Ein neuer Automat in Trier zieht vor allem junge Leute an: Hinter den Glasfenstern locken Überraschungspakete aus Rücksendungen. Verbraucherschützer sehen die Automaten kritisch.
Automaten sind längst fester Bestandteil unseres Alltags. Ob Zigaretten, Schokoriegel, Getränke oder sogar Pizza - rund um die Uhr können wir unkompliziert auf verschiedene Produkte zugreifen. Doch seit Ende August sorgt ein besonderes Exemplar in Trier für Aufmerksamkeit: Der sogenannte "Mystery-Automat".
Er verkauft retournierte Waren, also Produkte, die von Kunden an Versandhäuser zurückgeschickt wurden. Die Idee: Ein Päckchen aus dem Automaten ziehen und sich überraschen lassen, was sich darin befindet.
"Mystery-Automat": Überraschung in drei Preiskategorien
Der "Mystery-Automat" in Trier bietet Pakete zu Preisen von 10, 15 und 20 Euro an. Laut Betreiber Sascha Theis werden die Waren zuvor in einer Sammelstelle überprüft, um sicherzustellen, dass keine sensiblen Daten wie Rechnungen oder Retourenscheine enthalten sind. Doch was die Pakete tatsächlich beinhalten, bleibt bis zum Öffnen ein Geheimnis. Der Automat verspricht einen Hauch von Spannung und Abenteuer - doch das Risiko, enttäuscht zu werden, ist ebenfalls Teil des Konzepts.
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Glaskästen und der trügerische Eindruck
Auffällig ist das Design des Automaten. Die Pakete sind in durchsichtigen Fächern gelagert, ähnlich wie in Packstationen. Dies erweckt den Eindruck, man könnte sich vorab ein Bild davon machen, was sich in den Paketen befindet. Doch dieser Eindruck kann täuschen.
Ein Beispiel: SWR-Reporter Paul probierte den Automaten aus und wählte ein Paket für 10 Euro, auf dem Gläser und die Aufschrift "Fragile" zu sehen waren. Der Inhalt? Kein Glas, sondern ein unverpackter Plastik-Kamera-Gürtel. Andere Käufer fanden in Paketen von Drogeriemärkten beispielsweise LED-Leisten oder in Schuhkartons mit angegebener Schuhgröße Plastikteilchen.
Keine jugendgefährdende Produkte
Eine wichtige Information über den Automaten in Trier betrifft den Inhalt der Pakete: Laut des Betreibers ist sichergestellt, dass keine Waren, die nur für Menschen über 18 Jahren geeignet sind, in den Automaten gelangen.
In den Sammelstellen werden entsprechende Produkte gesondert deklariert und gar nicht erst in den Automaten eingesetzt. Eltern müssen sich also keine Sorgen machen, dass ihre Kinder beim Kauf eines Pakets ungewollt an jugendgefährdende Artikel gelangen könnten.
Kritik an der Intransparenz und am Glücksspielcharakter
Die Verbraucherzentrale sieht "Mystery-Automaten" kritisch. Ein Hauptproblem sei die Intransparenz. Da der Käufer im Voraus nicht weiß, was er erhält, ist es schwierig, den tatsächlichen Wert des Produkts zu beurteilen. Häufig sind die enthaltenen Waren weniger wert als der gezahlte Preis, was das Preis-Leistungs-Verhältnis infrage stellt.
Darüber hinaus ist unklar, welche Rechte Verbraucher bei defekten oder unerwünschten Produkten haben. Rückgabe- oder Gewährleistungsrechte sind oft nicht vorhanden. So erklärte auch der Betreiber des Automaten, Sascha Theis, auf SWR-Anfrage, dass es kein Recht auf Rückgabe gebe. "Überraschungseier kann man ja auch nicht zurückgeben, wenn einem das Spielzeug nicht gefällt", so Theis.
Ein weiteres Problem sehen Verbraucherschützer am Glücksspielcharakter der Automaten. Besonders jüngere Menschen könnten dazu verleitet werden, mehr Geld auszugeben, um vielleicht doch ein hochwertiges Produkt zu ergattern.
Das Abenteuer mit Vorsicht genießen
Die Kritikpunkte der Verbraucherzentrale unterstreichen, dass die Freude über ein "mysteriöses" Paket schnell in Enttäuschung umschlagen kann. Wer dennoch das Risiko eingehen möchte, sollte sich bewusst machen, dass er möglicherweise ein Schnäppchen verpasst - oder aber ein überteuertes Produkt erhält.
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