnwagen quasi auf dem Festgelände zu wohnen. Die Gewalt habe zugenommen, überall in den Städten, im Alltag, nicht nur auf Volksfesten, sondern auch in den Fußgängerzonen.
Hoffnungen auf ein friedliches Fest
Dass letztes Jahr nach dem Verbrechen die Säubrennerkirmes nach einer Unterbrechung weitergegangen ist, finden nicht nur Schausteller richtig.
Die Existenz der Schaustellerfamilien hängt davon ab, so einen Verlust könne man danach das ganze Jahr über nicht mehr ausgleichen, sagt einer der Schausteller. Dieses Jahr hofften alle, dass es gut geht und es ein fröhliches Fest wird.
Verhandlung vor Militärgericht auf Airbase Spangdahlem Tödliche Messerstiche auf Säubrennerkirmes in Wittlich
Nach dem tödlichen Messerangriff in Wittlich muss sich ein Tatverdächtiger im September vor einem Militärgericht verantworten. Der Prozess wird auf der US-Airbase Spangdahlem sein.