Schule und Kinderbetreuung

Hort in Trier-Heiligkreuz bekommt Aufschub für Auszug

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Vor dem Rathaus in Trier haben Eltern, Kinder und Erzieher für einen Hort demonstriert. Der Stadtrat stimmte über den Verbleib des Horts in Heiligkreuz in seinen Räumen ab.

Der Stadtrat in Trier hat am Mittwochabend beschlossen, dass er den Hort zwar erhalten will - aber dass der Hort seine bisherigen Räume zugunsten der Grundschule abgeben muss. Nach einem Antrag des Ampelbündnisses soll die Verwaltung den Hort bei der Suche nach passenden Räumen unterstützen. In der Sitzung hatte gleichzeitig Sozialdezernentin Elvira Garbes dem Träger aber zugesagt, dass der Hort bis zum 31.07.2024 in den Räumen bleiben darf.

Neue Räume für Hort werden gesucht

Sonst hätte der Hort sich schon dieses Jahr eine neue Bleibe suchen müssen. In der Sitzung des Stadtrates war auch deswegen hitzig über das Vorgehen der Stadtverwaltung und der Zukunft des Hortes diskutiert worden. Einige Stadtratsmitglieder warfen der Verwaltung vor, dass sie den Hort abschaffen wolle. Ein gemeinsamer Antrag von CDU, UBT, der Linken und "Der Fraktion" sah vor, die Räume für den Hort umzuwidmen. Aber der Rat stimmte dagegen.

Die Stadtverwaltung als auch das Ampelbündnis argumentierten, dass die Grundschule jetzt die Räume selbst benötige. Die Schule wolle Ganztagsschule werden und brauche mehr Platz. Die Räume lägen in einem Schulgebäude. Daher müsse der Hort weichen.

Kinder, Eltern und Erzieher haben vor dem Rathaus in Trier für den Erhalt des Horts in seinen Räumen demonstriert.
Kinder, Eltern und Erzieher haben vor dem Rathaus in Trier für den Erhalt des Horts in seinen Räumen demonstriert.

Eltern, Kinder und Mitarbeitende hatten sich vor der Sitzung vor dem Rathaus versammelt. Sie protestierten dagegen, dass dem Hort die Räume gekündigt wurden. Das brächte für alle Beteiligten Unsicherheit.

Die Kündigung für die Räume waren dem Hort einen Tag vor Heiligabend ins Haus geflattert. Hortleiterin Marion Heintz sagte dem SWR, sie sei sprachlos gewesen. Seit 33 Jahren sei der Hort in den Räumen, die zuvor viele Jahre leer gestanden hätten. Nebenan liegt die Grundschule.

Im Hort in Trier-Heiligkreuz werden derzeit fünfzig Kinder betreut - an Nachmittagen und in den Schulferien.
Im Hort in Trier-Heiligkreuz werden derzeit fünfzig Kinder betreut - an Nachmittagen und in den Schulferien.

Eltern haben viele Fragen

Unter den Eltern hatte das Vorgehen für Unverständnis gesorgt. Denn noch habe der Hort keine anderen Räume. Diese Frage treibt auch eine Mutter im Elternausschuss des Horts um. Ihre Tochter besucht den Hort jeden Nachmittag. Das Mädchen aus der zweiten Klasse muss nur über den Schulhof gehen, wenn die Schule aus ist. Im Hort bekommen die Kinder dann ein Mittagessen, das eine Köchin vor Ort frisch gekocht hat. Genau wie 50 weitere Kinder.

Ohne Räume unklare Zukunft für den Hort

Die Mutter sagt, die Stadtverwaltung lasse durch die Kündigung der Räume die Eltern im Unklaren über die weitere Betreuung der Kinder. Die Eltern wüssten nicht, wie viel sie künftig arbeiten könnten. Auf einer Elternversammlung am Montag, bei der über Betreuungssituation und eine mögliche Ganztagsschule informiert wurde, machten einige Eltern ihrem Ärger Luft.

Betreuung bis in den Abend

Ihre Kritik: sie wüssten nicht, welche Vorteile die Ganztagsschule bringe. Und was das für die Betreuungssituation bedeute. Der Hort hat bis 18 Uhr auf. Ob eine Ganztagsschule diese Zeitspanne abdecken könne, sei ihnen nicht klar. Außerdem könnten Kinder im Hort bis zum 14. Lebensjahr bleiben - das gebe Geborgenheit und biete gute Übergänge.

Jan Philipp und Lilli spielen im Hort-Heiligkreuz Karten.
Jan Philipp und Lilli spielen im Hort-Heiligkreuz Karten.

Zu wenig Betreuungsplätze

Die Stadtverwaltung argumentiert, dass eines der Probleme sei, dass aktuell nicht für jedes Kind ein Betreuungsplatz angeboten werden könne. Denn der Hort kann seit Jahren nicht alle Kinder aufnehmen, die eigentlich einen Platz bräuchten. Die Grundschule in Heiligkreuz besuchen derzeit 226 Kinder - laut Schulleitung. Daher bietet die Grundschule seit einigen Jahren sogar eine eigene Betreuung am Nachmittag an. Allerdings gebe es - genau wie für den Unterricht - zu wenig Räume.

Raumnot für die Grundschule

Und auch dort sei die Nachfrage größer als das Angebot: 80 Plätze gebe es in der Grundschulbetreuung. Die stellvertretende Schulleiterin, Jasmin Bonaventura sagt, die müsse immer wieder Eltern vertrösten, die auf einen Betreuungsplatz warteten. Und auf Wartelisten verweisen. Schon jetzt bräuchte die Betreuung der Grundschule mehr Räume. Beispielsweise werden die Kinder in Schichten in einem Vorraum der Turnhalle mit dem Mittagessen versorgt. Da könne es eng werden.

Die stellvertretende Schulleiterin der Grundschule Trier-Heiligkreuz, Jasmin Bonaventura , wünscht sich mehr Räume für die Schule.
Die stellvertretende Schulleiterin der Grundschule Trier-Heiligkreuz, Jasmin Bonaventura , wünscht sich mehr Räume für die Schule.

Kann Ganztagsschule das Problem lösen?

Die Schule wolle daher gerne Ganztagsschule werden. Dann gebe es mehr Mittel für Räume und auch zusätzliches Personal. Wann die Schule damit beginnen könne, sei noch offen. Derzeit laufe eine Befragung der Eltern. Die wiederum monieren, dass die Befragung für sie eher Fragen aufwerfe. Und dass der Hort außen vor gelassen werde - obwohl er sich großer Beliebtheit erfreue. Dabei bleibe für sie unklar, wie, wo und wie lange ihre Kinder künftig nachmittags und in den Ferien betreut werden können.

Lösung gesucht für Betreuung der Kinder

Die Schulleitung betont, dass es ihr nicht darum gehe, den Hort auszuschließen oder abzuschaffen. Gewünscht sei ein gutes Miteinander. Und dass es für verschiedene Bedürfnisse der Eltern unterschiedliche Angebote gebe - eben über Ganztagsschule, Betreuung oder Hort. Die Eltern der Hortkinder fragen sich, wie es für sie weiter geht. Und schauen sehnsüchtig in andere Stadtteile: Beispielsweise nach Trier-Feyen. Dort sei es gelungen, Ganztagsschule, Nachmittagsbetreuung und Hort auf dem Schulgelände unterzubringen. Und damit allen Betreuungsbedürfnissen von Eltern entgegenzukommen.

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