20 Jahre nach dem ersten CSD in RLP

Was eine Regenbogenfamilie in der Region Trier erlebt

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Jan Teuwsen
Jan Teuwsen am Mikrofon

In Trier wurde am Samstag zum 20. Mal der CSD gefeiert: Doch wie steht es im Jubiläumsjahr um die Toleranz gegenüber queeren Menschen? Eindrücke einer Regenbogenfamilie aus dem Kreis Trier-Saarburg.

Wenn sie im Schwimmbad mit ihrer Frau und ihrem kleinen Sohn Hand in Hand geht, dann spürt sie die Blicke. Momente wie diese bereiten Mona und ihrer Regenbogenfamilie immer noch ein mulmiges Gefühl:

"Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll, weil ich nicht weiß, warum die Leute gucken. Manche vielleicht, weil sie es schön finden, aber manche eben auch, weil sie es als negativ empfinden."

Behörden und Gericht bremsen

Mona lebt in Konz in der Nähe von Trier. Gemeinsam mit Jana, ihrer Ehefrau, und Tochter Ann-Sophie, die sie schon mit in die Beziehung brachte. Doch Mona und Jana war klar: Sie wollen gemeinsam ein weiteres Kind haben. Henri heißt er, von Jana zur Welt gebracht, ihr großes Glück. Beim Interview tapst der Kleine aufgeregt um die Mutter herum. Mit der Frauenärztin, dem Samenspender und dem Notar war alles abgeklärt, erzählt Mona. Doch die Adoption dann vor Gericht durchzukriegen, sei furchtbar gewesen.

"Wir wurden einfach nicht ernst genommen. Wir hatten mit dem Jugendamt schon alles vorbereitet, und trotzdem haben sie uns ständig hinterfragt. Es war kein schöner Weg." Mona findet, viele Menschen auf den Ämtern seien nicht ausreichend geschult. Am Ende habe die Adoption sich über ein Jahr hingezogen: "Sie haben es überhaupt nicht verstanden. Wir brauchen noch mehr Fortbildungen zu Regenbogenfamilien."

Trier

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Rund um die Porta Nigra sind am Samstag tausende Menschen durch die Straßen von Trier gezogen, um für die Rechte der queeren Community zu demonstrieren. In Trier fand vor 20 Jahren der erste CSD in Rheinland-Pfalz statt.

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Gegenseitige Unterstützung in der Regenbogenfamilien-Gruppe

Um sich und andere zu unterstützen, leitet Mona eine Gruppe für Regenbogenfamilien. Sie treffen sich regelmäßig in Trier. Zum Glück sind Probleme mit der Zeit in den Hintergrund getreten, erzählt Mona. Längst geht es mehr um Alltag, um Freundschaftliches. Aber eines fehlt in der Gruppe: Regenbogenfamilien mit zwei Vätern. Die gibt es seltener, sagt Mona, denn sie hätten es noch viel schwerer: "Bei Männern und Kinder denken manche in Richtung Kindesmissbrauch. Das müssen Männer sehr oft einstecken. Dabei sollten Männer als Elternpaar genauso die Chance haben, eine Familie zu gründen – sie haben genauso das Recht und den Wunsch dazu."

Erziehung: Schlüssel für Akzeptanz

Mona und Jana sind ihren Weg gemeinsam erfolgreich gegangen. Und sie sind von ihrem Umfeld voll angenommen. Bei Elternabenden etwa spiele ihre gleichgeschlechtliche Elternschaft keine Rolle. Mona wünscht sich für die Erziehung, dass noch mehr Eltern ihren Kindern Regenbogenfamilien als selbstverständlich vermitteln, etwa mit Kinderbüchern, in denen auch gleichgeschlechtliche Familienkonstellation abgebildet sind.

"Wenn man das schon direkt mit in den Alltag bringt, dann ist es auch gar nicht mehr Thema, sondern selbstverständlich."

Vorurteilen, dass ein Kind schwul, lesbisch, trans oder non-binär werden müsse, wenn man es so erzieht, tritt Mona entgegen: "Man macht das Kind weltoffen. Und wenn das eigene Kind und alle Kinder weltoffen sind, dann sind wir alle wie alle anderen auch: Menschen."

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(SWR 2018)

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