Patrick Meyer hat den Fall der 14 erfrorenen Königspythons in Konz mitverfolgt. Der Leiter des Reptilienhauses in Polch glaubt, dass die Chancen gering sind, den Täter zu finden.
Patrick Meyer hat sein Leben den Reptilien gewidmet. Seit Jahren pflegt der gelernte Metallbauer Schlangen, Leguane und Schildkröten im Poecitarium in Polch in der Eifel, einer Auffangstation für Exoten aller Art.
Ausgesetzte, verwahrloste und geschmuggelte Tiere finden dort ein neues Zuhause. Meyer liebt also Reptilien. Es macht ihn daher besonders wütend, wenn sie "wie Müll entsorgt werden", wie erst kürzlich im Konzer Stadtteil Niedermennig. "Das war Mord", sagt er.
Nahe einem Altkleidercontainer hatte eine Anwohnerin am Sonntag 14 erfrorene Königspythons gefunden. Die Polizei geht davon aus, dass ein Unbekannter die Tiere in Tüten abgepackt und ausgesetzt hat.
SWR Aktuell: Herr Meyer, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als sie von den ausgesetzten Schlangen in Konz gehört haben?
Patrick Meyer: Tierquälerei ist leider kein Einzelfall. Dass Reptilien ausgesetzt werden, kommt sehr häufig vor. Das ist auch deshalb traurig, weil solche Schlangen bei guter Pflege bis zu 50 Jahre alt werden können. Und diese hier waren ja noch sehr jung. Sie sind sehr empfindlich, was Kälte angeht. Denn sie stammen aus sehr warmen Regionen in Afrika. Eine Nacht bei Minusgraden reicht aus und sie bekommen eine Lungenentzündung. Das hat die Tiere dann wohl auch umgebracht.
SWR Aktuell: Sie haben die Fotos der Tiere gesehen. Was sagen die Muster auf der Haut über die Schlangen aus?
Patrick Meyer: Die Muster sind wie ein Fingerabdruck. Das heißt: Jede Schlange hat ein ganz individuelles Muster und sieht anders aus als ihre Artgenossen. Ganz auffällig ist die mit den großen, weißen Flecken. Was die Muster mir noch verraten, ist, dass die Tiere aus einer Züchtung stammen. Es sind sogenannte Farbmorphen darunter, also Muster, die in der Natur so nicht vorkommen.
SWR Aktuell: Können die Muster den Ermittlern also auch Aufschluss darüber geben, wo sie gezüchtet wurden?
Patrick Meyer: Leider nicht. Das Problem ist, dass Königspythons keine geschützte Art sind. Sie müssen also den Behörden nicht gemeldet werden. Daher weiß niemand, wer sich wo welche Schlangen hält oder züchtet. Eine Chance für die Ermittler könnte es sein, wenn jemand die Tiere und die Musterung erkennt und sich bei der Polizei meldet. Ansonsten wird es schwierig, den Täter zu finden.
SWR Aktuell: Aber gibt es denn überhaupt so viele Menschen, die sich Königsphytons halten?
Patrick Meyer: Ja, Königspythons sind als Haustiere fast so verbreitet wie Meerschweinchen. Die Schlangen gehören zu den beliebtesten Reptilien und werden weltweit millionenfach gehalten. Das liegt daran, dass die Tiere sehr pflegeleicht und lieb sind. Sie müssen nur ein- bis zweimal im Monat gefüttert werden und verzeihen auch schlechte Haltung. Sie beißen nicht mal, wenn sie in Gefahr sind, sondern rollen sich dann einfach zusammen.
SWR Aktuell: Warum werden sie dann so häufig ausgesetzt?
Patrick Meyer: Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Die Tiere werden sehr alt und überleben auch häufig ihre Halter. Oder die Halter werden zu alt, um sich um die Tiere vernünftig zu kümmern. Auch finanzielle Gründe können eine Rolle spielen. Die Tiere fressen zwar nicht so viel. Dafür brauchen sie es aber immer so etwa 30 Grad warm in ihren Terrarien. Das kostet Strom. Bei uns in Polch melden sich jedenfalls mehrmals die Woche Leute, die ihre Schlangen bei uns abgeben wollen.
SWR Aktuell: Wie teuer sind die Tiere in der Anschaffung?
Patrick Meyer: Ab 50 Euro bekommen Sie schon eine Schlange im Internet. Die Tiere, die in Konz ausgesetzt wurden, dürften aber teurer sein. Ich schätze schon, dass die insgesamt mehr als 1000 Euro wert waren.
SWR Aktuell: Was raten Sie denn Menschen, die Ihre Schlangen trotzdem loswerden wollen?
Patrick Meyer: Wir sind in Polch die erste Anlaufstelle. Es ist die einzige Auffangstation für Reptilien in Rheinland-Pfalz. Wir sind daher aber auch an der Kapazitätsgrenze. Wir können nicht jedes Tier aufnehmen. Auch wegen des Geldes, weil wir uns fast ausschließlich über Spenden finanzieren. Die Politik und die Kommunen unterstützen uns kaum. Die müssten wirklich mehr Geld in die Hand nehmen, um mehr Tierleben zu retten. Es gibt aber auch kein ausgeprägtes Bewusstsein für das Problem.
SWR Aktuell: Was wünschen Sie sich von der Politik und den Behörden?
Patrick Meyer: Die Veterinärämter sind überfordert mit dem Problem. Man kennt sich dort einfach nicht mit den Tieren aus. Es wäre gut, wenn die Mitarbeiter geschult werden würden. Sie müssen lernen mit den Reptilien umzugehen und sie zu erkennen. Wir bieten dazu auch Lehrgänge an, zum Beispiel für Soldaten der Bundeswehr oder auch für Tierheime. Darauf könnten auch die Behörden zugreifen.