In Trier wurde am Samstag zum 20. Mal der CSD gefeiert: Doch wie steht es im Jubiläumsjahr um die Toleranz gegenüber queeren Menschen? Eindrücke einer Regenbogenfamilie aus dem Kreis Trier-Saarburg.
Wenn sie im Schwimmbad mit ihrer Frau und ihrem kleinen Sohn Hand in Hand geht, dann spürt sie die Blicke. Momente wie diese bereiten Mona und ihrer Regenbogenfamilie immer noch ein mulmiges Gefühl:
Behörden und Gericht bremsen
Mona lebt in Konz in der Nähe von Trier. Gemeinsam mit Jana, ihrer Ehefrau, und Tochter Ann-Sophie, die sie schon mit in die Beziehung brachte. Doch Mona und Jana war klar: Sie wollen gemeinsam ein weiteres Kind haben. Henri heißt er, von Jana zur Welt gebracht, ihr großes Glück. Beim Interview tapst der Kleine aufgeregt um die Mutter herum. Mit der Frauenärztin, dem Samenspender und dem Notar war alles abgeklärt, erzählt Mona. Doch die Adoption dann vor Gericht durchzukriegen, sei furchtbar gewesen.
"Wir wurden einfach nicht ernst genommen. Wir hatten mit dem Jugendamt schon alles vorbereitet, und trotzdem haben sie uns ständig hinterfragt. Es war kein schöner Weg." Mona findet, viele Menschen auf den Ämtern seien nicht ausreichend geschult. Am Ende habe die Adoption sich über ein Jahr hingezogen: "Sie haben es überhaupt nicht verstanden. Wir brauchen noch mehr Fortbildungen zu Regenbogenfamilien."
20 Jahre Christopher Street Day in RLP Bunt und fröhlich - Das war der CSD in Trier
Rund um die Porta Nigra sind am Samstag tausende Menschen durch die Straßen von Trier gezogen, um für die Rechte der queeren Community zu demonstrieren. In Trier fand vor 20 Jahren der erste CSD in Rheinland-Pfalz statt.
Gegenseitige Unterstützung in der Regenbogenfamilien-Gruppe
Um sich und andere zu unterstützen, leitet Mona eine Gruppe für Regenbogenfamilien. Sie treffen sich regelmäßig in Trier. Zum Glück sind Probleme mit der Zeit in den Hintergrund getreten, erzählt Mona. Längst geht es mehr um Alltag, um Freundschaftliches. Aber eines fehlt in der Gruppe: Regenbogenfamilien mit zwei Vätern. Die gibt es seltener, sagt Mona, denn sie hätten es noch viel schwerer: "Bei Männern und Kinder denken manche in Richtung Kindesmissbrauch. Das müssen Männer sehr oft einstecken. Dabei sollten Männer als Elternpaar genauso die Chance haben, eine Familie zu gründen – sie haben genauso das Recht und den Wunsch dazu."
Erziehung: Schlüssel für Akzeptanz
Mona und Jana sind ihren Weg gemeinsam erfolgreich gegangen. Und sie sind von ihrem Umfeld voll angenommen. Bei Elternabenden etwa spiele ihre gleichgeschlechtliche Elternschaft keine Rolle. Mona wünscht sich für die Erziehung, dass noch mehr Eltern ihren Kindern Regenbogenfamilien als selbstverständlich vermitteln, etwa mit Kinderbüchern, in denen auch gleichgeschlechtliche Familienkonstellation abgebildet sind.
Vorurteilen, dass ein Kind schwul, lesbisch, trans oder non-binär werden müsse, wenn man es so erzieht, tritt Mona entgegen: "Man macht das Kind weltoffen. Und wenn das eigene Kind und alle Kinder weltoffen sind, dann sind wir alle wie alle anderen auch: Menschen."
2 Väter, 3 Babys
Der Traum von der eigenen Familie: Für das schwule Paar Johnny und Stefan ein langer und komplizierter Weg. Sie entscheiden sich für eine Leihmutterschaft in den USA. Die Regenbogenfamilie - ein Glück mit Hindernissen.
Chaos² – der Mama-Podcast Regenbogenfamilie - mit Kevin Silvergieter
Schwul. Verheiratet. Mit Pflegekindern. Kevin Silvergieter vom kunterbunten Familienblog "papapi" war als Gast zu Besuch beim Chaos-Podcast. Und Kevin hat davon erzählt, welch steinigen Weg er und sein Mann René als gleichgeschlechtliches Paar gegangen sind, um sich den Traum einer 4-köpfigen Familie erfüllen zu können.
Mehr zum Thema Schwangerschaft und Adoption gibt es in der Streaming-Serie "2 Minuten", bei der auch Kevin mitgewirkt hat: https://1.ard.de/2Minuten